Die Inschriften des Landkreises Jena

VORWORT

Mit dem vorliegenden Band, der die Inschriften des Landkreises sowie des Stadtkreises Jena außerhalb der mittelalterlichen Stadt und ihrer unmittelbaren Vorstädte umfaßt, schließen wir an die nach sechsjähriger Verzögerung im Jahre 1992 (als fünfter Band der Berliner Reihe und erster nach der Wiederaufnahme der DI in den neuen Bundesländern) erschienene Sammlung der Inschriften der Stadt Jena an. Deren widriges Geschick hat sich auch auf den neuen Band ausgewirkt. Die Aufnahme der Inschriften konnte, nachdem die Jenaer Universität aus den bekannten Gründen uns eine Anstellung verweigerte, nur noch in den Urlaubstagen erfolgen und zog sich so über ein Jahrzehnt hin. Die jüngste Zeit brachte im Zusammenhang mit dem Sanierungsprogramm für die ostdeutschen kirchlichen Bauwerke auch für die Inschriftträger manche Veränderung mit sich, die wir nach Möglichkeit berücksichtigt haben. Leider sind auch Verluste von Inschriften zu beklagen.

Deutlicher als es in dem Jena-Band möglich gewesen ist, haben wir die Bemühungen der am Inschriftenwerk beteiligten Mitarbeiter aufgegriffen, die eine Vereinheitlichung der Editionsweise zum Ziel haben. Hierbei durften wir uns vor allem der Hilfe der Mainzer Arbeitsstelle erfreuen. Frau Dr. Y. Monsees und die Herren Dres. R. Fuchs, S. Scholz und E.J. Nikitsch haben uns nicht nur über diese Bestrebungen informiert und Einblicke in ihre eigene Arbeit gegeben, sondern auch unser Manuskript einer gründlichen und kritischen Prüfung unterzogen. Es verdankt ihnen weitaus mehr, als die gelegentliche Nennung ihrer Namen ausweist. Darüber hinaus übernahm freundlicherweise Herr Th. Tempel einen Teil der Fotoarbeiten mit bewährter Meisterschaft. Wo wir schließlich doch von den Editionsrichtlinien abweichen zu müssen glaubten, geschah dies nach reiflicher Überlegung und vor dem Hintergrund einer anderen Tradition epigraphischer Corpora, in die uns die Tätigkeit an den “Inscriptiones Graecae” der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften geführt hat.

Wir bedauern es sehr, daß wir durch die Umstände eng auf die Grenzen des Landkreises Jena verwiesen waren. Denn anders als bei dem geschlossenen Bestand der Stadt stehen die Inschriften des Landkreises in vielfacher Beziehung zu denen des umliegenden Gebietes, die zwar festgestellt, nicht aber weiter verfolgt werden konnten. Daran änderten auch einige Besuche in den Nachbarkreisen zur Aufnahme paralleler Texte nichts, auf deren Ergebnisse wir gelegentlich in den Anmerkungen eingehen. Die Einleitung zum Inschriftenkatalog ist daher im wesentlichen eine Darstellung des Materials; nur im Falle der Kryptogrammglocken haben wir methodische Fragen allgemeineren Interesses erörtert. Allerdings glauben wir, bei der Lesung der (zu fast einem Fünftel bislang unpublizierten) Inschriften an den Originalen das Mögliche getan zu haben.

Bei der Aufnahme und Bearbeitung der Inschriften konnten wir uns vielfacher Hilfe erfreuen. Die Unterlagen des damaligen Instituts für Denkmalpflege der DDR, Arbeitsstelle [Druckseite X] Erfurt, durften wir im Jahre 1985 einsehen. Auskünfte erhielten wir bereitwillig aus dem Landeskirchenarchiv Eisenach (Thüringer Pfarrerkartei) und von Prof. Dr. K. Peschel (Institut für Vor- und Frühgeschichte in Jena) und von Dr. H. Maué (Germanisches National-Museum Nürnberg, Glockenarchiv). Großes Interesse an unserer Arbeit brachten uns die Mitarbeiter der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Jena um Frau Dr. I. Kratzsch entgegen. Das sorgsam gehegte Armarium Jenense bot auch Ersatz für die uns von Dr. O. Mühlmann (†) in Nürnberg, dem hochverdienten, 1957 aus Thüringen vertriebenen Leiter der “Jenaer Denkmalwacht”, zugedachten Sonderdrucke seiner Aufsätze, die uns freilich nie erreicht haben.

Ganz besonderen Dank aber schulden wir den Superintendenten und Ortspfarrern, die uns, die wir keinen offiziellen Auftrag vorweisen konnten, auf Treu und Glauben ihre Kirchen und Archive öffneten. Stellvertretend für sie sollen Pf. H. Michaelis (Kahla) und Pf. L. Krautwurst (Göschwitz) genannt sein.

Das Werden des Bandes ging einher mit dem Heranwachsen unserer Kinder. Irene, Gregor, Agathe sowie unser Neffe Wieland haben uns auf den zahlreichen Fahrten in das Jenaer Land begleitet. Ihre Anwesenheit schuf Vertrauen, ihre Neugier ließ uns manch Verstecktes finden; ihre Fragen zu dem, was sie auf diese Weise von längst vergangener Zeit zu Gesicht bekamen, waren zugleich Fragen nach dem Sinn unseres eigenen Tuns.

Der größte Dank jedoch gebührt unseren Eltern bzw. Schwiegereltern, Edelgard und Dr. Dieter Rau in Jena-Ammerbach. Gastfrei stand uns jederzeit ihr Haus offen, wenn uns der Weg nach Jena führte. Mit stiller Liebe sorgten beide dafür, daß dies oft und gern geschah. Ihnen sei dieser Band gewidmet.

Berlin, April 1993
Luise und Klaus Hallof

Zitationshinweis:

DI 39, Landkreis Jena, Vorwort (Luise und Klaus Hallof), in: inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006e001.