Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale

Anhang 1: Die baugebundenen Inschriften des Stadtgottesackers

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 85 Anhang 1: Stadtgottesacker (2012)

A1, Nr. 17 Bogen 17 1560

Beschreibung

Bibeldichtung (AA) und Bibelzitat (AB), in vier Textblöcken nebeneinander angeordnet. Initialen mit Steinmetzzeichen (B),1) Stiftervermerk mit Widmung und Glaubensbekenntnis (C), in den Bogenzwickeln und am Bogenscheitel Medaillon mit Vollwappen. Am linken Bogenzwickel2) und am rechten Bogensegment3) Steinmetzzeichen.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. AA

    MIT · FRID · VND · FREVD · IN · GVTER · RVHE · /FROLICH · THET · ICH · MEINE · AVGEN · ZV · /VND · LEGT · MICH · SCHLAFEN · IN · MEIN · GRABa) · //WEIL · IC[H · M]EIN · HEILA[ND]T · GESEHEN · HAB [·] /DEN · DV [· FV]R · VNS · ALLE · HAST · BEREIT · /ZVM · HEI[L · DER · GA]NZEN · CHRIST(EN)HEITb) · //DA[S] · EHR · DAS · EWGE · LICHT · SOL · SEIN · /DEN · HEIDEN · ZVM · SELIGEN · SCHEIN · /VND · DAS · AVCH · ISRAEL · DAROB · //HABE · HERLIKEIT · VND · EWIGES · LOB · LVC [· 2. ·]4)

  2. AB

    VND · ZVN · ROM [·] AM · 14. · WIR · LEBEN / ODER · STERBEN · SO · SEINT · WIR · DES · H(E)RENc)5)

  3. B

    N(ICKEL) // H(OFMAN)d)

  4. C

    ANNO · DOMI(NI)e) 1560 · HABEN · DIE · ERBAREN · VND · EHRENVHESTEN · AMBROSIVS · VND · KOSMVS · QVETZf) · // · GBRVDER · DISEN · 7 · BOGEN · ZV · GEDECHTNVS · DER · FROLICHEN · AVFERSTHEVNG · AVCH · ZVM · / · GEDECHTNVS · IRES · GESCHLECHTZ · VND · ZV · EHREN · BEIDERg) · // · FREVNTSCHAFT · BAVEN · LASE(N)h) ·

Versmaß: Zehn Reimverse (AA).

Wappen:
Haller von Hallerstein6)Quetz6)Alnbeck (?)7)

Kommentar

Hervorhebenswert ist die weit ausgestellte und ausschwingende Cauda des R in A. Als Worttrenner dienen Quadrangel. Die religiöse Dichtung knüpft an die im zweiten Kapitel des Lukasevangeliums erzählte Geschichte von Jesu Geburt an.

Die Brüder Ambrosius Quetz und Cosmus Quetz (d. Ä.) ließen den Bogen vermutlich unmittelbar nach dem Tod der Barbara Haller von Hallerstein, der Ehefrau des Ambrosius, erbauen (s. Nr. 177). Neben ihrem und dem Quetz’schen Wappen steht das der meißnischen Familie von Alnbeck,8) aus der wahrscheinlich die Ehefrau des Cosmus Quetz stammte.9) Cosmus könnte sich wie Ambrosius mit einer adligen Familie versippt haben, war beiden Brüdern doch erst 1541 der Adelsstand durch kaiserlichen Erlaß bestätigt worden.10)

Textkritischer Apparat

  1. GRAB] Überschneidung der Cauda des R mit dem linken Schaft des A.
  2. CHRISTENHEIT] Ergänzung analog Anhang 1, Nr. 1C; kein Kürzungszeichen.
  3. HEREN] Sic! Kein Kürzungszeichen.
  4. Zwischen den Buchstaben ein Steinmetzzeichen.
  5. DOMINI] Als Kürzungszeichen ein Doppelpunkt.
  6. QVETZ] Danach Unterbrechung durch das Wappenmedaillon im Bogenscheitel.
  7. BEIDER] Danach Unterbrechung durch das Wappenmedaillon im Bogenscheitel.
  8. LASEN] Kürzung durch übergeschriebenen Strich.

Anmerkungen

  1. Siehe Anhang 2, Nr. 14.
  2. Ebd., Nr. 30.
  3. Ebd., Nr. 29.
  4. Bibeldichtung Luthers nach Lk 2,28–32; Luther WA 35, S. 482.
  5. Rö 14,8.
  6. Vgl. Nr. 185.
  7. Siebmacher 1605, S. 177.
  8. Kneschke 1, 1859, S. 53.
  9. Bei Dreyhaupt 2, 1750, Beylage B, S. 119 („Geschlechts-Register derer Quetze“) nicht nachgewiesen. Dagegen meint Hofestädt 2007a, besonders S. 30, es könne das Wappen der hallischen Familie Seber sein, mit der die Quetz nachweislich verschwägert waren. Diese jedoch führte wahrscheinlich ein anderes Wappen; vgl. Nr. 306.
  10. von Frank 4, 1973, S. 130.

Zitierhinweis:
DI 85 Anhang 1, Stadtgottesacker, A1, Nr. 17 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004a1001700.