Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 153 Domkreuzgang 1503

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Konrad vom Stain zum Rechtenstein. Im Nordflügel im fünften Joch an der Nordwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche im nördlichen Seitenschiff1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem Bogen aus Astwerk Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet; in der linken unteren Ecke sein Wappenschild. Besonders in der rechten und unteren Schriftleiste zahlreiche Fehlstellen durch Abbröckeln.

Maße: H. 220 cm, B. 114 cm, Bu. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · M · ccccc · tercio · / die · vero · xxiiijta a) · mensis · septembris · Obyt · ven(erabi)lisb) · d(omi)n(u)s / Conradus · vom · Stain / Can(oni)cvsc) · frisingen(sis) · cui(us) · a(n)ima · in · pace · Requiescatd) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1503 und zwar am 24. Tag des Monats September starb der ehrwürdige Herr Konrad vom Stain, Freisinger Kanoniker. Seine Seele ruhe in Frieden.

Wappen:
Vom Stain2).

Kommentar

Die Schrift wird von Volker Liedke dem Wasserburger Bildhauer Wolfgang Leb zugeschrieben3); vgl. auch Einleitung CIII.

Konrad vom Stain zum Rechtenstein entstammte einem schwäbischen Adelsgeschlecht, das später noch drei weitere Freisinger Domherren stellte. 1451 erhielt er ein Kanonikat am Freisinger Domstift und dürfte bald danach von Johannes Türndl das Amt des Domscholasters übernommen haben, in dem er bis 1501 belegt ist4). Außerdem ist er als Freisinger Chorrichter (Vorstand des Ehegerichts) 1455 nachweisbar5). Konrad vom Stain gehört neben Generalvikar Johannes Stadler zu den Mitunterzeichnern der Gründungsurkunde der Universität Ingolstadt 14726). Von ihm sind Jahrtagsstiftungen nach St. Johannes Baptist7) und an die Domkirche8) dokumentiert.

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach kopialer Überlieferung erneuert wird: CONRADVS DE STAIN CAN(ONICVS) ET SCHOLASTICVS O(BIIT) / A(NN)O 1503. 24 SEPT(EMBRIS)9).

Im nördlichen Seitenschiff der Benediktuskirche gibt es außerdem eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: + / CONRA(DVS) / A STAIN. / CAN(ONICVS) O(BIIT) 1503. / 24. SEPT(EMBRIS) / +10).

Textkritischer Apparat

  1. iiij mit Punkten.
  2. lis hochgestellt.
  3. cvs hochgestellt.
  4. Worttrennzeichen quadrangelförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r.
  2. Bay 58 (Tafel 61).
  3. Liedke, Hanns Peurlin 97; Wasserburg a. Inn, Lkr. Rosenheim.
  4. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r; Deutinger, Schulwesen 508 Nr. 22; Wiedemann, Urkunden 318.
  5. Monumenta Boica XX 462; Deutinger, Schulwesen 508 Nr. 22.
  6. Deutinger, Schulwesen 508 Nr. 22.
  7. BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 30 fol. 9v; BayHStA KL Freising – St. Johann Collegiatstift Nr. 31 fol. 2v.
  8. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 55; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 31v.
  9. Vgl. BSB Oefeleana 10 IV p. 127; AEM H 482a p. 909; BSB Cgm 1718 1 nach p. 452; AEM H 64 p. 604; AEM H 465 fol. 244r.
  10. Vgl. AEM H 76 p. 297; Schlecht, Inschriften IV 110 Nr. 26.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 53r; BSB Cgm 1724 p. 227 Nr. 55; BSB Oefeleana 10 IV p. 127; BSB Cgm 1717 p. 820; AEM H 482a p. 907, 909; BSB Cgm 1718 p. 450, 1 nach p. 452; AEM H 76 p. 319; HVO Ms. 318 fol. 63r; AEM H 477 p. 748; AEM H 61 p. 202; AEM H 465 fol. 243r, 244r, Appendix fol. 9r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 10 Nr. 74; Deutinger, Schulwesen 508 Nr. 22; HVF U XI 11 p. 9 Nr. 75; Schlecht, Inschriften V 12 Nr. 16; Liedke, Hanns Peurlin 97, Abb. 81; Glaser, Grabsteinbuch 346 Nr. 129.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 153 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0015309.