Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 133 Domkreuzgang 1488

Beschreibung

Figurale Grabplatte für den Domherrn Konrad Aichelstain. Im Südflügel im sechsten Joch an der Südwand. Ursprünglich in der Benediktuskirche im Boden des nördlichen Seitenschiffs vor dem Barbaraaltar1), seit 1716 am heutigen Standort. Adneter Kalkstein. Erhaben gearbeitete Umschrift zwischen zwei Leisten, nach innen gerichtet. Im Mittelfeld unter einem aus Astwerk gebildeten Tudorbogen Darstellung des Verstorbenen im Chorgewand mit Almucia, auf dem Kopf ein Birett, die Hände zum Gebet gefaltet; zu seinen Füßen sein Wappenschild, die Schriftleiste unterbrechend. Die Ränder beschädigt.

Maße: H. 192,5 cm, B. 87 cm, Bu. 7,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno · d(omi)ni · Mo · cccco · lxxxviii · die / Vndecima · Marcya) · obyt · Venerabilis · Vir · Dominus / Conradusb) // Aichelstai[n] / decretoru(m) · licenciatus · Canonicus · eclesiec) · Frisingen(sis)d) ·

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1488 am 11. März starb der ehrwürdige Mann Herr Konrad Aichelstain, Lizentiat des Kirchenrechts, Kanoniker der Freisinger Kirche.

Wappen:
Aichelstain2).

Kommentar

Die Wortabstände in der zweiten Hälfte der rechten Längsseite sind aus nicht erkennbarem Grund unregelmäßig ausgeführt. Die Gestaltung der Schrift weist zahlreiche markante Eigenheiten auf, die bisher noch keiner Werkstätte zugewiesen werden konnten, vgl. Einleitung CIII.

Der aus Nürnberg stammende Konrad Aichelstain wird erstmals 1455 als vicarius perpetuus des Dreifaltigkeitsaltars im Eichstätter Dom faßbar3). 1463 noch als Syndikus der Stadt Nürnberg belegt4), erhielt er 1464 ein Kanonikat am Freisinger Domstift5), seit etwa 1480 gehörte er auch dem Domkapitel an6). 1481 erhielt er als Pfarrer von Halsbach Befreiung von der Residenzpflicht7). Konrad Aichelstain tätigte umfangreiche Meßstiftungen, so veranlaßte er 1476 drei Stiftungen an das Kloster Weihenstephan, darunter auch eine tägliche Messe auf den Allerheiligenaltar8), 1485 machte er Stiftungen zur Feier der Empfängnis Mariä für die Dominikaner in Landshut und die Augustiner in München9), dazu kamen Meßstiftungen an die Freisinger Domkirche10). Ebenso stiftete er 1481 für die Kirche in Pang einen mehrteiligen Flügelaltar, auf dessen rechtem Flügel mit der Darstellung des Todes Mariä er sich als kniender Orant samt seinem Wappenschild abbilden ließ; drei doppelseitig bemalte Flügel des Altars haben sich im Diözesanmuseum erhalten (Inv.-Nr. P 255-257, die Tafel mit der Stifterdarstellung: P 257)11).

Über der Platte befindet sich eine gemalte Tafel mit Inschrift von 1716, die voraussichtlich 2011 nach Befund und kopialer Überlieferung erneuert wird: CONRADVS AICHELSTAIN D(OCTO)R CAN(ONICVS) O(BIIT) / A(NN)O 1488. 11 MART(II)12).

Außerdem gibt es im nördlichen Seitenschiff eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit der Inschrift: + / CONRA(DVS) / AICHELSTAIN. / LIC(ENTIATVS) CAN(ONICVS) O(BIIT) 1488. / 11. MAR(TII) / +13).

Textkritischer Apparat

  1. Rechter Schrägschaft des y nachgetragen.
  2. Nachfolgend Unterbrechung durch den Wappenschild.
  3. Sic!
  4. Worttrennzeichen punktförmig.

Anmerkungen

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r; AEM H 76 p. 297.
  2. Auf einem Dreiberg ein Baumstamm, aus dem eine Eichel herauswächst.
  3. Monumenta Boica XXXIII,2 124 Nr. CXXV.
  4. Schlecht, Pius III. 15.
  5. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r.
  6. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r.
  7. Scherg, Bavarica 71f. Nr. 527; Halsbach, Lkr. Altötting.
  8. BSB Clm 21556 fol. 19r; BSB Clm 1026 fol. 24v; BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r; BSB Clm 27154 p. 115; Gentner, Weihenstephan 93; MGH Necrologia III Weihenstephanense 207.
  9. AEM Nachlaß Boegl Nr. 33 (Domherren 3).
  10. BayHStA HL Freising Nr. 569 p. 16; BayHStA HL Freising Nr. 570 fol. 26r, 26v; BayHStA HL Freising Nr. 573; AEM H 80 p. 35.
  11. Hoffmann, Kunstaltertümer 286-288 bzw. 78-80 (Sonderdr.); Pfarrk. Mariä Himmelfahrt in Pang, Stadt Rosenheim, bis 1803 zum Stift Schliersee gehörig (Provenienz nach dem Inventar des Diözesanmuseums).
  12. Vgl. AEM H 482a p. 31; BSB Cgm 1718 1 vor p. 13; AEM H 64 p. 613; AEM H 465 fol. 16r.
  13. BSB Oefeleana 10 IV p. 202; AEM H 76 p. 297; Schlecht, Inschriften IV 109 Nr. 22.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 2r; BSB Cgm 1724 p. 6 Nr. 20; BSB Oefeleana 10 IV p. 97; BSB Cgm 1717 p. 22; AEM H 482a p. 31, 35; BSB Cgm 1718 p. 9, 1 vor p. 13; AEM H 76 p. 331; HVO Ms. 318 fol. 61r; AEM H 477 p. 748; AEM H 61 p. 200; AEM H 465 fol. 13v, 16r; AEM H 466; HVO Geissiana 454 p. 9 Nr. 68; HVF U XI 11 p. 8 Nr. 69; Schlecht, Inschriften III 58f. Nr. 18; Glaser, Grabsteinbuch 344 Nr. 123.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 133 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0013305.