Die Inschriften der Stadt Freising: Anhang C

Hinweise: Die folgende Aufstellung enthält Inschriften, deren kopiale Überlieferung eine fehlerhafte Datierung mitteilt oder deren vorgebliche Existenz vor allem in einer unklaren Quellensituation begründet liegt. Diese Inschriften haben also de facto in dieser Form teilweise oder als Ganzes niemals existiert.

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69 Anhang C: Stadt Freising (2010)

C1, Nr. 15 Dom Mariä Geburt und St. Korbinian vor 1638

Kommentar

In dem von Tobias Fendt 1638 veröffentlichten Werk Monvmenta illvstrivm virorvm findet sich u. a. auch eines der beiden Elogien, die Rahewin († vor 1177) auf den Tod des Freisinger Bischofs Otto I. (1138-1158) verfaßt und der Fortsetzung der Gesta Friderici Imperatoris einverleibt hat1). Nach eigenem Bekunden ließ Rahewin die Texte am Grabmal Ottos in Morimond anbringen (hoc epithaphium composui et tumulo eius inscribi feci)2). Der Kupferstich bei Fendt zeigt eine querformatige Ädikula-Architektur mit ionischen Säulen und einem Schweifgiebel, im Feld das aus zehn Hexametern bestehende Elogium QVICQVID IN ORBE … in Renaissance-Kapitalis, darunter eine Arabeske. Für Verwirrung sorgt dabei die Unterschrift Frisingae / Ottonis Frisingensis, die an Freising als Standort des Epitaphs denken läßt3). Damit aber hätte es zusätzlich zum beschrifteten Grabmal Ottos in Morimond auch eine Gedenkinschrift in Freising gegeben. Zwar ist davon auszugehen, daß eine größere Anzahl von Grabdenkmälern in Freising unterging, bevor sie durch Veit Arnpeck oder Bischof Eckher erfaßt worden sind; ein als Wandgrabmal konzipiertes Epitaph für Bischof Otto I., das – dem Kupferstich nach zu schließen – der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts angehört hätte, wäre jedoch kaum unerwähnt geblieben. Es hätte vermutlich auch noch Eingang in das Grabsteinbuch von Bischof Eckher gefunden, da sich zwischen der Publikation des Epitaphs im Stich 1638 und Eckhers Inschriftensammlung (begonnen um 1680/85) keine einschneidenden Baumaßnahmen im Dom ereignet haben, die einen Verlust nahelegen. Der Vermerk Frisingae ist demnach als irrig aufzufassen.

Anmerkungen

  1. Tobias Fendt: Monvmenta illvstrivm virorvm et elogia cura ac studio Marci Zverii Boxhornii. Amsterdam 1638, 71. Beide Elogien sind auch im Liber de gestis episcoporum Frisingensium des Veit Arnpeck enthalten, s. Leidinger, Veit Arnpeck 874-876. Zur Verbreitung der Werke des Otto von Freising s. Benker, Drucke Ottos.
  2. MGH SS rer. germ. XLVI 252-254; Grill, Grab Ottos.
  3. Wie Anm. 1. Abbildung des Kupferstichs in Goerge, Neustift 15.

Zitierhinweis:
DI 69 Anhang C, Stadt Freising, C1, Nr. 15 (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012c1001500.