Inschriftenkatalog: Gandersheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 2: Kanonissenstift Gandersheim (2011)

Nr. 33 Bad Gandersheim, Stiftskirche 1550 o. später

Für eine aktualisierte Fassung dieser Katalognummer, siehe DI96 G1 Nr. 33.

Beschreibung

Relief. Stein. Im westlichen Querbau des Südflügels in die Ostwand eingelassen. Der oben durch einen Flachbogen abgeschlossene rechteckige Stein zeigt in einem mehrfach profilierten Rundmedaillon die rechte Hand Gottes, deren drei Finger nach oben zeigen. Links neben dem Medaillon ein blattartig gestalteter Baum, rechts eine Palmette. Inschrift A unten links und rechts neben dem Medaillon spiegelverkehrt eingehauen, B oben links. Ein weiterer, möglicherweise als D zu identifizierender Buchstabe oben rechts.

Maße: H.: 52,5 cm; B.: 69 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Inga Finck [1/1]

  1. A

    A R +a) E Cb)

  2. B

    V Tc)

Kommentar

Steinacker vermutet, daß der Stein zu dem im Jahr 1007 geweihten Bau der Stiftskirche gehört.1) Für das Relief ist diese Datierung wohl zutreffend, die in Inschrift A verwendeten Kapitalisformen weisen die Inschrift aber eher als neuzeitlich aus, ohne daß man diesen Zeitraum näher eingrenzen könnte: Bei A ist keine Linksschrägenverstärkung zu erkennen, C ist in einer schlanken Form ausgeführt mit nahezu serifenartig konstruierten Sporen. Der Mittelbalken des E ist nur halb so lang wie der obere Balken. Sofern die Störung in der Oberfläche noch eine sichere Interpretation des Befunds erlaubt, ist der untere Balken des E ebenfalls deutlich länger als der mittlere. Eine solche Form des E spricht gegen eine Entstehung der Inschrift im 11. Jahrhundert, ist aber in der frühneuzeitlichen Kapitalis häufig anzutreffen.2) Bei R reicht der Bogen nicht bis an den Schaft heran, auch die Cauda setzt am Bogen, nicht am Schaft an. Die ungewöhnliche Form des A mit dem – wenn man von spiegelverkehrter Ausführung ausgeht – nach rechts überstehenden Mittelbalken weist keine für die Datierung relevanten Merkmale auf. Insgesamt deutet der Schriftbefund darauf hin, daß Inschrift A frühestens in der Renaissancezeit angebracht wurde; inwieweit das auch für die Inschrift B zutreffen könnte, läßt sich aus den Buchstabenresten nicht mehr ermitteln.

Textkritischer Apparat

  1. Kreuz hochgestellt.
  2. A R + E C] Bei anderer Leserichtung C E + R A. Die Buchstabenfolge ergibt keinen sinnvollen Text.
  3. V T] Unsichere Lesung.

Anmerkungen

  1. Steinacker in Kdm. Kreis Gandersheim, S. 164.
  2. Z. B. DI 56 (Stadt Braunschweig II), Nr. 498 mit Abb. 26; Nr. 648 mit Abb. 44; DI 58 (Stadt Hildesheim), Nr. 442 mit Abb. 140 u. ö.

Nachweise

  1. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 164.

Zitierhinweis:
DIO 2, Kanonissenstift Gandersheim, Nr. 33 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio002g001k0003307.