Die Inschriften der Stadt Braunschweig bis 1528

2. Die Inschriften der Stadt Braunschweig – Ihre Einordnung in die Stadtgeschichte

Die Stadtgeschichte Braunschweigs ist seit dem 18. Jahrhundert mehrfach umfassend dargestellt worden. Daneben steht eine große Zahl von Untersuchungen zur Bau-, Wirtschafts- und Sozial- und zur Kunstgeschichte. Sinnvoller als eine allgemeine historische Übersicht erscheint deshalb eine Einordnung der erhaltenen und kopial überlieferten Inschriften in die Stadtgeschichte bis zum Reformationsjahr 1528.

Die Gründungslegende, nach der der sächsische Herzog Dankward die herzogliche Burg Dankwarderode und sein Bruder Bruno die Stadt Brunswik erbaut und begründet haben sollen, erscheint erstmals im 13. Jahrhundert in der sächsischen Chronistik1). Das sagenhafte Datum dieser frühen Grün-[Druckseite XIII]-dung im Jahr 861, das seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Turm der am Eiermarkt gelegenen Jacobskirche zu lesen war (Nr. 288), galt noch am Anfang des 18. Jahrhunderts als glaubwürdiges Zeugnis für die Stadtgründung, und St. Jakob wurde neben der ehemaligen Burgkirche als älteste städtische Kirche angesehen2). 1861 feierte die Stadt ihr – freilich schon damals umstrittenes – 1000-jähriges Bestehen. Grabungen in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts stießen auf Fundamente und Mauerreste des 9. Jahrhunderts im Umkreis der Kirche3). Damit schien eine Bestätigung der Stadtgründungslegende gegeben. Neuere Grabungen im Stadtgebiet führten jedoch zu der Annahme, daß eher der Kohlmarkt mit einem Vorgängerbau der ehemaligen Kirche St. Ulrici als Zentrum eines frühen Marktortes des 9. Jahrhunderts anzusehen sei4). Damit rücken die Anfänge der Stadt um einiges näher an die herrschaftliche Burg auf der östlich gelegenen erhöhten und befestigten Okerinsel heran, die die Okerfurt und damit die beiden sich dort in ost-westlicher und nord-südlicher Richtung kreuzenden Handelswege schützte. Die Straße von Magdeburg nach Hildesheim führte an der dem Herrschaftssitz grundherrlich verbundenen villa brunesguik, der späteren Altwiek, nördlich vorbei. Hier wurde 1031 die früheste bezeugte Kirche Braunschweigs, St. Magni, von Bischof Branthag von Halberstadt geweiht5). Die Dotierung dieser Kirche durch den adligen Besitzer der Dorfes wurde von dem auf der nahegelegenen Burg Dankwarderode ansässigen Brunonengrafen Liudolf bestätigt und durch eine weitere Schenkung ergänzt. Um 1030 weihte Bischof Godehard von Hildesheim auch die Ulrichskirche des Marktortes und die von Liudolf und seiner Gemahlin Gerdrud erbaute Stiftskirche6). Sie wurde noch 1067 in einer Stiftung des Propstes Athelold nach dem Burgsitz Thancguarderoth genannt7).

Die Liudolfinger oder Brunonen, die mehrere zusammenhängende Komitate im Bereich zwischen Weser und Aller beherrschten, treten erst im 10. Jahrhundert mit Namen hervor. Am Anfang des 11. Jahrhunderts folgte auf einen princeps Bruno († 1010) sein Sohn, der comes Liudolf. Er war durch die Wiederverheiratung seiner Mutter, Gisela von Schwaben, mit dem späteren Kaiser Konrad II. Stiefsohn des Kaisers geworden und wahrscheinlich öfter in dessen Umgebung zu finden. Nach Liudolfs frühem Tod im Jahr 1038 übernahm seine Gemahlin Gerdrud, deren Stiftungen den Namen durchgehend in dieser Form schreiben, die Herrschaft. Ihr kam es offenbar weniger auf den Ausbau territorialer Interessen als auf die Ausstattung der Stiftskirche und die Wahrung des dynastischen Anspruchs für ihre Kinder und deren Nachkommen an. Zu ihren Stiftungen gehören zwei goldene Stabkreuze (Nr. 1, 2) und ein künstlerisch bemerkenswerter Tragaltar (Nr. 3). Während die in Schmuck und Größe schlichteren Vortrage- oder Altarkreuze dem Seelenheil der Stifter gewidmet waren, tritt der dynastische Anspruch in den Figuren Konstantins und Helenas, die das Kreuz verehren, auf der linken Schmalseite des Tragaltars programmatisch ins Blickfeld, da diese von den Hll. Sigismund und Adelheid begleitet sind, die auf burgundisch-ottonische Verwandtschaftsbindung der Brunonen verweisen. Die Verehrung des Hl. Kreuzes hatte in Braunschweig bis ins späte 15. Jahrhundert hohen Rang (vgl. Nr. 6, 23 [D3–L3], 216). Auf dem zweiten, ihrem Seelenheil gestifteten Kreuz (Nr. 2) ließ sich Gerdrud auf der Rückseite am Fuß des Kreuzstammes als Orantin abbilden. Die Stiftskirche war nicht nur Maria und dem Hl. Kreuz, Petrus, Paulus, Johannes d. T. und Blasius und einer Reihe von Heiligen und Märtyrern geweiht; in Konstantin und Helena konnte die comitissa Gerdrud für sich und ihren – nach dem Tod ihres ersten Sohnes Brun im Jahr 1057 – einzigen Sohn Egbert ein hagiologisches [Druckseite XIV] Vorbild finden. Egbert wurde 1067 mit der Markgrafschaft Meißen belehnt, starb jedoch 1068 noch vor seiner Mutter, deren Todesdatum 1077 eine Bleitafel (Nr. 4) und die Memorienbücher des Stifts St. Blasii überliefern7). Wieweit Liudolf an der Gründung des Burgstifts beteiligt war, ist aus den Quellen nicht zu ersehen. Es existiert weder eine Nachricht über den Ort seiner Bestattung, noch gab es in Braunschweig eine Memorienstiftung für ihn. Alles deutet darauf hin, daß allein Gerdrud den zentralen Begräbnisplatz als Stifterin in der Krypta erhielt. Oberhalb ihrer Tumba stand ein Marienaltar8). Der erste bekannte Propst des Stifts war Adelvoldus (auch Atheloldus; vor 1068-1100), der Grundbesitz und Bücher zu dessen Ausstattung beisteuerte9). Von ihm stammt auch der dem hl. Blasius gestiftete Tragaltar (Nr. 7). Zwei weitere Tragaltäre (Nr. 8, 9) und das Sigismund-Armreliquiar (Nr. 29) wurden möglicherweise von Mitgliedern des brunonischen Hauses gestiftet, um den Vorfahren und Märtyrerkönig in der Braunschweiger Kirche zu ehren. Die Stücke gehörten am Ende des 11. Jahrhunderts zur Ausstattung der Stiftskirche10). Aus den in einer Notiz des frühen 12. Jahrhunderts überlieferten sechs Altarstiftungen lassen sich Umfang und Grundriß der Kirche als dreischiffige Basilika mit zwei Kapellen unterhalb der Westwerktürme rekonstruieren11).

In der städtischen Chronistik späterer Jahrhunderte trat die Gestalt der Gräfin Gerdrud hinter der ihrer Enkelin Gerthrud, der Tochter Egberts I., zurück. Auch sie, die marchionissa, hat der Braunschweiger Kirche fromme Stiftungen zugewendet, darunter wahrscheinlich das Armreliquiar des hl. Blasius, dessen Stifterinschrift auf der Standfläche ihren Namen trägt (Nr. 5). Sie gründete 1115 das Marien-(später Ägidien-)Kloster, dessen Gründungslegende ihr nicht nur den ‚frommen Raub‘ der Gebeine des nachmaligen Stadtpatrons St. Auctor aus Trier zuschrieb, sondern in ähnlicher Weise auch die Translation einiger kostbarer Reliquien des hl. Ägidius und anderer Heiliger aus Frankreich12). Gerthrud II. wurde 1090, nach der Ermordung ihres in die Kämpfe des sächsischen Adels gegen Kaiser Heinrich IV. verwickelten Bruders Egbert IL, Erbin der brunonischen Herrschaft13). Sie verheiratete ihre Tochter Richenza mit Lothar von Süpplingenburg, dem späteren Kaiser Lothar III., dem auf diese Weise zu seinen eigenen Gütern ein beträchtliches Erbe zufiel. Dieses Erbe brachte Lothars einzige Tochter Gertrud dem Welfen Heinrich dem Stolzen zu, mit dem sie 1127 verheiratet wurde. Ihr Sohn Heinrich der Löwe erbte nach dem frühen Tod des Vaters 1139 zugleich mit dem Titel eines Herzogs von Bayern und Sachsen einen umfangreichen territorialen Komplex mit unterschiedlichen Rechts- und Besitzmodalitäten, die der Anlaß für seine Expansionspolitik nach Norden und Osten wurden. Als Heinrich im Jahr 1142 die Herrschaft im Herzogtum Sachsen antrat, fand er am Ort der späteren Stadt Braunschweig fünf bestehende, noch unverbundene Siedlungszentren vor: die alte Burg und das Stift der Brunonen auf der Okerinsel, die Altstadt als Kaufmannssiedlung um Ulricikirche und Eiermarkt, das Dorf Brunswik mit der Magnikirche, das Ägidienkloster und das wohl 1090 von Markgraf Egbert II. gestiftete Cyriacusstift14). Es wird angenommen, daß der Altstadt durch Lothar III. um oder vor 1130 das Stadtrecht verliehen wurde15). Am Rand der Altstadt entstand um 1158 an der Michae-[Druckseite XV]-liskirche eine von Kleinhandwerkern und Gärtnern bewohnte Siedlung16). Diesem noch nicht geschlossenen Stadtkomplex wurde um 1160 als weiteres Weichbild der Hagen, eine Handwerkersiedlung mit eigenem Recht, angegliedert. Die erste Umwallung der räumlich zusammenwachsenden Siedlungen, in die das Dorf Brunswik und das Stift St. Cyriacus noch nicht einbezogen waren, wird um 1166 angenommen. Dies bedeutete jedoch noch nicht den rechtlichen Zusammenschluß der Stadt17). Im Mittelpunkt dieses sich nun verdichtenden Komplexes, dessen Bevölkerung seit der Mitte des 12. Jahrhunderts schnell zunahm, lag die herrschaftliche Burg, vor der als Rechts- und Gerichtszeichen der bronzene Löwe aufgestellt war. In seinem im Lauf der Jahrhunderte mehrfach erneuerten Sockel wurde 1858 eine rechteckige Steinplatte mit einer rätselhaften, auf den Ort und den Rechtscharakter hinweisenden mittelhochdeutschen Inschrift gefunden, deren nur als Zeichnung erhaltene Abschrift die Anlehnung an eine gotische Majuskel erkennen läßt (Nr. 410). Der Braunschweiger Löwe erschien als Herrschaftssymbol zunächst auf Münzen und Siegeln Heinrichs, 1231 dann aber auch auf dem Stadtsiegel18). Er blieb bis heute in verschiedenen Ausprägungen das Symbol zur Kennzeichnung städtischen Rechts und Besitzes auf Brunnen (Nr. 83), an Brücken und Stadttoren (z.B. Nr. 110, 142), auf den Schwellbalken der in städtischem Besitz befindlichen Häuser (z.B. Nr. 250) oder auf dem Beschauzeichen der Goldschmiedegilde19). Mit der baulichen Erneuerung der Burg Dankwarderode zu einer Pfalz nach Goslarer Vorbild, mit deren Beginn etwa für das Ende des siebten Jahrzehnts des 12. Jahrhunderts gerechnet wird, bekam Braunschweig den Charakter einer frühen Fürstenresidenz20). Die Stadt wurde, abgesehen von den Jahren der Verbannung nach 1180, zum Hauptaufenthaltsort Herzog Heinrichs des Löwen. 1172 trat er in Begleitung einer großen Gesellschaft von hohen Geistlichen und namhaften Adligen seines sächsischen Herrschaftsgebietes eine Pilgerfahrt ins Hl. Land an, in deren Verlauf er am Hof Kaiser Manuels in Byzanz mit königlichem Zeremoniell empfangen und mit reichen Geschenken entlassen wurde. In den Deutungen der von ihm konzipierten und wahrscheinlich von seinen Söhnen vollendeten Wandmalereien von St. Blasii ist verschiedentlich vermutet worden, daß diese den tiefen Eindruck widerspiegeln, den der Besuch der heiligen Stätten bei Heinrich hinterließ21). Guten Grund zu dieser Annahme gibt die Darstellung des Himmlischen Jerusalem im Vierungsgewölbe mit sechs Szenen aus dem Leben Christi im Mittelpunkt, deren Handlungsorte Heinrich nachweislich besucht hatte. An die in der zeitgenössischen Chronistik gut dokumentierte Pilgerfahrt knüpften sich später sagenhafte Motive z.B. aus dem Herzog Ernst-Stoffkreis an, die im 14. Jahrhundert in einem Teppich verarbeitet wurden (Nr. 66). Auch eine Bildtafel der Zeit um 1400 (Nr. 72) zeigt Heinrich und seine Gemahlin Mathilde in einer nach der legendarischen Überlieferung gestalteten Abschiedsszene.

Nach seiner Heimkehr im Jahr 1173 begann Heinrich mit der Niederlegung der alten Stiftskirche und dem umfangreichen Neubau, der in den Gesamtkomplex der pfalzartigen Anlage einbezogen wurde und für das sächsische Herrschaftsgebiet neuartige und beispielhafte Architekturformen aufwies. Das gilt namentlich für die möglicherweise in Anlehnung an den Hildesheimer Dom bis unter die Vierung erweiterte Krypta, die die brunonischen Stiftergräber einbezog und die Memorialstiftungen der Herrscherfamilie aufnahm22). Neu war auch die einheitliche Überwölbung der drei Schiffe, des Querhauses und des Hohen Chores. Zusammen mit den achteckigen Westwerktürmen wurde diese Anlage maßgebend für die weiteren Kirchenbauten Heinrichs und für die späteren Erweiterungen der Braunschweiger Stadtkirchen23). Die Ausstattung der Stiftskirche mit ‚Bildern‘, Säulen, Leuchter, Altar und Reliquiaren kommt in einem Exkurs über die Inschriften im Umkreis Heinrichs des Löwen zur Sprache (S. XIX-XXIII).

[Druckseite XVI] Der exzeptionell frühe, konsequente Plan einer landesherrlichen Residenz, die Hauptaufenthaltsort, Herrschaftsmittelpunkt und Grablege der Dynastie umfaßte, konnte schon von Heinrichs Söhnen nicht mehr aufrechterhalten werden. Zwar stützte sich Otto IV. als erster deutscher König auf eine landesfürstliche Hauptstadt und förderte die Stadt durch eine weitere Befestigung des Mauerrings, der nun auch die vielleicht von ihm gegründete Neustadt einbezog. Doch kann bei seinem selten längeren Verweilen von einer Residenz kaum die Rede sein; die Möglichkeit einer „zentralen Königstadt“24) ließ sich zu Anfang des 13. Jahrhunderts mit den Pflichten imperialer Präsenz im Reich nicht vereinen. Ottos Bruder, Pfalzgraf Heinrich, hat nach Ottos Tod 1218 das Erbe bewahrt und besonders die Stiftskirche St. Blasii gefördert25). Die Bau- und Stiftungstätigkeit Herzog Ottos (genannt das Kind) und der nachfolgenden Herzöge wie auch die Ausbildung einer herzoglichen Kanzlei ließen Braunschweig noch bis über die Mitte des 14. Jahrhunderts hinaus gelegentlich als Verwaltungsmittelpunkt der Landesherrschaft erscheinen, obwohl diese durch Erbteilung und Pfandpolitik bereits erheblich gemindert war26). Das wirtschaftliche Erstarken Braunschweigs und das Zusammenwachsen der fünf Stadtteile mit einem gemeinsamen Rat seit 1269, der schrittweise vorgenommene Erwerb der stadtherrlichen Rechte, vor allem der Gerichtsvogtei, der 1345 abgeschlossen war, wie auch die Verfügung über Münze, Zölle und Mühlen drängte den Landesherrn aus der Stadt. Die Braunschweiger Huldigungsordnung von 1345 erkennt den bei seinem Regierungsantritt die städtischen Privilegien bessernden und bestätigenden Stadtherrn an und verweigert ihm nicht den Huldigungseid, doch werden weitergehende Verpflichtungen abgelehnt27). Das wachsende Autonomiestreben der Stadt zeigt auch der mit einem fast reichsstädtisch zu nennenden Wappenprogramm und Inschriften verzierte, 1408 errichtete Altstadtbrunnen (Nr. 83).

Seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts läßt sich die Tendenz des herzoglichen Hauses feststellen, den Aufenthaltsort von Braunschweig nach Wolfenbüttel zu verlegen. Seit dem 15. Jahrhundert ist Braunschweig nicht mehr als herzogliche Residenz anzusehen28). Doch verlor es allein durch den Namen des Herrschergeschlechts nie die Hauptstadtfunktion und gab diese auch nicht von sich aus auf, wie Inschriften und städtische Traditionen zeigen. Die Burg und die Stiftskirche blieben in der Hand der Herzöge. Die von ihnen vorgenommenen baulichen Erweiterungen (vgl. Nr. 33), die Stiftungen von Reliquien und Reliquiaren (Nr. 32, 42)29), das Aufhängen von Gedächtnistafeln (Nr. 72, 294), besonders aber die Tradition der Grablege hielten die Bindung an die welfische Familie aufrecht30). Die Folge der seit der Brunonengräfin Gerdrud im ‚Dom‘ bestatteten Herzöge und ihrer Gemahlinnen konnte von der sog. Tabula Blasiana, der Fürstentafel, die an einem Pfeiler neben dem Grab Heinrichs des Löwen hing, abgelesen werden (Nr. 356). Die von 1367 bis in das 16. Jahrhundert hinein fortgesetzte Tradition, die von den Herzögen und der Stadt in Kriegen und Fehden gemeinsam errungenen Siege inschriftlich neben dem Portal und im Kreuzgang der franziskanischen Brüdernkirche zu dokumentieren (Nr. 48, 59), bestätigt die Verbundenheit von Stadt und Stadtherrn. Sie zeigt gleichzeitig die integrierende Rolle, die die seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vom Landesherrn geförderten Franziskaner, deren Kloster vor 1244 gegründet wurde, in Braunschweig spielten. Ihr Remter diente auch dem Rat immer wieder als Versammlungsort31). Aus den Texten der Siegesinschriften geht nicht hervor, ob der Rat, die Herzöge oder etwa die Franziskaner selbst die Inschriften anbringen ließen. Der Stolz der Bürger auf die historische Verbundenheit mit illustren kaiserlichen und königlichen Stadtherren zeigte sich besonders an den Skulpturen der Laube des Altstadtrathauses, die jedoch nicht mit Inschriften versehen [Druckseite XVII] waren. Die geharnischte Figur und das Wappen des Stadtherrn beherrschten auch die Stadttore (Nr. 255, 258).

Die Konfrontation der einen reichsstadtähnlichen Status anstrebenden Stadt mit einem zunehmend feindselig reagierenden Landesherrn im 16. und 17. Jahrhundert, die sich gelegentlich schon in den Schriften Hermen Botes angekündigt hatte32), darf noch nicht auf das Verhältnis im 14. und frühen 15. Jahrhundert bezogen werden. Die Inschriften der Stadt Braunschweig waren bis über das Jahr 1300 hinaus mehr oder weniger diejenigen der Herzöge von Braunschweig.

In der Chronologie dieses Bandes zeichnet sich seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts ein deutlicher Bruch zwischen den Inschriften der herzoglichen Stiftungen und der im Lauf des Jahrhunderts zunehmenden Zahl städtischer Inschriften ab. Vom dritten Viertel des 14. Jahrhunderts bis zum Reformationsjahr 1528 bestimmen die niederdeutschen städtischen Bauinschriften, die in konventionellen Formen gehaltenen Sepulchralinschriften und vor allem die sich aus frühen Kurzformen der reinen Datumsangabe entwickelnden Hausinschriften die öffentlich präsentierte Schriftlichkeit der städtischen Gesellschaft. Bezüge zur Stadtgeschichte, zur aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation der Stadt oder zu religiösen Themen des Spätmittelalters ergeben sich aus ihnen nur in wenigen Fällen. Deshalb sollen im folgenden nur einige bezeichnende Ausnahmen genannt und schließlich auf einige Inschriften von historiographischem Interesse eingegangen werden.

Die erste ‚bürgerliche‘ Inschrift, kurz vor oder um 1300 in Sandstein gehauen, bezieht sich auf eine Memorienstiftung eines Bürgers und Ratsherrn der Altstadt, Daniel von Pattenhusen (Nr. 28), der die Ausstattung einer Kapelle in der Benediktiner-Klosterkirche St. Ägidien und ein ewiges Licht für das Dormitorium der Brüder gestiftet hatte. Der im nördlichen Eingang vermauerte Stein zeigt eine gotische Majuskel von großem Formenreichtum, der in Braunschweig sonst nicht zu finden ist.

Das Ägidienkloster bewahrte die Reliquien des Stadtheiligen St. Auctor in einem Schrein, der einmal jährlich, am 20. August, dem Festtag des Heiligen, in vereinigter Prozession aller fünf Weichbilde um und durch die Stadt getragen wurde. Die Reliquien des heiligen Trierer Bischofs Auctor wurden der im 15. Jahrhundert im Ägidienkloster schriftlich fixierten Tradition zufolge, wie oben bereits erwähnt, von der Markgräfin Gerthrud II. aus Trier nach Braunschweig überführt. Die neuere Forschung hält es für wahrscheinlicher, daß die Auctor-Reliquien aus dem Kloster Helmarshausen an das Ägidienkloster kamen33), wo sie zunächst hinter den weit bekannteren des hl. Ägidius zurückstanden. Die Belagerung und fast geglückte Einnahme Braunschweigs im Jahr 1200 durch den staufischen Gegenkönig Philipp von Schwaben wurde nach der hagiographischen Überlieferung durch das Eingreifen Auctors, der dem beim Heer befindlichen Erzbischof von Trier warnend im Traum erschien, abgebrochen. Im Lauf des 13. Jahrhunderts und später wurde Auctor zunehmend zum Beschützer der Stadt bei äußerer Bedrohung, aber auch bei innerem Unfrieden. Ein Beispiel für seine Verehrung ist die in einer Zeichnung von A. A. Beck überlieferte Konsolinschrift von 1336 am Standbild des Heiligen aus dem alten Klosterhof von St. Ägidien (Nr. 31). Auctor erschien als Beschirmer des Hauses auch als Knaggen- oder Konsolfigur am Fachwerk (vgl. Nr. 168, 350). Ein Tafelaltar des sog. Braunschweiger Sippenmeisters um 1510 zeigt ihn mit dem Stadtmodell Braunschweigs im Arm (Nr. 341 [F3]), ähnlich ist er auch auf dem 1499 von der Stadt geprägten ,Auctorgroschen‘ abgebildet34). Ein versilbertes Stadtmodell ohne Inschrift stiftete der Braunschweiger Rat 1494 als Votivgabe an das Ägidienkloster35). Nach der Schicht von 1374, einem Aufruhr, der durch die Uneinigkeit zwischen Rat und Gildemeistern entstanden war, bei dem acht Angehörige des Rats getötet und die anderen vertrieben worden waren, wurde der von den Aufständischen gebildete neue Rat von den Hansestädten für längere Zeit mit Sanktionen belegt [Druckseite XVIII] (,Verhansung‘). Die Aufhebung dieser Handelssperren geschah 1380 auch unter der Bedingung, daß dem Stadtheiligen St. Auctor eine Sühnekapelle für die Seelen der acht Getöteten im alten Rathaus gewidmet werden sollte36). Die acht Wappenschilde wurden entlang der Kapellenwand aufgehängt. Es kann nicht als gesichert gelten, daß die Wappenschilde mit Beischriften versehen waren. Die Namen, die Hermen Bote überliefert37), weisen zwei Verwechslungen von Vornamen auf, die eigentlich ausschließen, daß er diese an den Originalen abgelesen hat; daher ist es wahrscheinlich, daß nur die Wappenschilde ohne Namensbeischriften in der Kapelle hingen und Bote ein Jahrhundert später die Namen der Opfer nicht mehr geläufig waren und er sie aus anderen Quellen ergänzte bzw. aus den Wappen ableitete. Die Kapelle selbst wurde nach 1680 abgebrochen, die Schilde sind verloren; sie wurden nicht in den Inschriftenkatalog aufgenommen.

Die im Lauf des 15. und frühen 16. Jahrhunderts immer wieder neu aufbrechenden Schichten (1446, 1487-1492, 1512) haben keine inschriftlichen Spuren hinterlassen. Aus Botes Schilderung des Aufstands von 1446 ist eine Inschrift auf einem Banner der aufständischen Bürger erschlossen worden (Nr. 122), doch könnte man es auch mit einer dichterischen Zutat zu tun haben.

Die Siegesinschriften vor dem Portal der Brüdernkirche, deren Reihe im Kreuzgang bis ins 16. Jahrhundert fortgesetzt wurde, sind schon im Zusammenhang mit dem Verhältnis der Stadt zum Landesherren zur Sprache gekommen. Sie sind zugleich Zeugnisse volkssprachiger städtischer Historiographie. Die Bedeutung der Einträge wird etwa im Fall der Schlacht von Winsen an Fronleichnam 1388 bestätigt durch die Stiftung einer jährlichen Dankprozession38). Auch an der Stadtbefestigung, an Türmen, Toren und Brücken und den Kanalisationsanlagen der durch die Stadt fließenden Oker dokumentierte sich das städtische Selbstverständnis und -bewußtsein in niederdeutschen Inschriften. Die Umwallung aus dem 12. und 13. Jahrhundert wurde seit 1384 durch eine im Umkreis um die Stadt gelegte Landwehr verstärkt39). Der neue, erweiternde Ausbau der Stadtmauer ist in den Bauinschriften seit 1403 greifbar (Nr. 77). Zu den Inschriften an der Stadtbefestigung gehört auch eine Geschützinschrift des Jahres 1411 auf der sog. ,Faulen Mette‘ (Nr. 86).

Die vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis ins 17. Jahrhundert fortgesetzte Tradition, im Braunschweiger Dom Schrifttafeln aufzuhängen, die eine deutlich auf die landesherrliche Gründung der Stadt verweisende historiographische Tendenz haben (Nr. 72, 294, 356)40), hat die in Braunschweig früh einsetzende Beschäftigung mit der Stadtgeschichte beeinflußt41). Bei den nach dem ersten Umbau 1375 (vgl. Nr. 54, 55) nötig gewordenen Erneuerungen des Turms der Jakobskirche legte man 1519 eine Bleitafel in den Turmknopf ein, in die die Gründungslegende der Stadt, mit der die Kapelle in Verbindung gebracht wurde, eingeritzt war (Nr. 368). Als 1617 die Bleibedachung des Turms wieder schadhaft geworden war, fand man die Bleitafel im Turmknopf vor und ergänzte sie um weitere Daten auf einer beigefügten Pergamenturkunde, um die historische Tradition im Turm der Jakobskirche zu bewahren.

Dietrich Mack hat in seinem 1952 erschienenen ersten Überblick über die Braunschweiger Inschriften gezeigt, daß das Reformationsjahr 1528 für die Thematik, das religiöse Formular von Grab- und Hausinschriften sowie die Verwendung der niederdeutschen und lateinischen Sprache von entscheidender Bedeutung war42). An die Stelle des Heiligentages trat bei der Datumsangabe das Kalenderdatum; statt der Anrufung an Jesus, Maria und die Heiligen stand nun ein Bibelwort auf dem Schwellbalken, und mit dem Verschwinden der Heiligenfiguren als Fassadenschmuck fanden Wappen und Hausmarken mit Namensbeischriften oder Initialen größere Verbreitung. Im gleichen Zeitraum, von etwa 1530 bis etwa 1614, nahm die Zahl der Inschriften insgesamt zu. Dies gilt nicht nur für die Hausinschriften, bei deren Zählung43) berücksichtigt werden muß, daß eben die Häuser und Hausinschriften aus dem [Druckseite XIX] 17. Jahrhundert eher erhalten blieben als die des 15. Jahrhunderts. In noch größerem Maße betrifft dieses Überlieferungsproblem die Grabschriften. Seit etwa 1560 setzte sich neben dem Totenschild und dem als angemessen traditionell empfundenen Bildgrabstein der evangelischen Pastoren das auf eine hölzerne Tafel gemalte Stifterepitaph als meistverbreitete Form des Totengedenkens durch. Als Gegenstände der Stiftung von Altargerät blieben den Gläubigen nur noch Leuchter, Abendmahlskelch und Patene. Dafür gab andererseits die Ausschmückung der Kirchen mit religiösen Bildzyklen auf Priechen und Paneelen dem bürgerlichen Stifter die Gelegenheit, seinen Namen unter einer biblischen Szene zur Darstellung zu bringen.

2.1 Die Inschriften aus dem Umkreis Heinrichs des Löwen

Unter dem Eindruck der intensiven Beschäftigung mit den 1930 in einem umfangreichen Band veröffentlichten Werken des sog. Welfenschatzes schrieb Georg Swarzenski 1932: „In dieser Epoche [der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts] ist kein zweiter Fall bekannt, in dem eine gleich große und bedeutende Reihe so verschiedener und verschiedenartiger Werke erhalten oder nachweisbar wäre, die eine so enge und unmittelbare Verbindung mit einer bestimmten Persönlichkeit erkennen lassen“44). Seine Empfindung einer „merkwürdigen Einheitlichkeit“, einer „Gleichheit der Stifter, der Besteller, ja selbst des bloßen ursprünglichen Besitzes“45) führte zur Annahme eines ,Kunstkreises‘ um Heinrich den Löwen. So zeitgebunden dieses Wort und die damit verknüpfte Vorstellung auch erscheinen mögen, der Eindruck der „merkwürdigen Einheitlichkeit“ hat sich auch bei den nachfolgenden Autoren immer wieder eingestellt46). Im Gegensatz zu Swarzenskis sehr weit gezogenem ,Kunstkreis‘ sieht man heute jedoch eher Traditionsgebundenheit und regionale Geschlossenheit als das typische Merkmal der künstlerischen und besonders literarischen Stilrichtung der frühen Welfenresidenz an47). Eine Übersicht der von Heinrich dem Löwen veranlaßten wie der auf ihn bezogenen Inschriften des 12. bis 16. Jahrhunderts mag die Präsenz des Herzogs und das Nachleben seiner Person in Braunschweig anschaulich machen.

Über den ab 1173 begonnenen Bau des Braunschweiger Doms und seine Ausstattung geben zwei zeitgenössische Autoren Auskunft. Abt Gerhard von Steterburg hebt rühmend ein in der Mitte der Kirche befindliches großes Kruzifix hervor, die verzierten Fenster und Wände, ein kostbares, mit Edelsteinen geschmücktes Kreuz und die reichen Gewänder, die den Geistlichen zur Ausübung der Gottesdienste gegeben wurden48). Ähnlich berichtet der Chronist Arnold von Lübeck, Heinrich habe die aus dem Hl. Land mitgebrachten Reliquien, darunter mehrere Armknochen von Aposteln, in Gold und Edelsteine fassen lassen und die Braunschweiger Kirche neben anderen Kostbarkeiten auch mit wertvollen Paramenten ausgestattet49). Den Tod des Herzogs am 6. August 1195 verzeichnet Arnold mit den Worten Salomos nach Ecl. 2, 18 und 2, 14–16 über die Vergeblichkeit aller Mühen unter der Sonne, und er fügt Worte aus Ps. 71, 17 zum Lob Gottes an. Man hat aus diesem Vergleich mit König Salomo weitergehende Schlüsse gezogen, die besonders die Ausstattung des Braunschweiger Doms betrafen50). Tatsächlich bestätigen die beiden noch vorhandenen und unsere Kenntnis zweier verlorener Stücke aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die These, Heinrich habe die Kirche wie den Tempel Salomos schmücken wollen. Der große siebenarmige Leuchter wäre im Kontext von II Par. 4, 7, der Marienaltar von 1188 als der eherne Altar nach II Par. 4, 1 oder als einer der fünf Tische [Druckseite XX] nach II Par. 4, 8 zu sehen; die beiden seit 1801 aus dem Dom entfernten, verschiedenfarbigen Säulen, die im Chor aufgestellt waren, finden sich in der Tempelbeschreibung von II Par. 3, 15-17 wieder. Besonders die fünf Säulen des Marienaltars weisen auf die Zahl fünf hin, die auch die Ausstattung des Tempels Salomos bestimmte. Heinrich der Löwe konnte König Salomo jedoch auch in der in einen farbigen Rahmen gesetzten Halbfigur des sponsus mit einem Schriftband aus dem Hohen Lied in seinem Evangeliar wiedererkennen. Salomo war weiterhin mit königlichen Gewändern und einer hohen Krone auf der rückwärtigen Langseite des Eilbertus-Tragaltars als zweite Figur von rechts unter den Propheten dargestellt (vgl. Nr. 11 [N2]). Die Asymmetrie im Verhältnis zur Vorderseite, auf der König David und der Priesterkönig Melchisedech im Mittelpunkt stehen, erklärt sich aus dem Sinn des Schriftbandes, auf das Salomo mit ausgestrecktem Finger hinweist. Mit dem Wort nam per sapientiam sanati sunt, quicumque placuerunt tibi, domine, a principio (Sap. 9, 19) bezeichnet Salomo sowohl die über ihm auf dem Deckel des Altars in einer Reihe sitzenden vier erstberufenen Apostel wie auch mit dem a principio des aufwärts weisenden Schriftbandes den Anfang des Credo. Als Erbauer des Tempels ist er gleichzeitig eine Präfiguration des Petrus, des Begründers der christlichen Kirche, der direkt über ihm auf dem Deckel des Altars auf einem sesselartigen Stuhl sitzt51). Die Sapientia als die höchste, königliche Tugend nannte auch Arnold von Lübeck in seinem Nachruf auf Herzog Heinrich in einer Paraphrase des salomonischen Textes. Das gleichzeitige Vorkommen von David und Salomo unter den Propheten ist auf vier der erhaltenen rheinischen Schreine gegeben: auf dem Eilbertus-Tragaltar (Nr.11), dem Tragaltar aus St. Maria im Kapitol52), dem Gregorius-Tragaltar in St. Servatius in Siegburg und schließlich dem Dreikönigenschrein im Kölner Dom53). Auf dem Heribert-Schrein steht König David, nicht aber Salomo in der Prophetenreihe54). Es ist die Frage, ob anhand der beiden biblischen Könige auf dem Eilbertus-Altar erneut auf mögliche Königsgedanken Heinrichs des Löwen55) zu verweisen wäre, oder ob dies im Rahmen des typologischen Programms, in das König Salomo gestellt ist, nicht unangemessen ist; eher wäre der Verbindung Salomos zu den das Credo sprechenden Aposteln nachzugehen. Im Evangeliar Heinrichs des Löwen ist mehreren Aposteln mit Credo-Text jeweils eine Szene aus dem Kampf der Tugenden mit den Lastern (aus der ,Psychomachia‘ des Prudentius) zugeordnet. Den Sieg trägt Sapientia davon, die zuletzt als Versinnbildlichung der göttlichen Weisheit inthronisiert wird56). Auf sie weist nicht einer der Apostel hin, sondern der Titelheilige der Braunschweiger Kirche, Johannes d. T.

Das Credo der Apostel tritt ein drittes Mal im Umkreis Heinrichs in der Vierung des Braunschweiger Doms auf (vgl. Nr. 23 [L6-W6]). Hier schauen die Apostel als Halbfiguren aus den zwölf Stadttoren des Himmlischen Jerusalem; die Schriftbänder mit den Abschnitten des Credo wölben sich an der Stadtmauer entlang. In den Gewölbezwickeln darunter stehen acht Propheten, die mit aufwärts gerichtetem Zeigegestus und geschwungenen Schriftbändern auf die Erfüllung ihrer Prophezeiungen weisen57). Alle drei Darstellungen des apostolischen Glaubensbekenntnisses richten sich nach der Berufung der Jünger in den Evangelien58); das erklärt, warum Paulus in den Apostelreihen fehlt. Die Reihenfolge der Apostel ist auf dem Eilbertus-Altar und im Evangeliar identisch, nicht aber die Verteilung des Credo-[Druckseite XXI]Textes. In der Domvierung erscheinen nach den ersten vier die anderen Apostel in abweichender Anordnung, infolgedessen ist auch der Text anders zugeordnet. So ist z.B. das meistens Thomas zugeordnete Bekenntnis der Auferstehung am dritten Tag dem Philippus zugeteilt, so daß der Gedanke an eine fehlerhafte Lesung der Tituli bei der Freilegung der Gewölbemalerei oder bei einer späteren Restaurierung naheliegt59). Entsprechend dem Schema des Eilbertus-Altars und des Evangeliars waren auch die romanischen Fresken mit Propheten und Aposteln in der Stiftskirche Gandersheim einander zugeordnet, wichen jedoch in den Texten ebenfalls ab60). In diesem Zusammenhang wäre die Ursache nicht so sehr in einem ,Kunstkreis‘ in Swarzenskis Sinne zu sehen, sondern es ist mit der Bevorzugung eines theologischen Programms zu rechnen, das man im 12. Jahrhundert an zentralen Orten in verschiedenen Varianten darstellen wollte.

Die beiden erhaltenen Inschriften mit der Nennung Heinrichs des Löwen befinden sich auf den Standflächen der Armreliquiare des Theodorus und des Innocentius (Nr. 15, 16). Sie bezeichnen jeweils die Reliquien und nennen den Stifter: DVX HEINRICVS ME FIERI IVSSIT AD HONOREM DEI (Nr. 16). Arnolds von Lübeck Erwähnung der aus dem Hl. Land mitgeführten Reliquien61) läßt annehmen, daß der Herzog noch weitere Armreliquiare hat anfertigen lassen. Swarzenski hob besonders die stilistische Verwandtschaft des Theodorus-Arms mit zwei nur als Holzkern erhaltenen Stücken im Schatz der Goldenen Tafel in Lüneburg hervor und zog den Kreis der auf Stiftungen Heinrichs zurückgehenden Brachien weiter bis Minden und Wildeshausen62). Seine Annahme, es habe eine in Braunschweig tätige Werkstatt gegeben, gründete sich hauptsächlich auf den Vergleich der Stanzenornamentik an Ärmeln und Standflächen. Auch bei den beiden stilistisch weiter entfernt stehenden Armreliquiaren des Laurentius (Nr. 38) und der Apostel nahm er eine spezielle Fertigung für Heinrich den Löwen an, bestand aber nicht auf Braunschweig als Herstellungsort63). Die heutige Forschung hat Swarzenskis These nicht nur bestätigt, sondern setzt für die Zeit um 1200 die Wanderung ganzer Werkstätten von einem Tätigkeitsort zum anderen voraus64). An der z.T. mehrjährigen Arbeit an größeren Stücken beteiligten sich mehrere Goldschmiede mit verschiedenen Spezialisierungen65). Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Meister- bzw. Künstlerinschrift EILBERTVS COLONIENSIS ME FECIT auf der Bodenplatte des Tragaltars neu überlegt worden66).

Eine andere Reliquiarinschrift Heinrichs des Löwen ist nur kopial als Bruchstück im Braunschweiger Reliquienverzeichnis von 1482/83 überliefert (Nr. 17). Es handelte sich um einen schon im 17. Jahrhundert verschollenen, silbernen, fünftürmigen Schrein mit umlaufender Stifterinschrift, von der nur Name und Titelformular bekannt sind: Hinrici Ducis Saxonie et Bawarie. Es ist unzweifelhaft, daß es sich um ein von Heinrich dem Löwen gestiftetes Reliquiar handelte. Die Datierung ist vor dem ‚Sturz‘ Heinrichs im Jahr 1180, bei dem ihm beide Herzogtümer aberkannt wurden, anzusetzen. Eine für das Selbstverständnis Heinrichs des Löwen und für die Baugeschichte des Domes wie für die Datierung seines Evangeliars wichtige Inschrift befindet sich auf der in der Mittelsäule des Marienaltars geborgenen Reliquienpyxis (Nr. 19). Die in vier konzentrischen Kreisen auf dem Deckel eingeritzte Weiheinschrift von 1188 nennt den Hildesheimer Bischof Adelog als Konsekrator, Herzog Heinrich und seine [Druckseite XXII] Gemahlin Mathilde als Stifter des Altars und zählt abschließend die kaiserlichen und königlichen Ahnen beider Seiten auf. Da das Widmungsgedicht des Evangeliars Heinrichs des Löwen eine Ahnenreihe herstellt und auch auf dem im Evangeliar auf fol. 171v dargestellten Krönungsbild die namentlich bezeichneten Vorfahren dem Herzogpaar zur Seite stehen, läßt sich aus diesen Zusammenhängen auf eine bewußte Rückwendung Heinrichs zu den brunonischen und sächsischen Vorfahren schließen67).

Zwei Inschriften aus dem 14. und 15. Jahrhundert kommentieren Bildszenen, in denen Heinrich der Löwe als Gestalt der Sage erscheint. Auf einem gestickten Wandlaken aus dem Kreuzkloster (Nr. 66) sind Episoden aus der Sage von Herzog Ernst dargestellt, und dieser wird auch in der daruntergesetzten Inschrift namentlich genannt. Mehrere Szenen der Bildfolge sind jedoch aus dem Stoff der Sage von der Pilgerfahrt Heinrichs des Löwen entnommen; der rote braunschweigische Löwe als Begleittier des Helden läßt daran keinen Zweifel. Eine Bildtafel mit lateinischer Versinschrift (Nr. 72), die bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts an einem Pfeiler gegenüber dem Grabmal Heinrichs und Mathildes im Dom hing, zeigt ebenfalls eine Szene aus diesem Sagenkreis68). Die Herzogin hält einen Ring in die Höhe, den Heinrich offenbar einem Kästchen entnommen hat, das noch in seiner Hand ist. Dieser Ring spielt bei der Heimkehr des Herzogs nach langjähriger, abenteuerlicher Fahrt als Erkennungszeichen des Paares eine entscheidende Rolle.

Ebenfalls an einem Pfeiler in der Nähe des Grabmals hing die bereits erwähnte sog. Tabula Blasiana (Nr. 356), eine große Schrifttafel, auf der die Geschichte der Stiftskirche sowie Todesdaten und kurze biographische Angaben zu einigen Braunschweiger Herzögen aufgezeichnet waren. Die letzte Eintragung betraf den Tod Herzog Heinrichs d. Ä. im Jahr 1514. Die historischen Daten der Tafel schließen sich weitgehend dem ,Chronicon picturatum‘ an, das im Herzogtum Braunschweig im 15. und 16. Jahrhundert viel gelesen wurde69). Zum Jahr 1172 wird auf der Tafel die Niederlegung der alten Kirche und die Errichtung des neuen Doms sampt anderen drepliken Gebuwethen dusser Stadt verzeichnet. Im selben Jahr sei auch der Stein mit dem Löwen tho einer ewigen Gedechtnisse van Herthogen Hinriken errichtet worden. Der Löwenstein, wie er auf der Tafel genannt wird, wird also im 15. Jahrhundert nicht als Symbol von Gerichts- und Rechtshoheit angesehen, sondern als ein Denkmal, das sich der Herzog setzte. Die Formel des ewigen Gedächtnisses kehrt auf einer Inschrifttafel des Löwenmonuments wieder, die Rehtmeyer am Anfang des 18. Jahrhunderts in seine Sammlungen aufnahm und die Sack 1866 aus diesen veröffentlichte70). Möglicherweise sind damit Anklänge an eine ältere Inschriftentafel gegeben71). Mit einigen Zweifeln ist in den vorliegenden Band nur die 1858 im Sockel des Löwen aufgefundene und im gleichen Jahr wieder eingemauerte Inschrift auf einer Steintafel (Nr. 410) aufgenommen worden, die Hoffmann von Fallersleben in Bearbeitung herausgegeben und kommentiert hat72). Die noch nicht abgeschlossene Diskussion um die Inschriften des Löwensockels ließ es geraten erscheinen, die von Sack und Rehtmeyer überlieferte Inschrift nicht unter die vorreformatorischen Inschriften Braunschweigs aufzunehmen und die Inschrift der Steintafel ohne Datierung an das Ende des Artikelteils zu stellen.

Zum Jahr 1252 wird auf der Tabula Blasiana der Tod von Herzog Otto dem Kind vermerkt, der [Druckseite XXIII] ebenfalls in der Stiftskirche St. Blasii begraben wurde. Zu Lebzeiten dieses Fürsten, heißt es weiter, kam der Titel ,Herzog von Sachsen‘ der Herrschaft abhanden und gleichzeitig damit die Kurfürstenwürde. Vom Anachronismus des Kurfürstentitels abgesehen, entspricht diese Eintragung den in der neueren Forschung nachgewiesenen Zusammenhängen73). Da das Herzogtum Sachsen jedoch auf der Tafel nur am Anfang im Zusammenhang mit dem sagenhaften Erbauer der Burg, Herzog Dankwart, erwähnt wird, wird der Anschein erweckt, es habe sich seitdem in ungebrochener Kontinuität im Besitz der Braunschweiger Herzöge befunden. In Verbindung mit Heinrich dem Löwen werden weder das Herzogtum Sachsen noch das Herzogtum Bayern erwähnt. Es ist zu fragen, ob hier ein bewußtes Verschweigen, eine Tabuisierung der Biographie Heinrichs des Löwen, die welfische Historiographie bestimmte74). Daß die Tafel den Sturz Heinrichs vermerkte, war nicht zu erwarten; daß der Verlust des Herzogtums Sachsen seinem Enkel Otto angelastet wurde, bedeutet jedoch schon fast ein bewußtes Verdecken der offenbar im Dom des Löwen nicht geduldeten historischen Wahrheit.

2.2 Die Inschriften auf den Reliquiaren des sog. Welfenschatzes

Der mißverständliche Name ,Welfenschatz‘ für den Kirchenschatz des Braunschweiger Stifts St. Blasii entstand im 19. Jahrhundert, als mit der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen und mit Vermögens- und Eigentumsfragen des welfischen Herzogshauses auch der noch verbliebene Bestand mittelalterlicher Reliquiare die öffentliche Aufmerksamkeit erregte. Schon 1697 hatte jedoch Gerhard Wolter Molanus, Abt des evangelischen Klosters Loccum, ein mit Abbildungen versehenes Verzeichnis herausgegeben, dessen Titel ,Lipsanographia sive thesaurus sanctarum reliquiarum electoralis Brunsvico-Luneburgensis‘ der Leserschaft, die dem Gegenstand längst fremd gegenüberstand, einen Schatz suggerierte74). 1891 erschien in Wien, wohl mit Bezug auf die bereits gängige Bezeichnung, eine erste umfassende Aufarbeitung der einzelnen Stücke unter dem Titel ‚Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg‘, verfaßt von dem Zisterzienserpater Wilhelm Anton Neumann. Anläßlich der Veräußerung des Bestandes wurde 1930 der reich mit Illustrationen versehene Katalog ‚Der Welfenschatz‘ von Otto von Falke, Robert Schmidt und Georg Swarzenski herausgegeben. Seitdem ist diese Bezeichnung in Katalogen, Kunstbänden und der kunstgeschichtlichen Literatur allgemein gebräuchlich.

Die Stiftung bzw. der Erwerb des Braunschweiger Kirchenschatzes ist erstmals von Neumann in drei chronologische Schwerpunkte eingeteilt worden75): 1.) Die mit der Gründung und dem ersten Bau der Stiftskirche verbundenen Dotationen der Brunonengräfin Gerdrud und die nachfolgenden Stiftungen des späten 11. Jahrhunderts. 2.) Die Stiftungen Heinrichs des Löwen aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. 3.) Die aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammenden herzoglichen Stiftungen, besonders diejenigen Herzog Ottos des Milden und seiner Brüder. Hinzuzufügen wäre als vierte Erwerbsphase das späte 14. und das 15. Jahrhundert, aus der vorwiegend bürgerliche Stiftungen, aber auch solche der Kanoniker und ihrer Familien stammten. Nicht nur in diesem letzten Jahrhundert vor der Reformation, sondern auch früher ist damit zu rechnen, daß das Stiftskapitel den Kirchenschatz aus seinen eigenen Mitteln vermehrte76).

Die Geschichte der Dezimierung des Bestandes seit der Reformation, seiner ‚Säkularisierung‘ zu einer fürstlichen Kunst- und Kuriositätensammlung, des Verkaufs und der Zerstreuung auf zahlreiche Museen ist mehrfach dargestellt worden77).

Ein erstes Verzeichnis der Reliquien wurde vom Stiftskapitel in den Jahren 1482/83 angefertigt, in [Druckseite XXIV] welchem die Reliquiare nur jeweils in einer knappen Charakterisierung kenntlich gemacht sind78). Die Liste umfaßt 32 Monstranzen, 28 Schreine79), 20 Reliquiare in anderer Form, darunter auch das Kuppelreliquiar (Nr. 18), 20 Kreuze, elf imagines80), elf Armreliquiare, neun Stücke mit der Bezeichnung agnus dei und drei Büstenreliquiare. Dazu kommen drei Plenare mit in den Deckeln geborgenen Reliquien. Insgesamt enthält das Verzeichnis einen Bestand von 134 Stücken. Als Aufbewahrungsort wird der Hochaltar genannt, für die Brachien gab es einen speziellen Schrank81). Im frühen 19. Jahrhundert befanden sich im Dom noch zwei gotische Schränke, die eventuell zur Aufbewahrung von vasa sacra und Reliquiaren gedient hatten82). Das spätmittelalterliche Reliquienverzeichnis beginnt die nicht streng systematische, sondern eher assoziative Aufzählung der Reliquiare und der darin befindlichen Reliquien mit den großen, heute noch erhaltenen Stücken: der ‚Burg‘, wie das Kuppelreliquiar wegen der ineinander übergehenden ‚Gebäudeteile‘ genannt wurde83), dem Büstenreliquiar des hl. Blasius, den drei Plenaren (auf das Evangeliar Heinrichs des Löwen fehlt jedoch jeder Hinweis) und den Tragaltären des Eilbertus (Nr. 11), der Gräfin Gerdrud (Nr. 3) und des Propstes Adelvoldus (Nr. 7). Im Vordergrund stand auch das 1483 neu angefertigte große Reliquienkreuz (Nr. 216)84). Anhand der knappen Beschreibungen des Verzeichnisses sind die heute noch vorhandenen Stücke nicht immer zu identifizieren. Von den elf aufgezählten Armreliquiaren ist aber z.B. nur eines nicht erhalten.

Das Verzeichnis benannte ferner diejenigen Reliquiare, die an den Kirchenfesten auf den Hochaltar gestellt wurden. Darunter befanden sich die drei Tragaltäre, im Vordergrund der Eilbertus-Altar, über dem, wohl auf einem Podest, ein Marienbild in der Mitte des Altars aufgestellt wurde. Oberhalb der anderen Tragaltäre standen die Reliquienbüsten der Hll. Blasius und Cosmas; neun weitere Schreine und heilige Gefäße standen auf oder hingen über dem Altar. Dazu kamen zwei oder mehr Ziborien85). Bei Prozessionen wurde das Kuppelreliquiar umme hoff, also wohl um den Stiftsbezirk, getragen86). Dem Dekan stand es zu, das ‚Welfenkreuz‘ (Nr. 6) vorzutragen87). Er trug an Festtagen auch eine bestimmte Agnus Dei-Kapsel auf der Brust88). Die beiden Kreuze der Gräfin Gerdrud (Nr. 1, 2) wurden nicht als Altarkreuze verwendet, sondern als Stabkreuze oberhalb der kostbarsten Prozessionsfahnen89).

Mit der Zerstörung und Aufhebung des Cyriacus-Stifts 1545 kamen auch mehrere seiner Reliquiare an das Blasius-Stift, darunter das (inschriftenlose) Büstenreliquiar des hl. Cyriacus, das sich heute im Herzog Anton Ulrich-Museum befindet. Nach einem Diebstahl bei einem Einbruch in den Dom 1574 fehlten 20 nicht näher beschriebene Stücke, andere kamen nach der Eroberung Braunschweigs durch die verbündeten Herzöge von Braunschweig und Lüneburg 1671 durch fürstlichen Zugriff abhanden. 1697 zählte Molanus noch 143 Reliquiare auf, die sich im Besitz des Hauses Hannover befanden. Im Braunschweiger Dom blieben nur der Blasius-Arm (Nr. 5) und einige kleinere, weniger wertvolle Stücke90). Neumann registrierte 1891 noch 82 Reliquiare. Diese standen 1930 auch zum Verkauf. Heute können insgesamt 85 Stücke an verschiedenen Orten nachgewiesen werden91), von denen 35 eine oder mehrere Inschriften tragen. Insgesamt enthält dieser Band einschließlich einer kopial überlieferten Inschrift (Nr. 17) sechsunddreißig Artikel zu Stücken des Welfenschatzes, nämlich die Inschriften von neun Tragaltären, neun Reliquiaren in anderer Form, sieben Kreuzen, sechs Brachien und fünf Monstranzen. Die Typen der Inschriften auf den Reliquiaren entsprechen im wesentlichen den von Joseph Braun bestimmten Gruppen92).

[Druckseite XXV]

Folgende Inschriftentypen lassen sich unterscheiden:

Reliquienbezeichnungen

Diese Gruppe ist der am häufigsten auftretende Inschriftentyp. Zu ihr gehören u.a. die rückwärtigen Inschriften beider Gerdrudkreuze (Nr. 1, 2) und des Welfenkreuzes (Nr. 6), die Standflächeninschriften aller sechs Armreliquiare, die Inschriften der Blasius-Monstranz (Nr. 44), der Monstranz mit dem Zahn Johannes d. T. (Nr. 68), auf den Türen des Klappaltärchens (Nr. 26) und die Inschrift des Cosmas-Reliquiars (Nr. 42). Ihr Zweck ist unmittelbar auf die Verehrung der Reliquie und die Festlegung des Reliquiars auf den oder die genannten Heiligen gerichtet. Die Inschrift sollte „eine Art Authentik, eine Urkunde, welche die Echtheit der Reliquie verbürgte, darstellen, wenn auch nicht eine solche formeller Art“93). Diesen Authentik-Charakter hat besonders die Inschrift auf dem Armreliquiar des hl. Blasius (Nr. 5), die den unversehrten, ganzen Armknochen bezeugt94).

Namensbeischriften

Diese finden sich besonders auf den Wandungen oder Deckeln der Tragaltäre, auf denen Apostel, Heilige oder Propheten dargestellt sind. Im Welfenschatz sind das die vordere Wandung des Altars der Gräfin Gerdrud (Nr. 3), der Eilbertus-Tragaltar mit den Propheten auf den Wandungen und den Aposteln auf dem Deckel (Nr. 11), das Matthäus-Kästchen (Nr. 14), der Tragaltar mit den Kardinaltugenden (Nr. 12), auf dem diese, wie auch auf der Bernward-Patene (Nr. 20), namentlich bezeichnet sind. Besonders häufig ist die namentliche Kennzeichnung der Evangelistensymbole. Sie erscheinen auf dem Plenar Ottos des Milden (Nr. 32), dem Altar mit den Kardinaltugenden sowie auf dem großen Reliquienkreuz (Nr. 216). Während Apostel und Heilige fast immer durch waagerechte oder bogenförmig über die Köpfe verlaufende Bildüberschriften bezeichnet werden, halten die Propheten statt einer Namensangabe oft Spruchbänder vor sich, die sie zugleich mit dem von ihnen gesprochenen Christus-Vatizinium kenntlich machen95).

Schriftbänder (Tituli) einzelner Figuren

Einzelne Apostel, Propheten, Engel, Heilige oder Evangelistensymbole halten die Namensbeischriften auf Schriftbändern oder -rollen in den Händen oder im Arm. Sie bezeichnen die Figur jeweils durch den vorgesetzten oder beigeschriebenen Namen, wie bei den Evangelisten und Propheten des Eilbertus-Altars (Nr. 11), des Matthäus-Kästchens (Nr. 14), jedoch nur bei einem der Propheten des Kuppelreliquiars (Nr. 18). Nicht nur bei den beiden ‚großen‘ Stücken des Welfenschatzes, sondern bei fast allen größeren Schreinen und Tragaltären rheinischer Produktion sind die zumeist emaillierten Figuren Teil eines religiösen Programms. Propheten oder Apostel reihen sich an den Wandungen, um die Bildfolgen auf der Deckplatte oder auf dem First des Schreins zu kommentieren. Die Texte charakterisieren sowohl die Figur selbst wie auch die Stationen des Lebens Christi. Am Kuppelreliquiar stehen je vier Propheten für eines der Reliefs mit einer Szene aus dem Leben Christi. Am Eilbertus-Altar weisen die an den Wandungen stehenden Propheten und biblischen Figuren mit Gesten und Blicken auf den Deckel, auf dem das Heilsgeschehen dargestellt ist. Die Schriftbänder beziehen sich teilweise auf die über ihnen auf dem Deckel befindlichen biblischen Bildfolgen, die ohne eigene Inschrift sind, teilweise auf die Schriftbänder der das Credo sprechenden Apostel.

Schon Neumann fielen die fünf übereinstimmenden Prophetensprüche am Kuppelreliquiar und dem Eilbertus-Altar auf. Dazu tritt das Kuppelreliquiar von Hochelten, heute im Victoria and Albert-Museum. Es weist vier Inschriften auf, die sich auch jeweils an beiden Berliner Stücken befinden; von den 14 erhaltenen Prophetensprüchen am Londoner Reliquiar sind insgesamt acht am Eilbertus-Altar und sechs am Kuppelreliquiar wiederzufinden96). Vier Inschriften der Kuppelreliquiare und eine des Eilbertus-Altars erscheinen auch am Darmstädter Turmreliquiar97). Aus kunsthistorischer Sicht gehören diese vier Stücke nicht alle zu einer stilistisch einheitlichen Gruppe, sie stehen aber immerhin nach dem Zeitraum ihrer Fertigung nicht allzu weit auseinander. Allen gemeinsam ist Köln als Herstellungsort. Auch an zwei anderen Kölner Schreinen finden sich einige gleichlautende Prophetensprüche: Auf dem Heribert-Schrein (um 1160/70) erscheint wie am Eilbertus-Altar (Nr. 11 [F2]) das Bibelwort Mal. 4,2 [Druckseite XXVI] auf dem Schriftband des Propheten Malachias, wenn auch in anderer Wortfolge98). Am Dreikönigenschrein (1181 bis um 1230) erscheint die sowohl am Eilbertus-Altar (A2) wie am Berliner Kuppelreliquiar (Nr. 18 [E]) verwendete Fassung von Dn. 9,24-27 in jeweils gleicher Wortfolge (am Kuppelreliquiar verkürzt)99). Auch wenn diese Übereinstimmungen der Prophetenzitate über den Zeitraum etwa eines halben Jahrhunderts nichts anderes besagen als die Gebräuchlichkeit bestimmter Texte im Zusammenhang mit einer festgelegten christologischen Deutung, so verdienen sie doch hervorgehoben zu werden. Ihre Anwendbarkeit auf die jeweils gleiche Darstellung des Heilsgeschehens, die Geburt100), die Anbetung der Könige101), das Leben Christi102), die Kreuzigung103) und die Auferstehung104) zeigt die theologische und exegetische Tradition, in der die Kölner Goldschmiedekunst stand. Daß jedoch mehr als gelegentliche Verwendung von Prophetensprüchen nicht nachgewiesen werden kann, zeigt die wie am Eilbertus-Altar auch am Heribert-Schrein dargestellte Gegenüberstellung der Propheten zu den das Credo sprechenden Aposteln. Hier gibt es keine Übereinstimmung in der Folge der Apostel, da anders als beim Eilbertus-Altar der Apostel Paulus in die Reihe einbezogen worden ist, auch sind weder die Aufteilung der Abschnitte des Credo noch die dazugehörigen Prophetenworte der beiden Reliquiare irgend zueinander in Beziehung zu setzen. Möglicherweise bedingte der maasländische Einfluß, unter dem der Heribert-Schrein entstand, auch eine andere Texttradition105).

Eine andere Variante der Verteilung eines Textes in Schriftbandform findet sich bei den um den Tambour des Kuppelreliquiars sitzenden Christus und den zwölf Aposteln (Nr. 18 [U]). Jeder von ihnen weist mit der Hand auf ein Schriftband, in das Wort- und Satzteile aus Mt. 16,14-16 eingeschnitten sind. Das Schriftband mit der Frage Christi nach Mt. 16,14 an die Jünger steigt zu seiner Linken von den Füßen zur Schulter auf; die Schriftbänder der Jünger wölben sich mit der Argumentation des Bibelwortes gelegentlich in die Höhe, hängen bei einigen aber auch spannungslos über ihre Schöße, als solle damit Ratlosigkeit angedeutet werden. Nur bei der Christus- und der Petrus-Figur fallen die Schriftbänder als deutlicher Ausdruck der Schlußsequenz des Bibelworts senkrecht aus der erhobenen Hand. Während die Schrift bei der ersten und zweiten Frage Christi nach Mt. 16,15f. von unten nach oben aufsteigt, fällt sie bei der Antwort des Petrus, dem abschließenden Bekenntnis, von oben nach unten herab. Der sprechende Ausdruck in den Gesichtern der Jünger, aber besonders die energisch-bekenntnishafte Haltung des Petrus, der sich im Gespräch nach links dem neben ihm sitzenden Christus zuwendet, unterstreichen die Wechselrede der Schriftbänder105). Bibelzitate, die als Schriftbänder eine biblische Szene oder eine Figur kommentieren, befinden sich auch am kastenförmigen Reliquiar (Nr. 25). Am Matthäus-Kästchen hält der Apostel ein Schriftband, dessen Aussage auf die Verwendung des Kästchens als Hostiengrab hinweist (Nr. 14).

Erklärende, ein religiöses Thema zusammenfassende Inschriften

Diese Inschriften (zumeist in Hexameter gefaßt) stehen immer an zentraler Stelle des Reliquiars. Sie befinden sich auf den Deckeln von Tragaltären, indem sie den Altarstein als Schriftband vierseitig umgeben wie beim Gerdrudis-Altar (Nr. 3 [D]), dem Adelvoldus- (Nr. 7) oder dem Silberfiguren-Altar (Nr. 8). Bei den beiden zuerst genannten soll die Widmung an Christus bzw. Blasius zum Ausdruck kommen. Diese Art von Inschriften wird auch in den beiden folgenden Abschnitten als Widmungs- und Stifterinschriften begegnen. Die liturgische Funktion des Silberfiguren-Tragaltars wird durch die auf ihm mittels der segnenden Hand und der Gebete des Priesters sich vollziehende Anwesenheit Christi in Gestalt der Hostie bezeichnet. Das gleiche Thema behandeln die Versinschriften auf dem Rand der Bernward-Patene (Nr. 20). Auf dem Sims des Walpurgis-Schreins (Nr. 10) setzen vier Hexameter die an den Wandungen stehenden Apostel und die vier Paradiesflüsse, die den Sündern durch das Wort Heil und Erlösung bringen, zueinander in Beziehung. Der Eilbertus-Altar trägt jeweils auf der Kante der Bodenplatte eine auf die Propheten an den Wandungen sowie auf der Kante der Deckplatte eine auf die Apostel bezogene Versinschrift: Was jene über Christus voraussagten, bezeugen diese mit dem Glaubensbekenntnis (Nr. 11 [B1, A3]). Beide Inschriften beginnen mit einem Kreuz auf der vorderen [Druckseite XXVII] Seite links. 24 oben und unten symmetrisch übereinander gesetzte Buchstaben auf der vorderen Seite unterstreichen als Symbolzahl das religiöse Programm des Tragaltars, und diese Zahl wiederholt sich in den zwölf Propheten der Wandungen (die restlichen fünf Figuren werden nicht unter die Propheten gerechnet; eine Figur fehlt) und den zwölf Aposteln auf dem Deckel. Die Rückseite zeigt korrespondierend 25 Buchstaben (das Kreuz ist durch einen Buchstaben ersetzt). Notwendigerweise muß dadurch der Schluß der Inschrift auf der linken Schmalseite ungleichmäßig werden. Hier werden die entstandenen Lücken jeweils durch eine längere und eine kürzere Ranke geschlossen.

Die geschlossene Versumschrift findet sich an nahezu allen größeren, zeitgleich entstandenen Reliquiaren106). Diese Inschriften waren Deutung und dekorative Ergänzung des Bildschmuckes zugleich; Reim und Rhythmik des Versbandes mögen auch eine Art Schutzfunktion gehabt haben, ähnlich den Authentiken, die in den Altären die Reliquien umgaben107). Ein paralleles Beispiel mit deutlichen Anklängen im Wortlaut der Versinschriften ist am Heribert-Schrein abzulesen. Auch hier werden in jeweils acht Hexametern die Propheten auf dem Sockel als die prophetischen Väter des Alten Bundes und die Apostel auf dem Sims als die Zeugen des Glaubens bezeichnet108).

Eine andere Form der umlaufenden, das religiöse Programm des Reliquiars thematisierenden Inschrift stellt der gravierte Text auf dem nieliierten Band dar, das den Tambour des Kuppelreliquiars umgibt (Nr. 18 [T]). Das Zitat Mt. 16,13 ist gleichsam die Einleitung zu dem Gespräch Christi mit den Aposteln oberhalb der Kuppel (s.o.)109).

Inschriften mit dem Charakter religiöser Anrufung

Dazu zählen besonders die Agnus Dei-Kapseln, die den Text der Messe (Agnus Dei qui tollis peccata mundi) aufnehmen, aber auch z.B. die nicht zum Welfenschatz gehörende Pax-Tafel aus dem Braunschweiger Paulinerkloster (Nr. 292). Noch deutlicher ist der Gebets- oder Anrufungscharakter in der Inschrift der Reliquienmonstranz (Nr. 202, Salve Crux dignissima Super omne lignum) und auf der Rückseite eines Agnus Dei (Nr. 274) um ein Bild der Veronika mit Tuch (Salve Sancta Facies nostri redemptoris). Anrufung ist aber auch die bloße Nennung heiliger Namen, z.B. auf den Nodi von Kelchen und Monstranzen. Sakramentalen Charakter hat die niederdeutsche Inschrift (GOT VNDE DIT HEYLIGHE SACRAMENTE DELGHE ORE SVNDE) des Weverlinge-Kelches, der aus dem Kreuzkloster stammt (Nr. 73).

Stifterinschriften

Diese Inschriften geben den Namen der Stifterin bzw. des Stifters, den Empfänger und den Zweck der Stiftung an. Die Brunonengräfin Gerdrud stiftete nach 1038 ein Kreuz für das Seelenheil ihres Gemahls Liudolf (Nr. 1). Auf dem zweiten Kreuz der Gerdrud (Nr. 2 [C]) befindet sich inschriftlich nur der Hinweis auf die Stiftung (HOC GERDRVD COMITISSA FIERI IVSSIT). Daß das Kreuz auch ihrem Seelenheil dienen sollte, wird aber durch eine weibliche Orantenfigur am Fuß des Kreuzes angedeutet. Sie stiftete weiterhin einen mit Gold und kostbaren Steinen geschmückten Altar und wünschte sich dafür, in Christus selig zu leben (Nr. 3 [D]). Es ist versucht worden, zu den kunsthistorischen Erwägungen über den Herstellungsort dieser Stücke auch aus den Inschriften Schlüsse zu ziehen, speziell aus der Betonung des sozialen Ranges, aus den Reliquien und dem Wortlaut der Widmung auf dem Tragaltar (vgl. den Kommentar zu Nr. 3). Die Verbindung zum Damenstift Essen, dessen bedeutende Äbtissin Theophanu (1039-1056) eine Zeitgenossin der Braunschweiger Gräfin war110), würde sich einerseits möglicherweise aus der hohen Stellung ihres Gemahls Liudolf als Stiefsohn Kaiser Konrads II. erklären, andererseits auch aus ihrer Herkunft aus der Dynastie der Grafen von Holland111). Der geographische Raum, in dem sich Gerdrud bei dieser Herkunft und Erziehung bewegt hätte, würde das Stift Essen durchaus einschließen. Neuerer Forschung zufolge entstammt sie eher einem der ostfälischen, den Brunonen benachbarten Geschlechter112). Die Abkunft der Gräfin wie auch die künst-[Druckseite XXVIII]-lerische Provenienz ihrer Stiftungen läßt sich aus solchen Zusammenhängen nicht erklären. Die Stifterinschriften bewegen sich im traditionellen, formelhaften Rahmen weiblicher Stiftungen des 11. Jahrhunderts. Es ist hier bewußt nicht der Ausdruck „urkundliche Inschriften“ von Josef Braun113) übernommen worden, weil den Stifterinschriften des Welfenschatzes die Datierung, die Angabe des Herstellungsortes und Rechts- und Besitztitel fehlen. Auch die Inschrift auf dem Tragaltar des Adelvoldus (Nr. 7) nennt nur Namen und Rang des Stifters und die Widmung an den hl. Blasius. Ähnlich wird auch das verschollene Reliquiar des Welfenschatzes (Nr. 17), das im Reliquienverzeichnis von 1482 verzeichnet ist, auf der umlaufenden Stifterinschrift nur die Dedikation mit dem Namen des Heiligen und den überlieferten, ausführlichen Titel dux Saxonie et Bawarie Heinrichs des Löwen getragen haben. Die noch erhaltenen Stifterinschriften Heinrichs tragen diesen Titel nicht. Sie befinden sich auf zwei Armreliquiaren aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts (Nr. 15, 16) und nennen als Stifter lediglich einen dux Heinricus, der sie zur Ehre Gottes anfertigen ließ. Die Schriftformen lassen keinen Zweifel daran, daß es sich um Inschriften handelt, die vor 1200 eingraviert worden sind, und daß es sich damit wirklich um die Stiftungen Heinrichs des Löwen und nicht um die seines gleichnamigen ältesten Sohnes handelt, wie früher angenommen wurde114). Das Stiftungsdatum könnte aus dem Fehlen des Titels dux Saxonie et Bawarie als nach 1180 erschlossen werden, nach dem ‚Sturz‘ Heinrichs und dem Verlust der beiden Herzogtümer. Auch hier liegt keine urkundliche Inschrift vor, aber der Text der Stifterinschrift gibt möglicherweise Auskunft über das Datum der Stiftung. Dann würden die beiden Stücke zu den späteren Stiftungen Heinrichs des Löwen gehören.

Die Kennzeichnung einer Stiftung des 14. Jahrhunderts, des Plenars Herzog Ottos des Milden von Braunschweig (Nr. 32), ist von anderer Art. Der gravierte silberne Rückdeckel bildet namentlich bezeichnet den Herzog und seine Gemahlin Agnes vor dem Stiftspatron Blasius kniend ab, dessen Name überschriftlich über der Szene steht. Allein die Anordnung der drei Namen, verbunden mit dem verehrenden Stiftergestus vor der übergroßen, thronenden Gestalt des Heiligen, ergeben die Stifterinschrift. Hier steht die Szene für sich statt einer Widmungsformel.

Künstlerinschrift

Die Signierung von Goldschmiedearbeiten mit dem Namen des Künstlers ist im 12. und 13. Jahrhundert äußerst selten. Unter den Stücken des Welfenschatzes befindet sich nur ein Beispiel: der Tragaltar des Eilbertus, der seinen Namen nach der auf der Bodenplatte in einen rechteckigen Rahmen gravierten Inschrift EILBERTVS COLONIENSIS ME FECIT trägt (Nr. 11 [AI]). Neumann meinte, aus der Herkunftsbezeichnung des Künstlers schließen zu können, daß er aus Köln stammte, jedoch nicht dort tätig gewesen sei, und vermutete eine Eilbertus-Werkstatt im Kloster Helmarshausen115). Dieser Interpretation der Inschrift ist am Anfang des 20. Jahrhunderts besonders aus stilkritischen Gründen widersprochen worden. Eilbertus wurde für eine ganze Gruppe von Kunstwerken aus nachweisbar Kölner Werkstatt-Tradition in Anspruch genommen116). Er ist jedoch weder als Mitglied der Kölner Goldschmiedezunft nachweisbar noch als einer der in den Kölner Klöstern als Goldschmiede tätigen Kleriker117). Die Frage seiner Herkunft wird inzwischen als nachrangig angesehen, seine Identität ist trotz einiger bemühter Hypothesen ungeklärt (vgl. Nr. 11, 24). Unbestreitbar ist der Einfluß des Tragaltars auf einige andere Kunstwerke rheinischer Herkunft, jedoch werden in der heutigen Forschung die Herstellungsgruppen rheinischer Tragaltäre chronologisch und nach Werkstattzugehörigkeit nicht mehr entschieden gegeneinander abgegrenzt118). Offen bleibt, wie auch bei den meisten anderen Stücken des Welfenschatzes, wann und durch wen der Altar an die Braunschweiger Stiftskirche gelangte.

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Sonstige Inschriften

Darunter sind zwei in Buchstabenform gestaltete Schlüsselbärte aus dem 12. Jahrhundert zu zählen (Nr. 3 [A], Nr. 9), die ein Petrus-Monogramm bilden. Zu nennen sind ferner die Buchstaben Alpha und Omega, das Hierogramm, das sich um das Haupt Christi (Nr. 11 [B3]), aber auch zu beiden Seiten der das Kind haltenden Muttergottes befindet (Nr. 25 [A]). Als häufig vorkommende Inschrift ist ferner der Kreuzestitulus zu nennen, der nur einmal nicht in der traditionellen Form INRI, sondern als IHC an dem byzantinischen beeinflußten Welfenkreuz (Nr. 6) erscheint.

2.3 Übersicht über die Kirchen, Stifte, Klöster und Kapellen119)

Stiftskirche St. Blasii

An der Stelle des heute sog. Doms wurde um 1030 von dem Brunonengrafen Liudolf und seiner Gemahlin Gerdrud eine Kollegiatkirche bei der Burg Dankwarderode erbaut und von Bischof Godehard von Hildesheim († 1038) geweiht. Als erstes Patrozinium wird nach spätmittelalterlicher Überlieferung St. Peter und Paul angenommen, doch werden schon in den ersten Urkunden des Burgstifts Johannes d. T. und der hl. Blasius als Titularheilige genannt. Beide Heilige wurden von Heinrich dem Löwen in den ab 1173 begonnenen Neubau der Stiftskirche übernommen. Die erweiterte Krypta und der Ostteil der Kirche mit dem Hohen Chor war offensichtlich 1188 fertiggestellt, bis zum Tod Heinrichs im Jahr 1195 auch das Langhaus und das Westwerk bis zum zweiten Geschoß. Das Weihedatum des Hochaltars St. Blasii in der Chorapsis ist nicht bekannt, es lag möglicherweise schon vor der Weihe des Marienaltars im Hohen Chor 1188. Der Kreuzaltar im Langhaus wurde 1196 östlich vor den Stiftergräbern geweiht, 1203 die Kapelle und der Altar für Maria und Johannes Ev. im südlichen Querhaus. Vorhanden war zu dieser Zeit sicherlich auch der dem hl. Petrus geweihte Altar im nördlichen Querhaus in der der herzoglichen Familie vorbehaltenen Kapelle mit direktem Zugang zur Burg. Im Jahr 1226 wurde als drittes Patrozinium der hl. Thomas Becket von Canterbury aufgenommen. Das Westwerk mit den beiden Türmen und dem Glockenhaus mit zwei großen Maßwerkfenstern und dem quergelegten Satteldach unterhalb der Giebel wurde um 1300 fertiggestellt. Das südliche Seitenschiff wurde seit 1322 um ein Schiff erweitert, das mit vier Jochen 1334 fertiggestellt war. Südwestlich wurde 1346 die Grabkapelle Herzog Ottos des Milden und seiner Gemahlin Agnes angeschlossen (vgl. Nr. 33). Der Ausbau des nördlichen Seitenschiffs erfolgte vor 1469 (vgl. Nr. 165). Die zweischiffige Halle mit der Reihe gedrehter Säulen wurde 1474 geweiht, 1482 die im zweiten Joch ausgebaute Begräbniskapelle für Herzog Wilhelm d. Ä. errichtet. Die Grabstätten der weifischen Herzöge und ihrer Gemahlinnen, die sich nach einer Tafel vom Anfang des 16. Jahrhunderts (Nr. 356) in der Stiftskirche befunden haben, wurden bei baulichen Veränderungen im Dom durch Herzog Anton Ulrich aufgehoben und die Gebeine in einer Tumba gesammelt, deren Bronzedeckel diesen Vorgang und einige Namen der Toten inschriftlich ausweist. Sofern zu dieser Zeit noch Grabdenkmäler der Welfen im Dom vorhanden waren, wurden sie beseitigt, ohne daß Namen oder Inschriften überliefert worden wären. Es ist erstaunlich, daß weder die Grabstätte Kaiser Ottos IV. gekennzeichnet ist noch auch eine Grabschrift je tradiert wurde. Die verbliebenen oder im 19. Jahrhundert abgezeichneten Grabsteine standen wahrscheinlich im Kreuzgang [Druckseite XXX] und wurden deshalb vor der Zerstörung bewahrt. 1810 wurde das Domstift aufgehoben, 1828-1830 die an den Dom südlich anschließenden Stiftsgebäude, zwischen 1830 und 1840 auch der Kreuzgang abgebrochen. Nachdem zunächst 1839 die Apsis des südlichen Querhauses erneuert worden war, wurde 1845 auch die Hauptapsis umgebaut. Dabei kamen Spuren mittelalterlicher Wandmalereien zutage, die in den folgenden Jahrzehnten restauriert wurden. 1876-1881 folgte die Restaurierung und neogotische Ausmalung des Langhauses; 1935/36 wurde zugleich mit dem Bau einer Gruft für Heinrich den Löwen der Dom zu einer nationalsozialistischen Weihestätte umgebaut. Dabei ging die Ausstattung des 19. Jahrhunderts verloren.

Stiftskirche St. Cyriaci

Das Kollegiatstift wurde vor 1090 von dem brunonischen Markgrafen Egbert I. gegründet und von Egbert II. ausgebaut. Es lag auf einer Anhöhe südlich der Altstadt auf dem westlichen Okerufer. Wie in der frühen Gründungsphase von St. Blasii war auch hier neben dem Personalheiligen Cyriacus das Hl. Kreuz das Hauptpatrozinium. Vor dem Kreuzaltar war der Stifter Egbert II. begraben; nach der Zerstörung der Stiftsgebäude wurden seine Gebeine 1689 in die Krypta des Doms überführt. Das Stift St. Cyriacus stand an Bedeutung und materieller Ausstattung hinter St. Blasius zurück, auch die personelle Besetzung war geringer. Nach einer Stadtansicht von 1547 lag die mit einem hohen, zweitürmigen Westwerk versehene Stiftskirche in einer von Gräben und Palisadenzäunen umgebenen Vorstadt, die 1545 etwa 41 Häuser umfaßte. Der Rat der Stadt Braunschweig beschloß in diesem Jahr die Aufgabe und den Abbruch der Stiftskirche und der Vorstadt anläßlich eines bevorstehenden Angriffs Herzogs Heinrichs d. J., um ihm keine Möglichkeit zur Verschanzung zu geben. Die Stiftsherren wurden im Domstift aufgenommen. Das Cyriacusstift wurde 1810 zusammen mit dem Domstift aufgehoben. Weder aus der Kirche noch von den umliegenden Häusern sind Inschriften überliefert.

St. Jakobi

Die erste urkundliche Erwähnung der ehem. St. Jakobskirche, die dem Patronat von St. Blasii unterstand, stammt aus dem Jahr 1301. Bauinschriften von 1375 (Nr. 54, 55) dokumentieren den Neubau des 3/8-Chores der einschiffigen Saalkirche und die Renovierung des quadratischen Westturms. Seit dem 15. Jahrhundert verbindet sich mit der Kirche die Braunschweiger Stadtgründungslegende, nach der um den Eiermarkt ein frühes, von einem sächsischen Herzog Brun gegründetes städtisches Zentrum lag, dessen erste Pfarrkirche die Jakobskirche gewesen sein soll. In dieser Zeit wurde auch das legendäre Gründungsdatum 861 am Kirchturm angebracht (Nr. 288). Grabungen in den Jahren 1954/55 stießen auf Siedlungsspuren des 9. Jahrhunderts. Eine neuere Datierung ergab sich aus den 1977/78 ausgegrabenen Fundamentresten dreier Bauphasen, deren früheste kurz nach 1065 angesetzt wird. Ein Kupferstich von J. G. Beck von 1711 zeigt drei spitzbogige Fenster in der Südwand des Kirchenschiffs und einen spitzen Turmhelm. 1794/95 wurde die Kirche bis auf die Grundmauern abgebrochen, auf denen ein zweigeschossiges Magazingebäude aufgebaut wurde. Nach der Zerstörung durch Luftangriffe 1944 wurde die Kirche in Anlehnung an die alte Ansicht als Gemeindehaus in Form einer Kapelle für St. Martini wiedererrichtet.

St. Magni

Die 1031 geweihte Pfarrkirche des Dorfes Brunswik war als Eigenkirche eines adligen Lehnsmanns des Brunonengrafen Liudolf gebaut und von beiden mit Gütern ausgestattet worden. Im 12. Jahrhundert gelangte das Patronatsrecht an das Ägidienkloster. Nachdem die Altewiek seit etwa 1200 in die Stadtbefestigung einbezogen worden war, wurde St. Magni Pfarrkirche. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts wurden erste Umbauarbeiten an der Kirche vorgenommen. Am Anfang des 14. Jahrhunderts war eine dreischiffige Hallenkirche fertiggestellt, dem der Gründungsbau zunächst noch als einschiffiger, vorgesetzter Chor gedient haben könnte. 1447 wurde mit dem Bau einer 5/8-Chorapsis begonnen, wie eine Inschrift am südöstlichen Außenpfeiler (Nr. 123) besagt. Nach schweren Kriegsschäden wurden 1956-1964 nur die Apsis und der Chor über zwei Joche sowie das westliche Langhausjoch wiederhergestellt, Mittelschiff und nördliches Seitenschiff bilden heute eine auf die nördlichen Betonsprossenfenster ausgerichtete, flachgedeckte Halle.

St. Ulrici

St. Ulrici wird nach neueren stadtarchäologischen Grabungen als Kirchenbau angesehen, der zu einer frühen Marktsiedlung der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gehörte. Der um 1030 geweihten Pfarrkirche waren nach den Grabungsergebnissen bereits vier Vorgängerbauten vorausgegangen. Da keine Abbildung oder Beschreibung überliefert ist, kann die Gestalt der Kirche nur aus den romanischen Bauformen der erhaltenen Braunschweiger Kirchen analog erschlossen werden. Es wird sich um eine dreischiffige [Druckseite XXXI] Pfeilerbasilika mit Westwerk und zwei Türmen gehandelt haben. Sie war die Pfarrkirche des Weichbildes Sack und des südlichen Teils der Altstadt. Das Patronat lag zunächst bei den brunonischen, später bei den welfischen Stadtherrn, die es jedoch Mitte des 14. Jahrhunderts an das Stift St. Blasii übertrugen. Als um 1420 zwischen dem Stift und dem Rat Streitigkeiten wegen der Patronatsrechte aufkamen, zogen die Herzöge 1425 das Patronat wieder an sich. Ein Umbau zur gotischen Hallenkirche, wie bei den anderen Stadtkirchen, ist offenbar nicht erfolgt. Bau- und Reparaturrechnungen aus dem späten 15. und dem 16. Jahrhundert lassen auf Baufälligkeit und Neubaupläne schließen. Der Einsturz des Gemäuers bewog den Rat 1544, die Kirche abzureißen. Den Namen St. Ulrici trägt seitdem die Brüdernkirche als Doppeltitel, da auch die Ulrici-Gemeinde an die Brüdernkirche überging. Im Zusammenhang mit der ehemaligen Ulricikirche ist nur die Hausinschrift am heute hinter die Magnikirche versetzten ehemaligen Pfarrhaus erhalten (Nr. 355).

St. Michaelis

1158 bestätigte Bischof Bruno von Hildesheim in einer Urkunde die Gründung und Weihe einer dem hl. Michael gewidmeten Kirche. Sie lag am südwestlichen Rand der Altstadt auf dem Erbgrundstück eines Bendarz, der wohl Bürger dieses Stadtteils war. Auch andere, als cives bezeichnete Stifter waren an Bau und Ausstattung der Kirche beteiligt. Dieses Eigenkirchenrecht einer Bürgergemeinde, das in der Urkunde in Gegenwart Heinrichs des Löwen bestätigt wurde, sicherte der Gemeinde einen Sonderstatus vor den anderen Stadtkirchen, indem z.B. das Patronat bei der Gemeinde verblieb, obwohl sie kirchlich dem Stift St. Blasii unterstellt war. Die Lage der Kirche am südwestlichen Stadttor, durch das die Straße von Goslar nach Frankfurt ging, brachte für die selbständige Gründung die Bedingung mit sich, daß Fremde, Verbannte und Mittellose von der Gemeinde aufgenommen und auf ihrem Friedhof begraben werden sollten. Der Sonderstatus von St. Michaelis blieb auch nach dem Einbezug in die Stadtmauer erhalten. Gestalt und Umriß des Gründungsbaus sind wegen vielfältiger Umbauten seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr zu rekonstruieren. Im 14. Jahrhundert wurde der zunächst vermutlich einschiffige Bau um zwei gleich hohe Seitenschiffe zu einer Halle erweitert. Die Daten von Altarweihen 1366 und 1380 und die Einrichtung einer Seitenkapelle 1383 werden durch die Weihe- und Stifterinschriften von 1379 vor dem damals neu errichteten Nordportal ergänzt (Nr. 57). Die Einwölbung der Schiffe und die Verzierung der äußeren Joche durch aufgesetzte Giebel sind durch die Jahreszahlen 1469 (Nr. 166) und 1454 (Nr. 138) inschriftlich festgehalten. Spätere bauliche Veränderungen betrafen die äußere Gestalt der Kirche nicht, die auch von Kriegsschäden weitgehend verschont blieb.

St. Petri

Das Patrozinium dieser am westlichen Rand der Altstadt gelegenen kleinen Pfarrkirche ist in der Chronistik des 15. Jahrhunderts auf die Aufgabe des Petrus- und Paulus-Patronats an der von Heinrich dem Löwen neu erbauten Stiftskirche St. Blasii zurückgeführt worden. Heinrich habe mit dem Bau der Petrikirche eine Art Entschädigung für den Heiligen schaffen wollen. In gleicher Weise wurde auch der Bau der Kapelle St. Paulus auf dem Friedhof der Martinikirche erklärt. Das Patronat der Kirche lag beim Cyriacusstift. Der Gründungsbau ist heute nicht mehr zu rekonstruieren. Bereits seit der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde der Westturm auf quadratischem Sockel errichtet, am Ende des Jahrhunderts wurde mit dem Umbau der Kirche zu der in Braunschweig üblichen dreischiffigen Halle, jedoch ohne Querhaus, begonnen. Auch der 5/8-Chor wurde in dieser Phase angebaut. Möglicherweise führte der Stadtbrand von 1290 zur Zerstörung und zum raschen einheitlichen Wiederaufbau der Kirche. Die Einwölbung der drei Schiffe und des Turmraums mit dem tieferliegenden Joch wurde erst Mitte des 14. Jahrhunderts fertiggestellt. Dazu kam Ende des 14. Jahrhunderts die Verlängerung der Seitenschiffe nach Westen, so daß der Turm in eine einheitliche Westfassade einbezogen wurde. Um 1400 entstand als Anbau an den südlichen Chor eine kleine Kapelle. Ein Brand zerstörte 1811 den Turm und die mittelalterlichen Glocken. 1944 wurde die Kirche bei einem Luftangriff schwer beschädigt.

St. Martini

Die Hauptpfarrkirche der Altstadt wurde als Marktkirche der Kaufmannssiedlung um 1190 von Heinrich dem Löwen gegründet. Das Patronat gelangte von den welfischen Stadtherren zunächst an den Dekan von St. Blasii, wurde aber 1204 von Otto IV. den Bürgern der Altstadt in Form des Pfarrerwahlrechts verliehen. Nur die Investitur der Gewählten, die überwiegend auch Stiftsherren an St. Blasii waren, verblieb als repräsentativer Akt beim Stadtherren.

Die erste Anlage der Kirche folgte dem Bauschema des Doms, indem bei dem von Osten begonnenen Bau drei Apsiden mit Chorjoch und ein Querhaus errichtet wurden. Das Langhaus schloß sich als vierjochige romanische Pfeilerbasilika an; zusammen mit dem zweistöckigen Westwerk und den beiden [Druckseite XXXII] achteckigen Türmen wird der Gründungsbau um 1230 abgeschlossen gewesen sein. Auch der Ausbau im Innern und die vollständige Einwölbung erfolgte nach dem Vorbild des Doms. Ab 1250 begannen die Erweiterungsarbeiten am Langhaus zu einer dreischiffigen Halle, bald darauf folgend auch die Erweiterung des Chores um ein nach Osten vorgeschobenes Joch. Skulptur- und Mauerteile aus dem romanischen Bau wie auch die Gewände der Seitenschiffportale wurden übernommen. Auch der Westbau mit dem Portal blieb erhalten, erhielt aber ein erhöhtes Glockenhaus. Der gotische Umbau, die äußere und innere Ausschmückung mit Giebeln, Blendmaßwerk, Fenstern und Skulpturen wurde erst 1438 mit der Fertigstellung der südwestlich anschließenden Annenkapelle abgeschlossen. Farb- und Vergoldungsspuren an der Front des nördlichen Querhausarms ließen auf eine farbige Fassung der Skulpturengruppen und einzelner Architekturteile schließen. Die Kriegsschäden betrafen vor allem den Dachstuhl und die Turmhelme. Der Skulpturenschmuck und die Grabdenkmäler sind heute besonders auf der Südseite stark verwittert.

St. Katharinen

Die Pfarrkirche des von Heinrich dem Löwen gegründeten Weichbildes Hagen wurde 1227 bei der Bestätigung der iura et libertates Indaginis durch Herzog Otto das Kind erstmals erwähnt. Möglicherweise gehörte jedoch das Pfarrerwahlrecht der Bürger, das die Rechtsordnung bestätigt, schon zu den Gründungsprivilegien Heinrichs. Ähnlich wie bei St. Martini behielt sich der Stadtherr die Präsentation und Investitur der Pfarrer vor.

Der Kirchenbau ist vermutlich schon um 1200 begonnen worden und war bis 1235/40 fertiggestellt. Er folgte, wie bei den anderen Pfarrkirchen Braunschweigs, dem Bauschema des Doms. Der Umbau der romanischen Pfeilerbasilika zu einer dreischiffigen Hallenkirche ist seit 1252 bezeugt. St. Katharinen steht damit in der allgemeinen architektonischen Entwicklung der Braunschweiger Pfarrkirchen. Eine Besonderheit in der Formensprache begegnet jedoch in den reich verzierten Laubwerkkonsolen und -kapitellen und an den figürlich skulptierten Schlußsteinen, nach denen sich die Fertigstellung der Seitenschiffe und der Einwölbung um 1300 datieren lassen. Danach folgte die Erweiterung und der Abschluß des Chores mit einer in den Chorraum eingezogenen 7/10-Apsis bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts. Erst 1450 war die Arbeit an den Giebeln der Seitenschiffe abgeschlossen, worauf die Jahreszahlen (Nr. 130) an der nordöstlichen Seite verweisen. Reiches Maßwerk umgibt im südöstlichen Giebel der Südseite und in den dreigeteilten Ostgiebeln die Marienkrönung, die Kreuzigung und eine Figur der hl. Katharina. Der Westbau blieb in den Formen des 13. Jahrhunderts erhalten. Dorn sieht in seinem Aufbau wie in den ornamentalen Formen eine, auch chronologisch begründete, Stilverwandtschaft zum Westbau des Halberstädter Doms. Gleichzeitig bestehen auch Übereinstimmungen mit der Ostgliederung und der Ornamentik der Klosterkirche Riddagshausen. Die in Braunschweig üblichen achteckigen Türme wurden in ihren unteren Geschossen bis zum gotischen Glockenhaus hochgezogen. 1379 wurde der Südturm, 1511 der Nordturm in abweichender Höhe und ungleicher Form fertiggestellt. Im Bombenkrieg 1944 brannten der Dachstuhl und die Türme der Kirche ab. Mehrere Stücke der alten Ausstattung kamen durch Diebstahl aus der zerstörten Kirche abhanden.

St. Andreas

Als letzte der Braunschweiger Pfarrkirchen entstand St. Andreas in der Neustadt. Die Gründung dieses Weichbildes nordwestlich der Altstadt mit dem Kern von Pfarrkirche, Markt, Gewandhaus, Waage, Rathaus und Judenstraße zwischen der Kaiser- und Reichsstraße wird um 1200 datiert und auf Otto IV. zurückgeführt. Das Patronat verblieb bei den welfischen Stadtherrn, die es zeitweilig an St. Blasii abtraten.

Die im Dorfkirchentypus erbaute Kirche der Vorstadt wurde etwa zur gleichen Zeit wie die anderen Pfarrkirchen und wie diese dem architektonischen Vorbild des Doms folgend umgebaut. Bei den ersten urkundlichen Erwähnungen der Neustadt 1232 und 1245 dürfte der Bau schon fortgeschritten gewesen sein. Auch bei dieser bis etwa 1260 fertiggestellten Kirche handelte es sich um die für Braunschweig typische basilikale Form, die hier mit zunächst nur drei Jochen auskam, aber Querhaus, Chorquadrat und drei Apsiden aufwies. Der verbreiterte Westbau aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts gab bereits die Maße für die Erweiterung zur dreischiffigen gotischen Hallenkirche vor: Der Westsockel, der die Breite der Kirche übertraf, war die Grundlage für die Türme, die höher als bei den anderen Pfarrkirchen geplant waren. Ein viertes Langhausjoch verband das Westwerk mit dem Schiff. Nach Osten wurde nach Abbruch der romanischen Chorapsis ein zweites Chorquadrat angefügt, dem Anfang des 15. Jahrhunderts als letzte Baumaßnahme eine 5/8-Chorapsis vorgesetzt wurde. An dem massiven viergeschossigen Westblock mit einem von Maßwerk durchbrochenen Glockenhaus und dem als Wachturm ausgebauten, überhöhten Südturm wurde noch bis ins ausgehende 17. Jahrhundert gebaut, da Sturm und Blitzschlag die zeitweise bis auf 122 m erhöhte Turmspitze mehrmals zerstörten. 1740/41 erhielt der [Druckseite XXXIII] Südturm bei 93 m eine barocke Haube. Der Nordturm blieb unvollendet und wurde 1581 mit einem schlichten Zeltdach abgedeckt. Bemerkenswert ist das den beiden östlichen und den vier südlichen Giebeln beigegebene Bildprogramm mit Szenen aus dem Leben Christi: die Weissagung zweier Propheten, die Verkündigung (datiert 1405, vgl. Nr. 79), die Anbetung der Könige unter Maßwerkgiebeln; unter einen Korbbogen gesetzt die Flucht nach Ägypten, der bethlehemitische Kindermord, der zwölfjährige Jesus im Tempel. Am nordwestlichen Giebel befindet sich eine Darstellung des hl. Andreas am Kreuz. Die beigefügte Datierung auf 1419 (Nr. 90) bezeichnet den Abschluß des Skulpturenzyklus. Vielleicht haben die Reliefs an den Strebepfeilern der Südseite, wahrscheinlich aber eher die auf erhöhten Schemeln sitzenden, perspektivisch verkürzt wiedergegebenen Figuren in der Szene des zwölfjährigen lehrenden Jesus zur Benennung der angrenzenden Kröppelstraße (nd. Kröppel: ‚Krüppel‘) geführt. Dachstuhl, Türme und die gesamte Inneneinrichtung wurden beim Bombenangriff 1944 zerstört.

St. Bartholomäi

Der heute als Kapelle benutzte, unscheinbare Bau steht mit der Ostseite zur Schützenstraße; der Zugang liegt auf der Südseite. Die Kirche gehörte zur Altstadt und unterstand dem Patronat von St. Blasii. Die wahrscheinlich Ende des 12. Jahrhunderts erbaute, schlichte Saalkirche mit Westriegel wurde im 13. und 14. Jahrhundert mehrfach baulich verändert. Reste verschiedener Bauphasen wurden nach der Zerstörung der Kirche 1944 sichtbar. Ein Kupferstich von J. G. Beck von 1711 zeigt den aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammenden baulichen Zustand; ein Kreuzigungsrelief am Ostgiebel trägt das Datum 1483 (Nr. 217). Danach lag der Eingang der Kirche unter einem großen Maßwerkfenster auf der Ostseite, die Südseite zeigte drei hohe, spätgotische Fenster. Dem Westriegel waren zwei spitze Turmhelme aufgesetzt. Nach der Reformation wurde die Kirche zunächst verschlossen, diente dann längere Zeit nichtsakralen Zwecken und wurde 1709 von der Reformierten Gemeinde übernommen, nachdem die Innenausstattung neu eingerichtet worden war. 1834 wurden die Türme abgerissen und das Dach bis über die Westseite gezogen.

St. Johannis

Die Kirche des seit 1224 in Braunschweig ansässigen Johanniterordens war einem umfangreichen Ge-bäudekomplex, dem sog. Prioratshof in der südlichen Altstadt, vorgebaut und stand mit der Front zur Langen Brücke, heute Kattreppeln. Eine Zeichnung von J. G. Beck aus dem Jahr 1714 zeigt die nordöstliche Straßenfront mit zwei Portalen mit Heiligenfiguren (vgl. Nr. 51), zwischen denen sich zwei hohe Maßwerkfenster befanden, einem Giebelerker mit Uhr und einem hohen, schlanken Dachreiter mit einer Glocke von 1438 (vgl. Nr. 114). Die Zeichnung gibt wahrscheinlich den Zustand des späten 15. Jahrhunderts wieder. Auf die Innenausstattung der Kirche lassen lediglich die kopial überlieferten Inschriften eines Altars schließen (Nr. 281). Nach der Reformation wurde der Prioratshof als Adelssitz von der Familie von der Schulenburg bewohnt (vgl. Nr. 346; vgl. auch Nr. 259). Die Kirche wurde 1784 abgerissen.

Hospital und Kirche St. Leonhard

Das vor dem Steintor an der Heerstraße nach Helmstedt gelegene Leprosenhospital wurde wahrscheinlich Ende des 13. Jahrhunderts gegründet. Schenkungen und Vermächtnisse von Braunschweiger Bürgern unterstützten das Hospital, dessen Kapelle Anfang des 14. Jahrhunderts zuerst erwähnt wurde. Sie war St. Leonhard und St. Servatius geweiht. Bei dem Hospital befand sich als Nebengebäude eine Clus, in der die Pflegerinnen der Kranken wohnten. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zu seiner Zerstörung 1615 war das ‚Siechenhaus‘ auch Armenhaus und Altersheim. Die Kirche an der heutigen Helmstedter Straße entspricht, auch nach mehrfacher Zerstörung und Wiederaufrichtung im 17. Jahrhundert, als einfacher Saalbau des 12. Jahrhunderts dem Dorfkirchentypus mit halbrunder, dem Chorquadrat eingezogen vorgesetzter Apsis, das Langhaus zweijochig eingewölbt. Der 1695 aufgesetzte barocke Dachreiter wurde 1992 bei erneuter Dacheindeckung restauriert. Das Kirchengebäude wurde im 19. Jahrhundert zweckentfremdet und erst 1932 als Sakralraum wiederhergestellt.

Hospital und Kirche St. Marien

Sie gehörte zum 1245 gegründeten Marienhospital an der Langen Brücke (Hinter Liebfrauen). Ein Kupferstich von 1714 zeigt einen schlichten, rechteckigen Kapellenbau mit vier gotischen Fenstern auf der Nordseite und einem Dachreiter über dem hohen Satteldach. 1677 wurde das an die Kapelle angebaute Hospital mit dem 1473 gegründeten Alexius-Pflegehaus für Geisteskranke zusammengelegt und der ganze Komplex als Armen-, Waisen-, Zucht- und Werkhaus Beatae Mariae Virginis genutzt. Die Kapelle wurde 1785 abgerissen. Dabei gingen auch die dort erhaltenen Inschriften verloren (Nr. 285, [Druckseite XXXIV] 375, 376). Nachdem 1787 das neue, große Waisenhaus von C. Chr. W. Fleischer in schlichtem klassizistischen Stil errichtet worden war, diente das Marienspital im 19. Jahrhundert nur noch als Waisenhaus. Es wurde nach der Zerstörung 1944 als einfacher zweistöckiger Bau wiedererrichtet.

Kapelle St. Matthäi

In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erhielten die Templer von den Landesherrn die Erlaubnis, sich in Braunschweig niederzulassen. Sie erbauten wie die Dominikaner Kirche und Konventsgebäude auf landesherrlichem Grund am Bohlweg. Die Kirche wurde 1289 urkundlich erwähnt. Nach der Aufhebung des Ordens kam das Anwesen zunächst 1357 an den Johanniterorden und wurde dann an die Kalandbruderschaft zum Hl. Geist verkauft, deren Dechantenhaus eine unvollständig überlieferte Baudatierung trug (Nr. 253). Zeichnung und Beschreibung von A. A. Beck aus der Mitte des 18. Jahrhunderts zeigen einen zweijochigen Saalbau mit 5/8-Abschluß, einem Rundbogenportal und darübergelegenem Kreisfenster an der Westseite und hohen gotischen Seiten- und Apsidenfenstern. Die Kapelle wurde beim Bau des herzoglichen Schlosses im 18. Jahrhundert zunächst in den Komplex einbezogen und 1810/12 zur Schloßkapelle umgebaut. Sie wurde nach dem Brand des Schlosses 1830 abgebrochen.

Kapelle St. Auctor

Als Sühneleistung für acht in der Schicht von 1374 getötete Ratsherren verlangten die 1380 in Lübeck versammelten Hansestädte vom neu gebildeten Rat Braunschweigs unter anderem auch den Bau einer Kapelle zu Ehren des Stadtheiligen St. Auctor. Der Kapellenanbau zur Breiten Straße schloß an die Nordseite des Alten Rathauses an; er war 1386 fertiggestellt und wurde mit zwei Vikariaten dotiert. An den Wänden der Kapelle hingen die Wappenschilde der acht Getöteten. 1680 wurde die Kapelle bei einem Umbau der Nebengebäude des Rathauses zu Messehallen abgebrochen.

Benediktinerkloster St. Ägidien

Das Kloster wurde 1115 von der Markgräfin Gerthrud auf einem Hügel, dem in späterer Bezeichnung sog. Köppeberg, südwestlich des Dorfes Brunesguik angelegt. Es war der Jungfrau Maria gewidmet, wahrscheinlich aber von Anfang an mit dem hl. Ägidius als Konpatron, dessen Reliquien die Markgräfin selbst gemäß der Gründungslegende aus Frankreich geholt hatte. Die Gründung des Klosters geschah der 1134 ausgestellten Bestätigungsurkunde Kaiser Lothars III. zufolge am 1. September 1115, dem Festtag des Heiligen. Das Kloster war neben anderen Gütern mit dem Erbzins aus der späteren Altewiek und mit dem Patronat über die Magnikirche bewidmet, erst nach der Loslösung der Bürgergemeinde der Altewiek um 1200 entstand ein davon abgegrenzter Bezirk der Klosterfreiheit. Von den Klostergebäuden des 12. Jahrhunderts sind heute noch vier Räume erhalten: Refektorium, Parlatorium, Kapitelsaal und ein Teil des Kreuzgangs. Von der ersten Klosterkirche, die nach Hirsauer Muster als dreischiffige Basilika nach 1117 errichtet wurde, sind Fundamente und Teile des Mauerwerks des Langhauses sowie der Ansatz eines Westbaues erhalten. Die erste Kirchenanlage wurde 1278 bei einem Brand, der über die Altewiek auf die Klostergebäude und weite Teile der Stadt übergriff, offenbar völlig zerstört. Der Wiederaufbau wurde gefördert durch zahlreiche Ablaßbriefe, die zur Hilfe aufriefen, und durch die Spende zweier kostbarer Reliquien aus dem Benediktinerkloster Cismar und aus Halberstadt, die helfen sollten, die Wallfahrt zu intensivieren. Der Neubau wurde mit dem Ostflügel des Klosters und dem frühgotischen, polygonalen Chor begonnen. Ein Umgang verbindet den Kapellenkranz des Chores mit dem Querhaus. Diese Bauphase ist wahrscheinlich bereits Anfang des 14. Jahrhunderts beendet gewesen, wie die Stiftung von sechs Altären bezeugt. Der Bau des Langhauses zog sich vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis etwa 1454-1457 hin. Mehrere inschriftliche Datierungen bezeugen den Fortgang der Bautätigkeit: 1418 war der nördliche Kreuzgangflügel eingewölbt (Nr. 89), 1437 wurde der westliche Mittelschiffspfeiler des nördlichen Langhausbereichs mit einem Baudatum versehen (Nr. 112), 1446 die Grablege der Äbte im westlichen Teil des Langhauses mit einer Messingplatte überdeckt (Nr. 121). 1454 wurde der obere Teil des Chores mit dem Triforiengang fertiggestellt und 1456 die große Orgel erbaut. Die Nordseite der Kirche, die der Altewiek zugewandt ist, wurde als Schaufront mit vier mit Maßwerk und Türmchen verzierten Giebeln über den vier Langhausjochen gestaltet. In eine Nische des zweiten Giebels von Westen ist die Skulptur des Stadtheiligen St. Auctor mit einem Kreuz und einem Stadtmodell als Insignien aufgestellt. Das Hauptportal am nördlichen Querhausarm wurde mit einem steilen Wimperg erhöht, der sich in dem steilen, mit Türmchen und Krabben verzierten Giebel der vorgesetzten Querhausfassade fortsetzt. Auf halber Höhe über dem Portal, auf einen Konsolfries aufgesetzt, verläuft ein Gang, von dem aus wahrscheinlich die Heiltümer des Klosters gezeigt wurden. 1457, als der Rat der Stadt dem hl. Auctor, dessen Reliquien im Ägidienkloster aufbewahrt wurden, aus Dankbarkeit für die Beilegung der Schicht von 1446/47 einen neuen silbernen Schrein widmete, waren bei der feierlichen Translation Kirche und Klostergebäude [Druckseite XXXV] vollendet. Der Westbau, an dem noch bis 1470 weitergebaut wurde, blieb unvollendet. Baureste lassen zwei quadratische Türme, möglicherweise Teile eines modifizierten Westriegels, erkennen. Der Abbruch der Westteile erfolgte 1817 wegen gefährlicher Bauschäden.

Das Kloster wurde 1528 reformiert und ein Jahr später aufgehoben. Die Kirche diente als Pfarrkirche, ab 1718 auch als Garnisonkirche. In den Napoleonischen Kriegen kam es zu einer Profanierung und weitgehenden Zerstörung der Ausstattung. Seit 1836 wurde die Kirche als Festhalle und Konzertsaal genutzt, von 1906-1945 als Ausstellungsraum des damaligen Vaterländischen Museums. Seit 1946 ist St. Ägidien katholische Propsteipfarrkirche Liebfrauenmünster. Süd- und Westflügel der spätmittelalterlichen Klosteranlage wurden Ende des 19. Jahrhunderts abgebrochen. Die erhaltenen Teile des Ostflügels und der östliche Teil des Kreuzgangs dienen, zusammen mit dem rekonstruierten Chorraum der 1905 abgerissenen Paulinerkirche, als Ausstellungsraum des Braunschweigischen Landesmuseums.

Franziskanerkloster zu den Brüdern

Die Franziskaner sind in den Bistümern Hildesheim, Halberstadt und Magdeburg seit 1223/24 nachweisbar. Etwa in diesen Zeitraum wird auch ihr erstes Auftreten in Braunschweig zu datieren sein. Sie erhielten zunächst Unterkunft in einer Kemenate des am nördlichen Rand der Altstadt liegenden Bortfelder Hofs, den die stadtadlige Familie Bortfeld vom welfischen Stadtherrn zu Lehen hatte. Aus diesem Zusammenhang ist geschlossen worden, daß die Franziskaner auf eine Zusage Ottos IV. nach Braunschweig kamen und daher den Landesherrn bis zu ihrem Auszug aus Braunschweig nach der Reformation verbunden blieben. Mit dem Bau einer kleinen Kapelle und dem Vorhandensein erster Klostergebäude wird ab 1250 gerechnet. Erst 1343 gibt die Erwähnung einer Bauhütte Auskunft über den Fortgang des Kirchenbaus. In den folgenden Jahrzehnten werden der einschiffige, dreijochige Chor mit polygonalem 5/8-Schluß fertiggestellt und das Langhaus als dreischiffige Halle mit fünf Jochen errichtet worden sein. Die Weihe des Hochaltars 1361 und eine Nachricht über die vom Rat erteilte Erlaubnis, den nordöstlichen Stützpfeiler in den Raum der Straße Hintern Brüdern zu setzen, zeigen den langsamen Fortgang der Bautätigkeit, die aus Spenden der Gläubigen finanziert wurde. Nach 1375 wurde offenbar der ursprüngliche Bauplan reduziert und die Seitenschiffe nicht in gleicher Höhe wie das Mittelschiff ausgeführt. Ein großes, fünfteiliges Maßwerkfenster in der Westfront sollte den durch die niedrigeren Seitenschiffe entstandenen Mangel an Licht ausgleichen. Auch die westliche Außenseite wird von dem großen mittleren Fenster beherrscht, über dem der schlichte, spitze Giebel hoch aufgeführt ist. Die Ende des 15. Jahrhunderts dem Portal vorgebaute, gewölbte Vorhalle war später mit einem einstöckigen Fachwerkvorhaus verkleidet worden. Die ursprüngliche Form wurde, mit starken restauratorischen Eingriffen, 1869 wiederhergestellt. Von den Klostergebäuden wurden nach den Zerstörungen des Jahres 1944 nur die drei Flügel des Kreuzgangs, die ehemalige Sakristei und die südlich an die beiden ersten Chorjoche anschließende Kapelle wiederhergestellt. Das Refektorium, das sich östlich an die Klostergebäude anschloß, der für die Stadtgeschichte bedeutsame Remter, in dem der Rat gelegentlich tagte und Verhandlungen führte, und das gewölbte Obergeschoß der Kapelle (das sog. Bugenhagenzimmer) sind nicht mehr vorhanden, jedoch als Räume zur Nutzung der Gemeinde nachgebaut.

Johannes Bugenhagen, der Reformator Braunschweigs, hielt am 21. Mai 1528, dem Himmelfahrtstag, in der Brüdernkirche seine erste Predigt. Er arbeitete bis September in der damaligen Liberei über der Kapelle zusammen mit Angehörigen der Stadtgeistlichkeit und dem Rat die am 5. September 1528 offiziell angenommene ‚Braunschweigische Kirchenordnung‘ aus. Um Ostern 1529 verließen die Franziskaner das Kloster, die Kirche blieb von 1529-1542 geschlossen. Als die baufällige Pfarrkirche St. Ulrici 1544 abgerissen wurde, wurde die Brüdernkirche zur Parochialkirche für die nordöstliche Altstadt. Das Refektorium wurde 1569 zum städtischen Zeughaus umgebaut, auch der Kreuzgang und die anderen Klostergebäude wurden von der städtischen Verwaltung genutzt. 1884 wurde der Kreuzgang erstmals restauriert. Er ist seit dem Abschluß der Wiederaufbauarbeiten, die bis 1978 dauerten, wieder zugänglich.

Dominikanerkloster (Pauliner)

Nachdem den Dominikanern 1307 von den Herzögen die Niederlassung in Braunschweig gestattet worden war, bauten sie auf landesherrlichem Grund, dem ehemaligen Vogteihof am Bohlweg, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Kirche und Klostergebäude. 1319 führten die Herzöge eine Einigung zwischen Prior und Konvent und dem Rat der Stadt herbei, die darauf gerichtet war, daß sich die Predigermönche nicht in städtische Angelegenheiten mischen und keinen weiteren Grundbesitz erwerben durften. Die Kirche wurde 1343 geweiht. Ein einschiffiger Chor mit drei Jochen und 5/8-Schluß schloß sich an eine dreischiffige, querhauslose Halle mit fünf Jochen an. Der Plan entsprach etwa dem der Brüdernkirche. Das Kloster wurde 1529 aufgehoben, die Mönche verließen die Stadt. Die Gebäude [Druckseite XXXVI] einschließlich der Kirche wurden im 18. Jahrhundert zum herzoglichen Zeughaus umgebaut und mit einer barocken Schaufront (zum Bohlweg) mit Eckpavillons, Portalpfeilern und hohen geschmiedeten Gittern versehen, wie zwei Kupferstiche des 18. Jahrhunderts zeigen120). 1902/03 wurde der Gebäudekomplex abgebrochen; der Chor wurde im Klosterhof von St. Ägidien, südlich an die Reste des Kreuzgangs anschließend, aus originalen Bauteilen neu errichtet. Durch Einziehen einer Zwischendecke entstanden zwei Ausstellungsräume für das damalige Vaterländische Museum (heute Braunschweigisches Landesmuseum).

Kreuzkloster (Zisterzienserinnen)

Auf einer Anhöhe vor den Stadtmauern nordwestlich von Alt- und Neustadt, dem Remmelberg, wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts ein Benediktinerinnenkloster gegründet, dessen Kirche 1230 geweiht wurde. Das Kloster, in das Patriziertöchter der Stadt und Töchter des landsässigen Adels eintraten, hatte auch eine Funktion als Pilgerherberge, da die obere Ost-West-Straße aus dem Petritor, der Weg der Aachen-Wallfahrt, daran vorbeiführte. Etwa seit Anfang des 14. Jahrhunderts bis zur Reformation gehörte der Konvent zum Zisterzienserorden. Aus dem 14. Jahrhundert sind bemerkenswerte Teppiche und weitere Stickereien (Nr. 35, 36, 43, 65, 66) sowie ein Kelch (Nr. 73), aus der Zeit um 1500 ein Klappaltar (Nr. 299) erhalten. Es bestanden Verbindungen zu anderen Frauenklöstern im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg in Form von Gebets- und Stickgemeinschaften (z.B. mit Wienhausen, vgl. Nr. 65, 66). Die Kirche, die wohl nach dem Muster der Braunschweiger Stadtkirchen dreischiffig mit zwei Nebenkapellen angelegt war, sowie der Kreuzgang wurden 1545 und 1550 bei kriegerischen Auseinandersetzungen zerstört. Ein Neubau, der 1567-1571 errichtet wurde, mußte schon am Anfang des 17. Jahrhunderts wieder abgebrochen werden, da die exponierte Lage des Klosters vor dem Stadttor im Kriegsfall eine zu günstige Angriffsfläche bot. Eine 1609 geweihte Fachwerkkapelle stand bis zu ihrer Zerstörung 1944 an der Stelle der ehemaligen Klosterkirche.

Zitationshinweis:

DI 35,  Stadt Braunschweig I, Einleitung, 2. Die Inschriften der Stadt Braunschweig – Ihre Einordnung in die Stadtgeschichte (Andrea Boockmann), in: inschriften.net,  urn:nbn:de:0238-di035g005e004.

  1. Die ausführliche Auseinandersetzung mit der Gründungslegende erstmals bei Ludwig Conrad Bethmann, Die Gründung Braunschweigs und der Dom Heinrichs des Löwen, in: Westermanns Jb. der Illustrierten Deutschen Monatshefte 10, 1861, S. 525–559, hier S. 527ff., und bei Hermann Dürre, Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter, Braunschweig 1861, S. 40f. Das Thema wurde wiederaufgenommen von Martin Last, Die Anfänge der Stadt Braunschweig, in: Gerd Spies (Hg.), Brunswiek 1031 – Braunschweig 1981. Die Stadt Heinrichs des Löwen von den Anhttp://www.inschriften.net/typo3/clear.giffängen bis zur Gegenwart. Festschrift zur Ausstellung, Braunschweig 1981, S. 25–36, hier S. 25. »
  2. Vgl. ebd., S. 30, zur Sicht Hermen Botes im 15. Jahrhundert. Rehtmeyer sah die Jahreszahl noch am Turm der Jakobskirche. Vgl. Philipp Julius Rehtmeyer, Der berühmten Stadt Braunschweig Kirchen-Historie, 4 Teile in 1 Bd., Braunschweig 1707–1715, Teil 5: Beylagen auf die Supplementa, Braunschweig 1720; hier Teil 1, S. 15. »
  3. Vgl. Hans Adolf Schultz/Otto Stelzer, St. Jakob, die Pfarrkirche einer Kaufmannssiedlung des 9./10. Jahrhunderts in Braunschweig. Ergebnisse der Ausgrabungen von 1954, in: Braunschweigisches Jb. 36, 1955, S. 5–23, hier S. 22f. »
  4. Vgl. Hartmut Rötting, Archäologische Siedlungsbefunde zu den Vor- und Frühformen von Braunschweig, in: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 3, 1991, S. 100–104, hier S. 101. Vgl. auch Arno Weinmann, Braunschweig als landesherrliche Residenz im Mittelalter, Braunschweig 1991 (Beihefte zum Braunschweigischen Jb., Bd. 7), S. 34f. »
  5. Vgl. Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, hg. von Ludwig Hänselmann (Bd. 1–3)/Heinrich Mack (Bd. 4), Braunschweig 1873–1912, hier Bd. 2, Nr. 1, S. 1. »
  6. Vgl. diese Daten im Zusammenhang der frühen Stadtentwicklung bei Manfred R. W. Garzmann, Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig im 13. und 14. Jahrhundert, Braunschweig 1976 (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Bd. 13/Gesamtreihe Bd. 52), S. 13ff. »
  7. Vgl. Hermann Dürre, Das Register der Memorien und Feste des Blasiusstiftes in Braunschweig, in: Zs. des historischen Vereins für Niedersachsen 48, 1886, S. 1-104, hier S. 37. »
  8. Diese Annahme von Martin Möhle, Die Krypta als Herrscherkapelle. Die Krypta des Braunschweiger Domes, ihr Patrozinium und das Evangeliar Heinrichs des Löwen, in: Archiv für Kulturgeschichte 73, 1991, S. 1-24, hier S. 14f., wird durch ein Reliquienverzeichnis von 1482/1483 (Registrum in quo conscripte sunt reliquie que habentur in ecclesia sancti Blasii Brunsvicensis, Landeshauptarchiv Wolfenbüttel, Sign. VII B 166), S. 32, bestätigt, wonach sich in der Krypta ein Marienbild mit Reliquien befunden hat. Freilich läßt sich daraus und aus der Existenz eines Marienaltars in der Domkrypta keineswegs der Schluß ziehen, das Evangeliar Heinrichs des Löwen sei für diesen Altar bestimmt gewesen (so Möhle, S. 23f.) »
  9. Vgl. Origines Guelficae, hg. von Gottfried Wilhelm Leibnitz, 5 Bde, Hannover 1750–1780, hier Bd. 2, S. 334f.; dazu Döll (wie Anm. 7), S. 32, Anm. 68. »
  10. Vgl. Willmuth Arenhövel, Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim. Beiträge zur Hildesheimer Kunst des 11. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Ornamentik, Berlin 1975 (Diss. Berlin 1972), S. 137, 155. »
  11. Auch diese Rekonstruktion erstmals bei Bethmann, 1861 (wie Anm. 1), S. 547ff.; vgl. auch Martin Gosebruch, Der Braunschweiger Dom und seine Bildwerke (mit Aufnahmen von Jutta Brüdern), Königstein/Ts. 1980, S. 4. »
  12. Zu den hagiographischen Vorlagen des Reliquienraubs und der Herkunft der Braunschweiger Auctor-Reliquien vgl. Klaus Naß, Der Auctorkult in Braunschweig und seine Vorläufer im früheren Mittelalter, in: Niedersächsisches Jb. für Landesgeschichte 62, 1990, S. 153-208, bes. S. 173, 179. »
  13. Sie war in erster Ehe mit Dietrich II. von Katlenburg, in zweiter Ehe mit Heinrich von Northeim und in dritter Ehe mit Heinrich von Eilenburg verheiratet. Über den Umfang des Erbes, das ihr Schwiegersohn Lothar von Süpplingenburg antrat, vgl. Herbert W. Vogt, Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg 1106-1125, Hildesheim 1959 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 57); Weinmann (wie Anm. 4), S. 23f. »
  14. Vgl. Döll (wie Anm.7), S. 51f. »
  15. Vgl. Garzmann (wie Anm. 6), S. 34f.; Richard Moderhack, Braunschweigs Stadtgeschichte ( = Bd. 1 von: Gerd Spies (Hg.), Braunschweig. Das Bild der Stadt in 900 Jahren, Geschichte und Ansichten, 2 Bde, Braunschweig 1985), S. 6f. »
  16. Zur Sonderentwicklung der Michaelisgemeinde vgl. Wilhelm Schrader, Die Michaeliskirche, in: Braunschweigisches Magazin 36, 1930, Sp. 57-62. »
  17. Vgl. Karl Jordan, Heinrich der Löwe. Eine Biographie, München 1979, S. 175-180; Garzmann (wie Anm. 6), S. 126ff. »
  18. Vgl. Spies, 1985, Bd.2 (wie Anm. 16), Abb. 2-8, S. 10-16; Abb. 12f., S.20f.; Moderhack (wie Anm. 16), S. 29. »
  19. Vgl. Gerd Spies, Braunschweiger Goldschmiede, in: ders.; 1981 (wie Anm. 1), S. 275-331, hier S. 317. »
  20. Vgl. Garzmann (wie Anm.6), S. 133; Weinmann (wie Anm.4), S. 271 f. »
  21. Vgl. Johann-Christian Klamt, Die mittelalterlichen Monumentalmalereien im Dom zu Braunschweig, Diss. Berlin 1968, S. 39; Hans Martin Schaller, Das geistige Leben am Hofe Kaiser Ottos IV. von Braunschweig, in: DA 45, 1989, S. 54-82, hier S. 64f. Während Klamt zwar den Entwurf einzelner Themenkreise der Malereien und die Ausstattung des Doms auf Heinrich den Löwen zurückführt, die Ausführung der Wandgemälde jedoch erst auf die Mitte des 13. Jahrhunderts verlegt, hält Schaller eine 30 bis 50 Jahre dauernde Pause nach Heinrichs Tod, während der der Dom ohne Ausmalung geblieben sei, für nicht wahrscheinlich. »
  22. Vgl. Möhle (wie Anm. 9), S. 5-15. »
  23. Gosebruch, 1980 (wie Anm. 12), S. 3; Richard Dorn, Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig, Hameln 1978, S. 14. »
  24. Bernd Ulrich Hucker, Kaiser Otto IV., Hannover 1990 (Monumenta Germaniae Historica, Schriften, Bd. 34), S. 73f. »
  25. Vgl. ebd., S. 359-367. »
  26. Vgl. Moderhack (wie Anm. 16), S. 15-22. »
  27. Vgl. ebd., S. 22; Garzmann (wie Anm. 6), S. 153, 157. »
  28. Vgl. Weinmann (wie Anm. 4), S. 274. »
  29. Dazu gehörte auch das inschriftlose Reliquiar des hl. Georg, vgl. Dietrich Kötzsche, Der Welfenschatz im Berliner Kunstgewerbemuseum, Berlin 1973 (Bilderhefte der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Bd. 21/22), S. 51f., 78. Die von den Herzögen gestifteten Reliquien sind im Reliquienverzeichnis von 1482 (wie Anm. 9), S. 12f., 15, 25 verzeichnet. Vgl. auch Wilhelm A. Neumann, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg, Wien 1891, S 30. »
  30. Im Juni 1658 befand sich der junge Herzog Ferdinand Albrecht von Braunschweig-Lüneburg mit seinem adligen Mentor auf einer Bildungsreise, die auch den Besuch des Braunschweiger Domes vorsah. Der Bericht, den der Herzog über die Sehenswürdigkeiten des Domes verfaßte, ist ein wichtiges nachmittelalterliches Inventar; Auszug bei Neumann (wie Anm. 30), S. 329f. »
  31. Vgl. z.B. Hermen Bote, Dat schichtboick, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, hg. von der Historischen Kommission der Akademie der Wissenschaften in München, Bd. 16: Braunschweig (Bd. 2), Leipzig 1880, S .269-493, hier S. 311. »
  32. Vgl. ebd., S. 299. Zu dieser Stelle: Hartmut Boockmann, Eine Krise im Zusammenleben einer Bürgerschaft und ein „politologisches Modell" aus dem 15. Jahrhundert. Der Braunschweiger Chronist Hermen Bote über den Aufstandsversuch von 1445/46, in: Herbert Blume/Eberhard Rohse (Hgg.), Hermann Bote, Städtisch-hansischer Autor in Braunschweig 1488-1988. Beiträge zum Braunschweiger Bote-Kolloquium 1988, Tübingen 1991, S. 133-152, hier S. 149. Vgl. im selben Zusammenhang Wilfried Ehbrecht, Die Braunschweiger Schicht von 1488 - ein Stadtkonflikt als Exempel für Mißgunst und Ehrgeiz in den städtischen Führungsfamilien, in: ebd., S. 109-132, bes. S .116f., 131. »
  33. Vgl. Naß (wie Anm. 13), S. 175-195. »
  34. Abb. in: Matthias Puhle, Stadt und Geld im ausgehenden Mittelalter. Zur Münzgeschichte „Van der Page-munte“ des Braunschweiger Autors Hermen Bote, Braunschweig 1988 (Arbeitsberichte. Veröffentlichungen aus dem Städtischen Museum Braunschweig, Heft 58), S 25, Sp. 6, dazu S. 18. »
  35. Die Stadt hatte am 13. Februar 1493 in der Schlacht bei Bleckenstedt gegen Herzog Heinrich d.Ä. den Sieg und reiche Beute errungen und damit ihre Freiheit vor dem landesherrlichen Anspruch bewahrt (vgl. auch Nr. 256, 257). - Der Auctorkult verband sich in den Jahrzehnten vor der Reformation verstärkt mit dem städtischen Autonomiestreben; Auctor wurde zum „Garanten der Stadtfreiheit", vgl. Naß (wie Anm. 13), S. 201-203, Zitat S. 202; Moderhack (wie Anm. 16), S. 34f. »
  36. Vgl. Garzmann (wie Anm. 6), S. 256f.; Matthias Puhle, Die Todesopfer der „Großen Schicht“ 1374-1380 in Braunschweig, Braunschweig 1985 (Miszellen. Städtisches Museum Braunschweig, Heft 39). »
  37. Vgl. ,Schichtboick‘, in: Chroniken der deutschen Städte 16 (wie Anm. 32), S. 317f. »
  38. Vgl. dazu bes. Weinmann (wie Anm. 4), S. 171. - Interessanterweise ist die erste Inschrift dieser Art (Nr. 48), die von der Schlacht bei Dinklar am 3. September 1367 berichtet, auf Latein abgefaßt und inhaltlich sehr kurz gehalten. Von der Niederlage und Gefangennahme des Herzogs Magnus Torquatus ist nicht die Rede. »
  39. Einen Überblick gibt Moderhack (wie Anm. 16), S. 26f. »
  40. In der Zisterzienser-Klosterkirche Riddagshausen befindet sich eine vergleichbare Schrifttafel, allerdings erst aus dem Jahr 1614, mit Daten zur Gründung des Klosters und zur Grablege der Stifter und Äbte; vgl. Die Kunstdenkmäler des Kreises Braunschweig, bearb. von Paul Jonas Meier, Wolfenbüttel 1900 (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Bd.2), S. 157-160 mit Abb. 62. »
  41. Vgl. S. XXXVIIf. »
  42. Vgl. Dietrich Mack, Mittelalterliche Inschriften der Stadt Braunschweig als historische Quelle, in: Abhandlungen der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 4, 1952, S. 196-227. »
  43. Vgl. ebd., S. 200f. »
  44. Georg Swarzenski, Aus dem Kunstkreis Heinrichs des Löwen, in: Städel-Jb. 7/8, 1932, S. 241-397, hier S. 244. »
  45. Ebd., S. 242. »
  46. Dieser intuitiven Sicht G. Swarzenskis (wie Anm. 45), die auf umfassender Kenntnis beruhte, ist besonders Gosebruch gefolgt; vgl. Martin Gosebruch, Die Braunschweiger Gertrudiswerkstatt - zur spätottonischen Goldschmiedekunst in Sachsen, in: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 18, 1979, S. 9-42, hier S. 9; ders., 1980 (wie Anm. 12), S. 15f.; ders., Imperium ducis - Labor Herimanni und die karolingische Vorlage des Krönungsbildes im Evangeliar Heinrichs des Löwen, in: ders. (Hg.), Helmarshausen und das Evangeliar Heinrichs des Löwen, Göttingen 1992 (Schriftenreihe der Kommission für niedersächsische Bau- und Kunstgeschichte bei der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, Bd. 4), S. 247-253, hier S. 247. Vgl. G. Swarzenskis Zitat S. 244 (wie Anm. 45) und die abwägende Interpretation bei Otto Gerhard Oexle, Das Evangeliar Heinrichs des Löwen als geschichtliches Denkmal, in: Das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Kommentar zum Faksimile, hg. von Dietrich Kötzsche, Frankfurt/M. 1989, S. 9-27, hier S. 27. »
  47. Vgl. Peter Ganz, Heinrich der Löwe und sein Hof in Braunschweig, in: Evangeliar, Kommentar 1989 (wie Anm. 47), S. 28-41, hier S. 36. »
  48. Annales Stederburgenses (1194), in: MGH SS 16, hg. von Georg Heinrich Pertz, Hannover 1859, S. 197-231, hier S. 230. »
  49. Arnoldi Chronica Slavorum (1173), in: MGH SS 21, hg. von M. Lappenberg, Hannover 1869, S. 115-250, hier S. 125. »
  50. Vgl. ebd., S. 201; Jordan (wie Anm. 18), S.236-239; Klamt, 1968 (wie Anm.22), S. 39-42. »
  51. Weiteres dazu vgl. Nr. 11»
  52. Als Leihgabe im Schnütgen-Museum Köln; Inschriften: Franz Xaver Kraus (Hg.), Die christlichen Inschriften der Rheinlande, 2 Bde, Freiburg/Leipzig 1890/1894, hier Bd. 2, Nr. 572, S. 268. »
  53. Inschriften: ebd., Nr. 547, S. 255f. David und Salomon nebeneinanderstehend auch auf einem Elfenbein-Turmreliquiar Kölner Provenienz, um 1200, im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Inv.-Nr. Kg. 54:226); vgl. Katalog Ornamenta Ecclesiae - Kunst und Künstler der Romanik in Köln, hg. von Anton Legner, 3 Bde, Köln 1985, hier Bd. 2, F 59. »
  54. Inschriften: Kraus 2 (wie Anm. 53), Nr. 532, S 248. Das Credo ist hier nur mit den beiden ersten Abschnitten auf den Büchern, die die Apostel vor sich halten, wiedergegeben; vgl. die Ausführungen bei Karl Künstle, Ikonographie der christlichen Kunst, 2 Bde, Freiburg 1926/1928, hier Bd. 1, S. 182. »
  55. Dieser Standpunkt wird von Johannes Fried vertreten: Königsgedanken Heinrichs des Löwen, in: Archiv für Kulturgeschichte 55, 1973, S. 312-351; ders. ,Das goldglänzende Buch‘. Heinrich der Löwe, sein Evangeliar, sein Selbstverständnis, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen, 242, 1990, S. 34-79, bes. S. 72-76. Zur Ableitung des Stammbaums der Söhne Heinrichs des Löwen von König Salomo vgl. Hucker (wie Anm. 25), S. 7. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen. »
  56. Vgl. Renate Kroos, Die Bilder, in: Evangeliar, Kommentar 1989 (wie Anm. 47), S. 164-243, hier S. 176-180. »
  57. Hier wird Bezug genommen auf die Ansicht Hans Martin Schallers (wie Anm. 22, hier S. 61-68) und Hans Dobbertins (ders., Zur Datierung der Braunschweiger Domfresken, in: Braunschweigisches Jb. 60, 1979, S. 143-150, hier S. 143f.), daß die Wandgemälde im Braunschweiger Dom in den letzten Lebensjahren Heinrichs des Löwen zumindest in Vorzeichnung oder als theologisches Konzept begonnen worden seien; vgl. auch G. Swarzenski (wie Anm. 45), S. 243. »
  58. Mt. 10, 2-4; Mc. 3, 16-19. Die Verteilung der zwölf Artikel des Glaubensbekenntnisses auf die Apostel erfolgt nach dem pseudoaugustinischen Sermo 240 (6. Jahrhundert), vgl. Künstle (wie Anm.55), S. 181. »
  59. Neumann (wie Anm. 30), S. 166; vgl. auch die von G. Swarzenski (wie Anm. 45), S. 243 Anm. 5 mitgeteilte Auskunft von Paul Jonas Meier über die Restaurierung der Apostelfiguren. »
  60. Vgl. Die Kunstdenkmäler des Kreises Gandersheim, bearb. von Karl Steinacker, Wolfenbüttel 1910 (Die Bau-und Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig, Bd. 5), S. 130. Zu vier Schmelzplatten, die G. Swarzenski (wie Anm. 45), Abb. 202-205, S. 244f., als möglicherweise Hildesheimer Provenienz verzeichnete und die er dem gleichen Themenkreis zuordnete (zwei im Kestner-Museum Hannover, zwei im Diözesanmuseum Bamberg), sind in der neueren Forschung noch drei weitere hinzugekommen. Vgl. Neil Stratford, Three Enamelled Plaques in the British Museum: A New Acquisition, in: Gosebruch, 1992 (wie Anm. 47), S. 191-201. Stratford sieht jedoch weder stilkritisch noch in bezug auf die Verteilung des Credo-Textes auf die Apostel einen Zusammenhang mit den in Braunschweig und Gandersheim dargestellten Apostelszenen (vgl. bes. S. 195). »
  61. inter quas erant brachia apostolorum plura; Arnoldi Chronica Slavorum (wie Anm. 50), hier S. 125. »
  62. G. Swarzenski (wie Anm. 45), S. 318–321, 324-326 und die zusammenfassende Darstellung bei Kötzsche, 1973 (wie Anm. 30), S.41f. »
  63. Vgl. G. Swarzenski (wie Anm. 45), S. 324, 326ff. »
  64. Ebd., S. 342, 370; vgl. dazu bes. Peter Cornelius Clausen, Goldschmiede des Mittelalters. Quellen zur Struktur ihrer Werkstatt am Beispiel der Schreine von Sainte-Géneviève in Paris, Westminster Abbey in London, St. Gertrud in Nivelles und St. John in Beverley, in: Zs. des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 32, 1978, S. 46-86, hier S. 50ff. »
  65. Vgl. ebd., S. 73ff. »
  66. Eilbertus ist als in Köln tätiger Meister nicht urkundlich nachzuweisen, vgl. Peter Cornelius Clausen, Kölner Künstler romanischer Zeit nach den Schriftquellen, in: Kat. Ornamenta Ecclesiae 2 (wie Anm. 54), S. 369-373, hier S. 370f. »
  67. Vgl. zuletzt Oexle (wie Anm. 47), hier S. 14, 21 und Möhle (wie Anm. 9), hier S. 18-22. »
  68. Die Sage war bereits um 1300 literarisch in dem Epos ‚Reinfried von Braunschweig‘ verarbeitet worden; vgl. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, hg. von Kurt Ruh u.a., Bd. l-7(ff.), Berlin/New York 21978-1989(ff.), hier Bd.7, Sp. 1171-1176. »
  69. Vgl. Nr. 356, Anm. 9. »
  70. Vgl. Carl Wilhelm Sack, Der eherne Löwe auf dem Burgplatze zu Braunschweig und seine Jubelfeier nach 700 Jahren 1866, in: Braunschweigisches Magazin 79, 1866, S. 313-326, hier S. 317. Der Text der Tafel (heute im Braunschweigischen Landesmuseum) lautet: HENRICUS LEO DEI GRATIA / DVX BAVARIAE ET SAXONIAE / AD SEMPITERNAM ET ORIGINIS / TE (!) NOMINIS SUI MEMORIAM / BRUNSVICI IN AVITO MAIORUM / SUORVM PALATIO / ANNO AB INCARNATO DOMINO (!) / M C LXVI / M. H. P. (vgl. auch Heinrich Schröder/Wilhelm Assmann (Hgg.), Die Stadt Braunschweig, 2 Abt. in 1 Bd., Braunschweig 1841, hier Abt. 2, S. 202f.) Dies ist mit Sicherheit keine mittelalterliche Inschrift, wie schon Martin Gosebruch (ders., Vom Burglöwen und seinem Stein, in: ders. (Hg.), Der Braunschweigische Burglöwe, Göttingen 1985 (Schriftenreihe der Kommission für Niedersächsische Bau- und Kunstgeschichte bei der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, Bd. 2), S. 9-20, hier S. 12f.) bemerkt hat; vgl. auch Dieter von der Nahmer, Heinrich der Löwe - Die Inschrift auf dem Löwenstein und die geschichtliche Überlieferung der Welfenfamilie im 12. Jahrhundert, in: Gosebruch, 1985 (wie oben), S. 201-219, hier S. 201f. und S. 214, Anm. 6, 7. »
  71. Von der Nahmer (wie Anm. 71), S. 201, zitiert als Kernsatz einer älteren Inschrift auch die Formel ad sempiternam et originis et nominis sui memoriam, meint ihn aber in der ,Braunschweigischen Reimchronik‘ des 13. Jahrhunderts in der Formulierung nach sines namens scine und ort wiederzufinden. »
  72. Vgl. Gerd Spies (Hg.), Der Braunschweiger Löwe, Braunschweig 1985 (Braunschweiger Werkstücke, Reihe B, Bd. 6/Gesamtreihe Bd. 62), S. 20ff.; Abb. 26-28, S. 57; Gosebruch, 1985 (wie Anm. 71), S. 12f. »
  73. Vgl. Hucker (wie Anm. 25), S. 348f., 366. Nach dem Tod des Pfalzgrafen Heinrich am 28. April 1227 wurde der Titel ‚dux Saxoniae‘ von seinem Erben, Herzog Otto, nicht mehr geführt, der sich vor diesem Zeitpunkt, wie der Pfalzgraf selbst, gelegentlich in dieser Weise hatte titulieren lassen. Otto nannte sich seither Herzog von Braunschweig oder von Lüneburg. Der sächsische Herzogstitel ging damit und datierbar von diesem Zeitpunkt an Herzog Albrecht von Bernburg über. »
  74. Editio latina priori germanica longe auctior et emendatior, Hannover 1713 (1. Aufl. 1697). »
  75. Vgl. Neumann (wie Anm. 30), S. 27-32; Otto von Falke/Robert Schmidt/Georg Swarzenski, Der Welfenschatz. Der Reliquienschatz des Braunschweiger Domes aus dem Besitze des herzoglichen Hauses Braunschweig-Lüneburg, Frankfurt 1930, S. 13-17; Kötzsche, 1973 (wie Anm. 30), S. 5-9; Patrick M. de Winter, Der Welfenschatz. Zeugnisse sakraler Kunst des deutschen Mittelalters, Hannover 1986, S. 183. »
  76. Vgl. Kötzsche, 1973 (wie Anm. 30), S. 9. »
  77. Ein größerer, zusammenhängender Bestand von 44 Stücken befindet sich heute im Kunstgewerbemuseum Berlin, vgl. ebd., S. 10-14; Klaus Jaitner, Der Reliquienschatz des Hauses Braunschweig-Lüneburg (Welfenschatz) vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, in: Jb. Preußischer Kulturbesitz 23, 1986, S. 391-422; de Winter (wie Anm.77), S. 141-153. »
  78. Reliquienverzeichnis von 1482 (wie Anm. 9). »
  79. Unter der Bezeichnung scrinium sind in Form und Größe z.T. recht unterschiedliche Reliquiare subsumiert. »
  80. Es mag sich hierbei z.B. um tafelförmige Reliquiare mit eingelegtem reliefiertem Bild gehandelt haben. Die Büstenreliquiare werden dagegen als caput bezeichnet. »
  81. Reliquienverzeichnis von 1482 (wie Anm. 9), S. 31: Sunt frequenter in armario. »
  82. Vgl. Friedrich Görges, Der von Heinrich dem Löwen, Herzoge von Sachsen und Bayern, erbauete Sanct Blasius Dom zu Braunschweig und seine Merkwürdigkeiten, Braunschweig 1815, S. 35. »
  83. Vgl. Reliquienverzeichnis von 1482 (wie Anm. 9), S. 3; Nr. 18, Anm. 30. »
  84. Vgl. Reliquienverzeichnis von 1482 (wie Anm. 9), S. 6. Zur Datierung des Reliquienkreuzes vgl. Nr. 216, Anm.5. »
  85. Vgl. ebd., S. 14f.; ferner wurden auch die Agnus Dei-Kapseln über den Altar gehängt (vgl. ebd., S. 18). »
  86. Ebd., S. 3. »
  87. Vgl. ebd., S. 29. »
  88. Vgl. ebd., S. 21. »
  89. Vgl. ebd., S. 32. »
  90. Vgl. deren Beschreibung bei Rehtmeyer, Kirchen-Historie 1 (wie Anm. 2), S. 102-104. »
  91. Vgl. de Winter (wie Anm. 77), S. 171-174. »
  92. Joseph Braun, Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung, Freiburg 1940, S. 681-716. Es werden nicht alle dort genannten Kriterien erfüllt; so kann die Einordnung der Stifterinschriften unter die bei Braun als urkundliche Inschriften verzeichneten Beispiele (S. 709-713) anhand der Welfenschatz-Inschriften nicht nachvollzogen werden. »
  93. Ebd., S. 686. »
  94. Text der Inschrift (Nr. 5 [A]): BRACHIVM SANCTI BLASII MARTYRIS HIC INTVS HABETVR INTEGRVM. »
  95. So z.B. am Kuppelreliquiar, während die Propheten am Eilbertus-Altar namentlich gekennzeichnet sind; vgl. auch die Beispiele bei Braun (wie Anm. 94), S. 693. »
  96. Vgl. die tabellarische Zusammenstellung bei Neumann (wie Anm. 30), S. 188f. »
  97. Die Inschriften des Turmreliquiars ebd. und bei Kraus 2 (wie Anm. 53), Nr. 207, S. 91f. »
  98. Vgl. ebd., Nr. 532, S. 248. »
  99. Vgl. ebd., Nr. 547, S. 256. »
  100. Is. 7,14; Za. 2,8; Ez. 1,16. »
  101. Nm. 24,17; Abb. 20 und 21. »
  102. Bar. 3,38. »
  103. Za. 2,8; Io. 4,3. »
  104. Mal. 4,2; Nm. 24,17. »
  105. Reihenfolge der Jünger und ihrer Vertauschung vgl. den Kommentar zu Nr. 18»
  106. Vgl. die Aufzählung bei Braun (wie Anm. 94), S. 705. »
  107. Neumann (wie Anm. 30), S. 189, deutete den auf dem Kuppelreliquiar wie auf dem Eilbertus-Altar und an anderen Tragaltären vorkommenden Prophetenspruch Za. 2,8 qui tetigerit vos tangit pupillam oculi mei als auf die inliegenden Reliquien bezogen. Er sah dieses Zitat als eine Art Verfluchung desjenigen an, der sich an den Reliquien vergriffe. »
  108. Vgl. Kraus 2 (wie Anm. 53), Nr. 532, S. 248ff.; Braun (wie Anm. 94), S. 703. »
  109. Vgl. Braun (wie Anm. 94), S. 705. »
  110. Vgl. dazu besonders Gosebruch, 1979 (wie Anm. 47), S. 11, 22, 24f., 28, 32. »
  111. Einen Überblick über die ältere Literatur gibt Ruth Schölkopf, Die sächsischen Grafen: 919-1024, Göttingen 1957 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen, Bd. 22), S. 109f. »
  112. Vgl. Eduard Hlawitschka, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Sigmaringen 1987 (Vorträge und Forschungen, Ergänzungsbd. 35), S. 144-148. »
  113. Braun (wie Anm. 94), S. 709. - Es ist an dieser Stelle zu verweisen auf die von Wolfgang Müller, Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters, München 1975 (Münchener Historische Studien, Abteilung Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd. 13), S. 2, 12f. getroffene Definition der Urkundeninschrift. »
  114. Vgl. Neumann (wie Anm. 30), S. 29. »
  115. Vgl. ebd., S. 189; er vermutete, auch aufgrund der partiellen Übereinstimmung der Inschriften auf den beiden Kuppelreliquiaren, dem Eilbertus-Altar und dem Darmstädter Turmreliquiar, daß der Kölner Kleriker-Goldschmied diese Werke im Auftrag oder in einer Werkstatt dieses Klosters fertigte. Er meinte ebenso, einen Zusammenhang zwischen den das Credo sprechenden Aposteln auf dem Deckel des Eilbertus-Altars und dem selben Motiv im Evangeliar Heinrichs des Löwen, das in Helmarshausen entstand, sehen zu können; vgl. ebd., S. 166. »
  116. Vgl. Otto von Falke/Heinrich Frauberger, Deutsche Schmelzarbeiten des Mittelalters und andere Kunstwerke der Kunst-Historischen Ausstellung zu Düsseldorf 1902, Frankfurt/M. 1904, S. 21 ff.; Falke/Schmidt/Swarzenski (wie Anm. 77), S .61ff., 121ff. »
  117. Vgl. Clausen, in: Kat. Ornamenta Ecclesiae 2 (wie Anm. 54), S. 370. »
  118. Vgl. Kötzsche, in: Kat. Rhein und Maas 2 (wie Anm. 107), S. 191ff., 217ff.; Stefan Soltek, Kölner romanische Tragaltäre, in: Kat. Ornamenta Ecclesiae 2 (wie Anm. 54), S. 403. »
  119. Die Übersicht gründet sich auf folgende Werke zur Bau- und Kirchengeschichte Braunschweigs: Dürre, 1861 (wie Anm. 1); Wolfgang Scheffler, Die gotische Plastik der Stadt Braunschweig, Diss. phil. Göttingen 1925; Paul Jonas Meier/Karl Steinacker (Bearbb.), Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Braunschweig, Wolfenbüttel 11906, 21926, 31942; Paul Jonas Meier, Braunschweig, Leipzig 1929 (Stätten der Kultur, Bd. 27); Ernst Brutzer, St. Magni Gedenkbuch. Die Geschichte der St.-Magni-Kirche zu Braunschweig in neun Jahrhunderten, Braunschweig 1931; Hans Georg von Wernsdorff, Der für die Kinder deines Volkes steht. 800 Jahre Geschichte der St.-Michaeliskirche zu Braunschweig: 1157-1957, Braunschweig 1957; Wolf-Dietrich von Kurnatowski, Die Wiederherstellung der St. Leonhardskapelle in Braunschweig, in: Braunschweigische Heimat 43, 1957, S. 24-30; Friedrich Berndt, St. Katharinen-Kirchenführer, Braunschweig 1961; ders., St. Magni, Braunschweig 1964; ders., St. Martinikirche zu Braunschweig, Braunschweig (o. J.); ders., Brüdernkirche und ehemaliges Franziskanerkloster in Braunschweig, in: Braunschweigisches Jb. 60, 1979, S. 37-64; Döll (wie Anm. 7); Hans Adolf Schultz, Die Johanniter im Lichte der Braunschweiger Stadtkernforschung, in: Braunschweigische Heimat 56, 1970, S. 37-49; Adolf Quast, Der St. Blasius Dom zu Braunschweig, seine Geschichte und seine Kunstwerke, Braunschweig 1975; Gerd Spies, Braunschweig. Das Bild einer Stadt im 18. Jahrhundert. Arbeiten der Braunschweiger Kupferstecherfamilie Beck, Braunschweig 1976; Garzmann (wie Anm. 6); Dorn, 1978 (wie Anm. 24); Jürgen Diestelmann/Johannes Kettel (Hgg.), Die Brüdernkirche in Braunschweig, Braunschweig (o. J.); Roderich Piekarek, Das Liebfrauenmünster St. Ägidien zu Braunschweig, Braunschweig 1982; Moderhack (wie Anm. 16); Hartmut Rötting (Hg.), Stadtarchäologie in Braunschweig. Ein fachübergreifender Arbeitsbericht zu den Grabungen 1976-1984, Hameln 1985 (Forschungen der Denkmalpflege in Niedersachsen, Bd. 3); Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, Braunschweig 1986 (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Bd. 21 / Gesamtreihe Bd. 64); Weinmann (wie Anm. 4). »
  120. Vgl. Spies, 1985, Bd. 2 (wie Anm. 16), Abb. 136, 145, S. 114, 119. »