Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 556 Domkirche, nördliches Seitenschiff, Turmjoch 1592

Beschreibung

Grabplatte für Machabäus Kölderer aus rotem Marmor, ehemals im südlichen Querhaus am östlichen Vierungspfeiler beim Hl. Kreuz-Altar, heute im Turmjoch des nördlichen Seitenschiffs im Boden eingelassen1). Nach Cranner war die Grabplatte Ende des 18. Jahrhunderts noch am ursprünglichen Standort und die unteren zwei Drittel von einem Gitter überdeckt. Dies erklärt den hier deutlich besseren Erhaltungszustand der Inschrift2). Die Umschrift auf erhabenem Rand beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Die Ecken zieren vier Wappenschilde. Im Feld im Halbrelief die Gestalt des Verstorbenen im Harnisch. In seiner Rechten hält er den Marschallsstab, die Linke liegt am Griff seines Schwertes. Der leicht geneigte barhäuptige Kopf ruht auf einem mit Quasten verzierten Kissen, in der linken unteren Ecke, den Fuß verdeckend, der Helm mit geschlossenem Visier und die Handschuhe. Ebenfalls im unteren Drittel rechts das kleine Vollwappen. Der Stein ist in relativ gutem Zustand.

Ergänzt nach Text Eckher.

Maße: H. 208 cm, B. 103 cm, Bu. 4,5 cm

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno 1592 Ist den 5 Januarii in // Gott verschiden [der Edl und vest]a) Judas Machabeus Köldrer Zw Purckhstall [F]ürstlicher Saltzburgerischer // vnd Regenspurgerischerb) Rath Hofmarschalk // Ren(n)tmaister vnd Pfleger Zw Parbing gewest dem Gott sambt allen glabig(en) sellen genedig sein Welle Amenc).

Datum: 1592 Januar 5.

Wappen:
Kölderer zu Burgstall 3).
Kölderer 4)Nawer5)
Sternbach6)Kalchgrub7)

Kommentar

Judas Machabäus entstammte der in Tirol ansässigen Adelsfamilie Kölderer von Burgstall und war der Sohn des David Kölderer, Landrichter in Gastein (Pol. Bez. Pongau, Salzburg/Ö.), seine Mutter war eine geborene Nawer. Er heiratete Sophia, eine geborene Ritz (s. Kat.-Nr. 555). Im Wintersemester 1548/49 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt8). Er war fürstlich Salzburgischer und Regensburger Rat, Rentmeister und Pfleger zu Barbing (Lkr. Regensburg); von 1567 bis zu seinem Tod versah er das Amt des Hofmarschalls. Im Friedhof der Alten Kapelle stiftete er zusammen mit seiner Frau eine nicht näher bezeichnete Figur, die mit einer Inschrift und seinem Wappen versehen war9). Sein Bruder David Kölderer (s. Kat.-Nr. 545) war von 1567 bis 1579 Bischof von Regensburg. Bei der im Passauer Domhof 1592 bestatteten Felicitas Kölderer handelt es sich den Wappen nach wohl um die Tochter von Sophia und Macchabäus Kölderer10).

Textkritischer Apparat

  1. Cranner 125: ehrenhaft.
  2. P als Versal gebildet vermutlich wegen Ligatur mit vorausgehendem Schaft-s.
  3. Der folgende Schlusspunkt ist ein Quadrangel auf der Zeile.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 26; Kdm Regensburg I, 130; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 755 (Abb. 2528); zum Hl. Kreuz-Altar s. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) XXIV.
  2. Cranner 125; Schuegraf, Dom II, 202 (Anm. 229) vermerkt die Grabplatte 1848 bereits für das nördliche Turmjoch.
  3. BayA2 95f. Vermehrtes Wappen. David Kölderer, Landrichter zu Gastein, – wohl der Vater von Judas Macchabäus und des Bischofs David Kölderer von Burgstall – erhielt am 12. Mai 1541 ein Diplom Kaiser Karl V., das ihm die Vermehrung seines Wappens mit dem der Nawer gestattete, da sein Schwiegervater ohne überlebende männliche Nachkommen verstorben war.
  4. BayA2 95f.
  5. Ein oberhalbes Kamel mit Zügeln, nach links gewendet Vgl. auch das vermehrte Wappen der Kölderer von Burgstall (s. Anm. 3).
  6. Bay 59.
  7. TirA Tafel 6.
  8. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1548, 647,14.
  9. Eppinger (Alte Kapelle) 84.
  10. DI 67 (Stadt Passau) Kat.-Nr. 698.

Nachweise

  1. Eckher II, 55r; ABAdW, Grabsteinbuch 12; Cranner 125.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 556 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0055605.