Inschriftenkatalog: Stadt Freising

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 69: Stadt Freising (2010)

Nr. 185† Domkreuzgang 1522

Beschreibung

Wappengrabplatte des Domherrn Sigmund Scheufler. Im Südflügel. Vermutlich erst bei der Neupflasterung von Kreuzgang und Benediktuskirche 1830 abgegangen. Mehrzeilige Inschrift1) in der oberen Hälfte der Platte, darunter ein querrechteckiges Bildfeld mit Dreiecksgiebel, in diesem ein Stundenglas, flankiert von Volutenranken; im Bildfeld ein ringförmig gerahmtes Medaillon, darin ein Wappenschild, auf diesem ein Totenschädel mit Schlange und gekreuzten Knochen; die Bogenzwickel des Feldes oben je mit einem geflügelten Puttenkopf gefüllt, unten links ein menschlicher Kopf, rechts ein Kelch auf einem Buch.

Standort nach BSB Cgm 1716, Beschreibung und Text nach der Nachzeichnung in HVO Ms. 318.

  1. hic · condita · sunt · ossa · Ven(erabilis) / ac · clariss(imi) · viri · Sigismundi / Scheiffler · doctora) · d(ecretorum) et · Eccl(esi)ae · / frisingensis · Canonicj · cui(us)b) · An(im)a · / Deo · Vivat · obyt · Anno : D(omi)nj · / 1522 · die · 5 · mensisc) · July ·

Übersetzung:

Hier sind die Gebeine des ehrwürdigen und sehr berühmten Mannes Sigmund Scheufler begraben, Doktor des Kirchenrechts und Kanoniker der Freisinger Kirche. Seine Seele lebe bei Gott. Er starb im Jahre des Herrn 1522, am fünften Tag des Monats Juli.

Wappen:
Scheufler2).

Kommentar

Sigmund Scheufler wurde am 4. Februar 1474 als Sohn von Hans Scheufler und seiner Frau Barbara in Freising geboren3). 1490 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt4). Ende Dezember 1496 brach er nach Bologna auf, wo er sich dem Studium des weltlichen und kirchlichen Rechts widmete. Nach einem kurzen Heimataufenthalt 1502 reiste er zusammen mit dem Freisinger Domherrn Georg von Ortenburg und dessen Bruder Sigismund, einem Salzburger Kanoniker, erneut nach Bologna, verweilte dort aber nur kurz und begab sich im September 1503 nach Rom, wo er das Studium des geistlichen Rechts aufnahm. Ab 1508 wirkte Scheufler als kaiserlicher Notar. Nachdem er 1509 in Siena zum Doktor des geistlichen Rechts promoviert worden war, arbeitete er zwei Jahre lang für einen Kanzleibeamten des Kardinals Franciotto Orsini und kehrte schließlich 1511 nach Freising zurück, wo er 1513 das freigewordene Kanonikat des Johannes Schrenck (Nr. 160) antrat. 1515 erhielt er die Pfründe der Pfarrei Waidhofen a. d. Ybbs5). Eine neuerliche Romreise 1516 brachte ihn in Kontakt mit dem Freisinger Domkapitular Johannes Weyer (Nr. 244†). 1520 wurde er von Bischof Philipp zum Offizial des Geistlichen Gerichts ernannt. Er verstarb am 5. Juli 1522. Scheufler hinterließ dem Domkapitel eine umfangreiche Büchersammlung, die zahlreiche theologische, juristische und humanistische Schriften der bedeutendsten Autoren enthielt6), dabei auch ein Werk, das er selbst herausgegeben hatte7). Von ihm ist auch eine Meßstiftung an die Domkirche belegt8).

Im Südflügel des Domkreuzgangs befindet sich außerdem eine quadratische Bodenplatte aus der Zeit von Bischof Eckher mit folgender Inschrift: + / SIG[ISMUND]US / SCH[EIFLER DO]CT(OR) / CAN(ONICUS) [...] FRIS(INGENSIS) O(BIIT) / 5. JULY A(NN)o. 15[22]. / +.

Textkritischer Apparat

  1. BSB Cgm 1717, AEM H 482a, AEM H 76: Doctoris, danach d(ecretorum) et fehlend.
  2. BSB Cgm 1724, BSB Cgm 1717, AEM H 76: huius.
  3. BSB Cgm 1718: mensis fehlt.

Anmerkungen

  1. Eine Kurzfassung der Inschrift in HVO Geissiana 454 p. 12 Nr. 91.
  2. In Silber zwei gekreuzte Schaufeln.
  3. Die biographischen Angaben sämtlich nach Schottenloher, Scheufler 376-383.
  4. Echtler, Quellen (18. Juli 1936) 8; Matrikel LMU I Sp. 204 Z. 42, 24. September 1490.
  5. Waidhofen an der Ybbs, Niederösterreich, Österreich.
  6. Schottenloher, Scheufler 383-402.
  7. Es handelte sich um: Agathias, De bello Gothorum. Augsburg, Grimm und Wirsung, 1519; s. Benker, Dombibliothek 418 Nr. VI.14.
  8. BayHStA HL Freising Nr. 573.

Nachweise

  1. BSB Cgm 1716 Catalogus Canonicorum fol. 55r; BSB Cgm 1724 p. 234 Nr. 76; BSB Cgm 1717 p. 844; AEM H 482a p. 826; BSB Cgm 1718 p. 405f.; AEM H 76 p. 323; HVO Ms. 318 fol. 69r; AEM H 477 p. 752; AEM H 61 p. 206; AEM H 465 fol. 224v; AEM H 466; HVF U XI 11 p. 11 Nr. 92; AEM Nachlaß Boegl Nr. 34 (Domherren 4); Glaser, Grabsteinbuch 351 Nr. 144.

Zitierhinweis:
DI 69, Stadt Freising, Nr. 185† (Ingo Seufert), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di069m012k0018506.