Inschriftenkatalog: Rheingau-Taunus Kreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 43: Rheingau-Taunus-Kreis (1997)

Nr. 210 Eberbach, Klosterkirche 1453

Beschreibung

Grabplatte des Grafen Philipp d.J. von Katzenelnbogen, bestattet im sog. „Grafenchor“ nahe dem Peter- und Paulsaltar. Das Grabdenkmal war bereits zu Helwichs Zeiten an der Wand angebracht („ad murum“), ebenso schrieb Winkelmann es „ist in der Mauer aufgerichtet“.1) Zeitweilig befand sich die Platte im Chor gegenüber der Grabanlage für Erzbischof Gerlach von Nassau (Nr. 102); 1806 wurde sie von Eberbach an die Biebricher Mosburg verbracht,2) 1935 zurückgegeben und seitdem aufrecht an der Westwand des Südquerhauses befestigt (Plan K Nr. 34). Platte aus grau-gelbem Sandstein mit von innen zu lesender Umschrift mit Außenlinie. Im Feld halbreliefierte, gerüstete Ritterfigur mit Sturmlanze und Schwert, zu Füßen zwei voneinander abgewandte Löwen. Fünfteilig gefüllter Kielbogen, oben eine in die Zwickel eingefügte Blendarkatur und zwei auf den Ecken aufgelegte Ahnenwappen. Oberfläche abgewittert mit Beschädigungen der figürlichen Darstellung und der Wappen, Inschriftverluste.

Erg. nach Bär.

Maße: H. 267, B. 124, Bu. 6-7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Forschungsstelle Die Deutschen Inschriften bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Foto: TGTempel [1/1]

  1. Annoa) / dominib) · Millesimo · cccco · liiio · iiioc) · k(a)l(enda)s · februarii · obiit · Nobilisd) · domicellus · philipp[u]s / Comes de ka[czen]elenbogen / Cuius · anima · requiescat · In · Sancta · pace · Amen

Datum: inschriftlich 30. Januar 1453.

Wappen:
Katzenelnbogen; Württemberg.

Kommentar

Die Grabinschrift Philipps d.J. von Katzenelnbogen zeigt – wie andere katzenelnbogische Inschriften auch – eine auffällige Unstimmigkeit in der Datierung. Im vorliegenden Fall muß es statt iii kalendas februarii richtig iii kalendas martii heißen.3) Die Minuskelschrift zeichnet sich durch die Verwendung eigenwillig gebildeter Versalien aus, die aus zeitgenössischen Hand- und Druckschriften abgeleitet sind.4) Worttrenner sind Quadrangel, teilweise mit senkrecht ausgezogenen Zierstrichen.

Als ältester Sohn aus der 1422 geschlossenen ersten Ehe seines Vaters Philipp d.Ä. mit Anna von Württemberg 1428 geboren, nahm Philipp d.J. im Juli 1450 Otilie von Nassau, die Tochter Graf Heinrichs II. von Nassau-Dillenburg, zur Frau.5) Die Darmstädter Kellereirechnung vom 21. September 1452 bis zum 5. Mai 1453 gibt über seine letzten Lebensmonate, die der Graf in Darmstadt verbrachte, Auskunft.6) Noch im Winter 1452/53 führte das Paar ein vergnügtes Leben, doch verschlechterte sich Philipps Gesundheitszustand am 22. Februar 1453 so rapide, daß er bereits am 27. Februar an einer Lungentuberkulose starb. Die Leiche wurde wohl noch am gleichen Tag nach Eberbach überführt.7) Mit dem Tode des Junggrafen war die Erwartung seines Vaters auf einen Erben von Grafschaft und Vermögen des Hauses zunichte geworden, zumal der Ehe des jungen Paares – Otilie von Nassau war bei der Niederkunft erst 15 Jahre alt – eine Tochter gleichen Vornamens entstammte, die einen Monat nach Philipps Tod geboren wurde.8)

Textkritischer Apparat

  1. Helwich überliefert vor dem Textbeginn ein Kreuz.
  2. Vom Wortschluß ni nur Hasten und Quadrangel erkennbar.
  3. Wimmer liv in kls.
  4. Wimmer adbilis.

Anmerkungen

  1. Helwich, Winkelmann.
  2. Vgl. Einleitung Kap. 2.3. Das seinerzeit in der Biebricher Mosburg befindliche Original wurde dort abgezeichnet, vgl. Mittelalterliche Grabdenkmale und sonstiche Steinbildwerke des Rheinlandes, der Main- und Nekkargegend. Ein Beitrag z. Geschichte d. Plastik u. d. Trachten, gez. u. hrsg. v. Carl Wimmer. Alzey (1874) (Hs., Berlin, Staatl. Mus. Preuß. Kulturbes., Kunstbibl. Sign. E 17692) o.S.
  3. Reg. Katz. II Nr. 4779, 1; vgl. auch Einleitung Kap. 4.1.4.
  4. Vgl. hierzu Einleitung Kap. 5.5.
  5. Reg. Katz. II Nrr. 4605, 4608-4609 nach Anm. 140 in Demandt, Grafen 106.
  6. Reg. Katz. II Nr. 4779 Anm. 1.
  7. Ebd. mit Verweis auf die Chronik Gerstenbergs, der seinen Tod auf den 4. Tag nach Matthei, also den 28. Februar, setzte. Schenk zu Schweinsberg vermutete 1894 eine Verwechslung mit dem Bestattungstag in Eberbach.
  8. Vgl. Demandt, Grafen 107: Am 26. April 1453 verließ Gräfin Otilie mit ihrem Kind die Residenz in Darmstadt. Durch ihre spätere Ehe mit Markgraf Christoph I. von Baden schied sie aus dem katzenelnbogischen Grafenhaus aus.

Nachweise

  1. Helwich, Syntagma 154.
  2. Winkelmann, Hess. Chronic I 115 Nr. XIV.
  3. Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 79.
  4. Bär, Epitaphiensmlg. fol. 1v.
  5. Würdtwein, Epitaphienbuch 234.
  6. Wenck, Hess. Landesgesch. I UB, Grabschriften 277 Nr. XXV.
  7. Gercken 112.
  8. Wimmer Nr. XXXV.
  9. Roth, Geschichtsquellen III 255.
  10. Beitr. Gesch. Erzstift 27.
  11. Reg. Katz. II Nr. 4779.
  12. Kdm. 80f. Nr. 7.

Zitierhinweis:
DI 43, Rheingau-Taunus-Kreis, Nr. 210 (Yvonne Monsees), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di043mz05k0021000.