Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)
Nr. 16† Markröhlitz, Kirche 1. Hälfte 14. Jh. (?)
Beschreibung
Älteste Glocke des ehemals vierteiligen mittelalterlichen Geläuts, 1942 zur Kriegsverwendung abgeliefert.1) Nach Bergner (BKD Prov. Sachsen 27) ein „höchst merkwürdiges Gefäß“ mit sechsteiliger Krone, dessen Form er allerdings nicht näher beschreibt. An der Schulter „2 Paar doppelte Stricklinien“, „darunter“ (?) der Anfang eines Gebets (A), dessen Konturbuchstaben linksläufig und außer dem A spiegelverkehrt geschrieben sind. Daneben drei wesentlich kleinere Buchstaben (B), die in einfach erhabenen Linien ausgeführt und über bzw. zwischen die Buchstaben der Inschrift A gesetzt sind. Beide Inschriften bei Bergner zeichnerisch wiedergegeben.
Nach BKD Prov. Sachsen 27.
Maße: H.: 56 cm; D.: 67 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
- A
+ AVE MARIA
- B
A ω2) / A
Übersetzung:
A Gegrüßt seist du, Maria.
Anmerkungen
- Ablieferungsliste Hamburg 1942, o. S.
- Sie bedeuten nach Apc 1,8: ego sum A et ω principium et finis, d. h., ich bin Alpha und Omega, Anfang und Ende.
- Vgl. Nr. 12–14.
- Vgl. dazu Nr. 18.
- Vgl. dazu Nr. 3.
Nachweise
- BKD Prov. Sachsen 27, S. 155.
Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 16† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0001608.
Kommentar
Inschrift A weist sehr unregelmäßige Buchstabengrößen und -formen auf. Das trapezförmige A mit überkragendem Deckbalken erscheint in zwei Varianten: die erste hat einen schrägen Mittelbalken und eine schwellende linke Haste mit unförmig schwellendem Sporn; die zweite hat einen gebrochenen Mittelbalken. Das unziale E ist mit einem Strich geschlossen; das halbgeschlossene unziale M hat einen Balken im offenen Bogen. Am Ende desselben Bogens setzt ein schwellender Sporn an. Die Balken in M und in einem A sind gedoppelt. Das R ziert eine weit ausschwingende Cauda. An den Hasten von I, R und V, am offenen Bogen des M und am Deckbalken des mittleren A finden sich Halbnodi. Vor dem ersten Wort der Inschrift ist ein Kreis mit eingeschriebenem Malteserkreuz.
Das einzelne A der Inschrift B ist etwa auf der Grundlinie der Inschrift A zwischen dem zweiten und dritten Buchstaben plaziert; Alpha und Omega sind über die Oberlinie von A zwischen V und E bzw. zwischen das Kreuz und das A von AVE gestellt. Auch in Inschrift B ist das A trapezförmig. Das erste hat einen geraden Mittelbalken und einen senkrechten Strich zwischen Mittel- und Deckbalken, das zweite hat einen gebrochenen Mittelbalken. Ein Strich schließt das Omega. Der Entwicklungsstand der Schriftform entspricht dem der Weißenfelser Silberarbeiten.3)
Der Text der Inschrift A gibt die ersten Worte des Ave-Maria-Gebets wieder;4) Inschrift B enthält mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega ein biblisches Gottessymbol.5)