Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 254 Weißenfels, St. Mariae 1. Viertel 17. Jh. (?)

Beschreibung

Unterer Teil einer quer durchgebrochenen Grabplatte für eine unbekannte Frau, jetzt in der Sakristei abgestellt. Im Binnenfeld der reliefierten Sandsteinplatte die Darstellung der Verstorbenen, bekleidet mit einem fußlangen, reich gemusterten und vorn mit Zierschleifen verschnürten Rock. Auf erhabener Randleiste eine umlaufende, mit schmaler Kerbe eingehauene Inschrift.

Maße: H.: 95 cm; B.: 84,5 cm; Bu.: 3–3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Fraktur.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. [- - -] / [- - -] A · V · D · R · H · A · L · W : G · D · A · M · N · S · A · / W · R · D · D · (et)a) · T · V · D · W · I · S / E · R · H · A · G · heirb) zu weissenfels den 2 [- - -]1)

Kommentar

Die Buchstaben weisen Ähnlichkeiten mit den Schriftformen einiger im ersten Viertel des 17. Jh. entstandener bzw. auf 1614 und 1617 datierter Grabmäler auf.2) Auffällig ist die Reduzierung des Mittelbalkens des E auf ein Dreieck. Das freie untere Ende der Cauda des ersten G ist schwach nach rechts hochgebogen.3) Das M hat einen kaum bis zur Mittellinie reichenden Mittelteil und gerade Hasten. Die Cauda des R ist weit ausgestellt und schwingt fast immer bis unter die Grundlinie hinab. Allen Grabmälern gemeinsam ist auch die symmetrische Abschrägung des T-Balkens. Als Buchstabentrenner hat das Weißenfelser Epitaph Quadrangel und ab et Dreiecke. Die Initialen waren nicht aufzulösen. In Anbetracht der gemeinsamen Schriftmerkmale, einer ähnlichen breiten Proportionierung der Schrift – gut sichtbar bei H, M, N und V – und der gleichen sorgfältigen Gewandbehandlung bei dem vorliegenden und dem auf 1614 datierten Epitaph in Burgwerben darf man wohl mit Vorsicht auf eine Herkunft aus derselben Werkstatt schließen.

Röcke, wie der hier abgebildete, kamen wohl schon im späten 16. Jh. auf. Ein geeignetes Vergleichsbeispiel bietet ein Kinderporträt aus dem Jahre 1612.4)

Textkritischer Apparat

  1. et] et-Ligatur?
  2. heir] Sic!

Anmerkungen

  1. Die Edition der Inschrift setzt an der Kopfleiste ein.
  2. Vgl. Nr. 236, 241, 253.
  3. Nicht bei den anderen, in Anm. 2 genannten Inschriften.
  4. Grönwoldt 1993, S. 48 (Abb. 28).

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 254 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0025408.