Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 194 Weißenfels, St. Mariae 1596

Beschreibung

Farbiges Porträtgemälde des Superintendenten M. Georg Lysthenius mit ganzfiguriger Darstellung des Verstorbenen in einer Rundbogenarkade (Öl auf Leinwand). Der Sterbevermerk (A) links und ein Bibelzitat (B) rechts neben dem Haupt aufgemalt.

Maße: H. (einschließl. Rahmen): 202 cm; B. (einschließl. Rahmen): 119,5 cm; Bu.: 2,0–2,2 cm (A), 1,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis, humanistische Minuskel (A), Fraktur (B).

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    M(agister) GeorGius / Lysthenius / SuPerintenDens. / AEtatis suAE. LXV. / OByt. M.D.XCVI. / NATus. M.D.XXXI[.]

  2. B

    Jch habe einen guten Kampff / gekämpffet, Jch habe den Lauff / vollendet, Jch habe Glauben / gehalten. Hinfort ist mir bey ge=/legt die Kron der Gerechtigkeit, wel=/che mir der Herr an jenen Tage, / der Gerechte Richter, geben wird, / nicht mir aber allein, sondern / auch allen, die seine Er/scheinung lieb haben. / 2. Timoth[.] 1.1)

Übersetzung:

A Magister Georg Lysthenius, Superintendent, seines Alters 65 (Jahre), starb 1596, war geboren worden 1531.

Kommentar

In Inschrift A sind Kapitalis-Buchstaben in Binnenstellung auf die Größe von Minuskel-Buchstaben reduziert. Ausnahmen bilden das mit dem Versal in Nexus litterarum geschriebene E von AEtatis und der zweite Buchstabe von NATus. Dem y sind stets zwei Punkte überschrieben. Die Kommata der Edition von B stehen für große rechtsschräge Striche des Originals.

Das Porträt des Georg Lysthenius ist das älteste der sechs Porträts Weißenfelser Geistlicher, die in der Kirche aufbewahrt werden.2) Lysthenius stammte aus Naumburg, studierte in Jena und Wittenberg Theologie, wirkte von 1572 bis 1586 als kursächsischer Hofprediger und Theologe in Annaburg und Dresden. In Weißenfels war er seit 1567 als Diakon und seit 1587 als Superintendent und Pfarrer tätig. Als Gegner der am Hofe Kurfürst Christians I. (1586–1591) tonangebenden Kryptokalvinisten hatte er Dresden verlassen und 1591 sogar zeitweilig aus Weißenfels fliehen müssen.3) Das Bibelzitat auf seinem Porträt rühmt seine Standfestigkeit in Glaubensfragen.

Anmerkungen

  1. 2 Ti 4, 7–8.
  2. Die anderen stellen den Diakon Johannes Göritz (Nr. 275), die Archidiakone Simon Erffurth (1602/03–1674) und Bartholomäus Elsten (1605–1677), den Subdiakon Christoph Daniel Emmerling (gestorben 1680) und den Diakon Adam Held (1645–1711) dar.
  3. Dietmann 3, 1754, S. 991 f.; Heydenreich 1840, S. 169 f.; Sturm 1846, S. 215–217; Klein 1962, S. 113–115, 163. Die Angaben der einzelnen Autoren sind mitunter widersprüchlich, insbesondere aber in ADB 19, 1884, S. 744 unrichtig.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 194 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0019404.