Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 159 Lützen, St. Viti 1573

Beschreibung

Epitaph der Marta Kratz(e),1) wohl 1972 an der Chornordwand aufgestellt.2) Hochrechteckige reliefierte Sandsteinplatte mit umlaufender, erhöhter Schriftzeile, darauf der Sterbevermerk und ein Segenswunsch. Die Buchstaben mit einer breiten keilförmigen Kerbe eingehauen. Schwach eingetieftes Binnenfeld mit zwei weitgehend abgearbeiteten Vollwappen in den oberen Ecken und einer beinahe lebensgroßen Reliefdarstellung der Verstorbenen, bekleidet mit fußlangem plissierten Rock, Bluse, gefälteltem Mantel, Kopftuch und Mundbinde. Das unterste Viertel der Platte stark verwittert.

Maße: H.: 200 cm; B.: 93,5 cm; Bu.: 4,3–4,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/1]

  1. ANNOa) · 1573 · DEN · 7 · OCTOBRIS · IST · / DIE · ERBAR · VND[· T]VGENT · SAME · FRAV · MARTA · DES · ERBARN · H[ANSE]Nb)[- - -] / [- - -] / [- - -] EHLICHE · HAVSFRAV · IN · GO[T ·E]N[TS]CHLAFEN · DER · GOT · GNEDIG · SEI ·

Wappen:
Kratz(e) (?)3)(unbekannt)4)

Kommentar

Die relativ gleichmäßig und ausgewogen proportionierten, mit Serifen verzierten Buchstaben sind in Entwurf und Ausführung von überdurchschnittlicher Qualität. Die Buchstabenhöhe ist mit schmalen, noch sichtbaren Ritzlinien auf der wesentlich breiteren Schriftzeile vorgezeichnet. Ungewöhnlich ist der Nexus litterarum von A und V. Das M hat schräge Hasten und einen nur bis zur Mittellinie abgesenkten Mittelteil. Die nach links gebogene Cauda des R setzt am Bogen an. Als Worttrenner dienen Dreiecke. Ihre Größe und die Qualität der künstlerischen Ausführung heben diese Platte deutlich von den meisten Grabmälern der Kirche ab.5) Sie wurde vielleicht in einem der größeren benachbarten Kunstzentren (Leipzig, Halle) gefertigt.

Textkritischer Apparat

  1. ANNO] Der erste Buchstabe überhöht.
  2. HANSEN] Die mittleren, partiell erloschenen Buchstaben nur noch im Sinnzusammenhang lesbar.

Anmerkungen

  1. Namensschreibung unsicher.
  2. Die Kirche wurde von 1964 bis 1972 restauriert (Denkmale 1983, S. 514).
  3. Zuschreibung fraglich, das Wappenbild verloren. Helmzier aus geschlossenem Flug und Bewehrung; eine Kralle ist erhoben und hält einen Kranz.
  4. Im fragmentierten Wappenbild vielleicht eine Gewindestange; als Helmzier eine Spindelpresse (Kelter?).
  5. Vgl. Nr. 180, 216, 258.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 159 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0015905.