Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)

Nr. 114† Lützen, Leipziger Tor † (1531?)

Beschreibung

Vermutlich Steinreliefs an der Feld- (A)1) und der Stadtseite des Tores (B),2) wahrscheinlich bei Abbruch des Tores verlorengegangen. Ihr Aufbau entspricht dem der datierten Wappentafeln des Hospitaltores, beide aber mit Palmetten im Giebelfeld. An den Pilastern von A außerdem flache Kapitelle. A mit Wappenbeischrift und einer Jahresangabe auf dem Gebälk; bei B ein Bibelzitat anstelle der Wappenbeischrift.

Nach Bürger.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit starken Anklängen an die Fraktur.3)

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Markus Scholz) [1/2]

  1. A

    vincencius de schlein(icz)a) / episcopus eccle(sie)b) mersp(u)r(gensis)c) // dn(n)o.d) d(omi)ni. rcccc.e)

  2. B

    deus noster refug(i)umr.f) / et virtusg) 4)

Übersetzung:

A Vinzenz von Schleinitz, Bischof der Kirche zu Merseburg // Im Jahre des Herrn (...).

B Unser Gott (ist) Zuflucht und Stärke.

Wappen:
Bistum Merseburg/Schleinitz5)

Kommentar

In der zweiten Zeile von A sind Kürzungen durch Punkte auf der Grundlinie, bei der Jahresangabe in A und in B durch überschriebene Striche gekennzeichnet.

Die große Ähnlichkeit mit den datierten Wappentafeln des Hospitaltores6) spricht dafür, daß die vorliegenden Tafeln zu derselben Zeit wie die am Hospitaltor geschaffen wurden. Vielleicht handelt es sich bei B um den Wahlspruch des Merseburger Bischofs Vinzenz von Schleinitz, der die Wappentafeln an den beiden wichtigsten Toren der Stadt anbringen ließ.

Textkritischer Apparat

  1. schleinicz] Kürzung durch Doppelpunkt; Auflösung nach Nr. 113.
  2. ecclesie] Auflösung nach DI 11 (Merseburg), Nr. 67.
  3. merspurgensis] Vielleicht auch mers(e)p(u)r(gensis) aufzulösen; eine Kontraktionskürzung aber nicht gekennzeichnet.
  4. dnno] Sic! Wohl verlesen aus an(n)o.
  5. rcccc] Sic!
  6. refugiumr.] Sic! Kürzung durch überschriebenen Strich. Zwischen g und u ein größerer Abstand. Das mutmaßliche r nicht zu deuten. Vielleicht nur ein Ornament.
  7. virtus] Danach ein florales Ornament.

Anmerkungen

  1. Auf der Zeichnung bei Bürger, Teil 1, Taf. nach S. 332 ist an einem Bogen des Giebelfeldes der Standort vermerkt: „Das Leipziger-Thor externe“.
  2. Auf der Zeichnung bei Bürger a. a. O. ist am Gebälk der Standort vermerkt: „Das Leipziger=Thor interne nach der Stadt zu“.
  3. Vgl. Nr. 113.
  4. PsG 45,2.
  5. Geviert: 1 und 4 Bistum Merseburg (Siebmacher I, 5, 1, Taf. 173), 2 und 3 Schleinitz (Siebmacher II, 3, Taf. 53; III, 2, Taf. 407; VI, 6, Taf. 98).
  6. Vgl. Nr. 113.

Nachweise

  1. Bürger, Teil 1, Taf. nach S. 332.

Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 114† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0011409.