Inschriftenkatalog: Landkreis Weissenfels
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 62: Weißenfels (Landkreis) (2005)
Nr. 6 Halle, Staatliche Galerie Moritzburg, Landesmünzkabinett von Sachsen-Anhalt 2. Hälfte. 13. Jh.
Beschreibung
Silberne Ringspange mit Dorn, aus zwei flachen halbkreisförmigen Segmenten gebildet.1) Die als Hände geformten Enden der Kreissegmente aufeinander gelegt und verlötet. Auf der einen Seite beider Segmente eine gravierte Inschrift (Nomen sacrum, Heiligennamen), auf der anderen ein graviertes Zickzackornament mit palmettenähnlicher, stark schematisierter Füllung. Die Ringspange ist Teil eines Schatzhorts, der 1823 nahe dem linken Saaleufer gegenüber der Stadt Weißenfels gefunden wurde und 1826 größtenteils vom Thüringisch-Sächsischen Verein für die Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmale erworben werden konnte. Er ging später in den Besitz des Museums für Heimatliche Geschichte und Altertumskunde zu Halle über und befindet sich seit 1917 in der Galerie Moritzburg.2)
Maße: D.: 3,4 cm; B.: 0,4 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
IESVS MAR//IA IOHA(NNES)a)
Textkritischer Apparat
- IOHANNES] Zwischen I und O ist der Dorn befestigt. ( I)OHA(NNES) Dräger.
Anmerkungen
- Inv. Nr. E 163.
- Stadtarchiv Weißenfels WI/CH 13, fol. 19r–20v; Wiggert 1844, S. 86–89; Sauerlandt 1919, S. 519 f.
- Vgl. Nr. 12–14.
- Vgl. Nr. 13.
- Wiggert 1844, S. 93: um 1320/30; Sauerlandt 1919, S. 525: bald nach 1310; Fritz 1982, S. 231, Abb. 319: 2. Viertel 14. Jh.; Dräger 1996, S. 233: 1. Hälfte 14. Jh.
- Vgl. Katalog Magdeburg 2001, Nr. 7, 16, 27.
Nachweise
- Wiggert 1844, S. 90.
- Sauerlandt 1919, S. 522.
- Dräger 1996, S. 234.
Zitierhinweis:
DI 62, Weißenfels (Landkreis), Nr. 6 (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di062l001k0000602.
Kommentar
Die verschiedenen A-Formen der ohne Wortabstand geschriebenen Inschrift haben alle einen weit auskragenden Deckbalken: Das erste A ist trapezförmig und hat einen gebrochenen Mittelbalken; das zweite ist stark nach links geneigt und weist eine tropfenförmige Schwellung an der linken Haste und einen geschwungenen Deckbalken auf. Das dritte ist spitz und hat keinen Mittelbalken. H ist kapital, das unziale M links geschlossen. Die Sporen von A, I, H und S sind keilförmig, einzelne sogar stark keilförmig verbreitert. Die Buchstaben, vorzugsweise das geschlossene unziale E und das O, weisen Bogenschwellungen auf. Das recht ungleichmäßige Erscheinungsbild der Schrift ist sicherlich auch dem schwierigen technischen Herstellungsprozeß geschuldet.
Derartige Ringspangen, „Fürspan“ genannt, dienten zum Schließen des Obergewandes vor der Brust und waren das ganze Mittelalter über gebräuchlich. Zum Weißenfelser Schatzfund gehören außer Münzen mehrere silberne Fingerringe, Gürtel- und Gewandschließen und viele getriebene, gravierte und geschnittene Schmuckplättchen aus Silber, die vermutlich als Zierat (Pailletten) für Kleidungsstücke oder andere Textilien bestimmt waren.3) Obwohl der jüngere der beiden zum Hort gehörenden, unter König Johann von Böhmen (1311–1346) geprägte und einem Fingerring aufgelötete Prager Groschen4) einen Anhaltspunkt für die Datierung der Fundstücke gibt, bleibt deren Entstehungszeit umstritten.5) Aus der Datierbarkeit der Münze ergibt sich nur, daß der Hort nicht vor 1311 vergraben worden sein kann. Die Schriftform der vorliegenden Ringspange mit ihren auffälligen keilförmigen bzw. dreieckigen Sporen ist denen einiger Goldschmiedearbeiten ähnlich, die zwischen der Mitte und dem Ende des 13. Jh. entstanden sind.6) Die Schriftformen der jüngeren Stücke sind sehr unterschiedlich, doch zeigen alle typische Merkmale der gotischen Majuskel. Eine zeitliche Differenzierung der einzelne Fundstücke ist schwer möglich, da der sehr kleine Schriftgrad eine charakteristische Ausgestaltung der Buchstabenformen erschwerte, die von den ausführenden Goldschmieden ohnehin in unterschiedlicher Weise bewältigt wurde.