Inschriftenkatalog: Passau II (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 101: Landkreis Passau II (2018)

Nr. 80 Asbach, Gde. Rotthalmünster, Museum (ehem. Benediktinerabtei) nach 1468

Beschreibung

Sterbeinschrift für Abt Johannes Rughalm auf einer figuralen Grabplatte. Innen, Ostflügel, erstes Joch von Westen, Ostwand. Hochrechteckige Platte mit erhabener Umschrift (I). Im Feld unter einer Kleeblattbogenarkade mit vier Bögen kleine Schriftbänder mit vertieften Inschriften (II), darunter Kielbogen auf zwei mit Schriftbändern mit erhabenen Inschriften (III) umwickelten Säulen. Unter diesem Bogen der Abt in Ganzfigur im Messgewand, die Mitra auf dem Haupt, in der Rechten den Abtsstab, in der Linken ein geschlossenes Buch, Kopf auf einem Kissen ruhend, zu seinen Füßen, leicht vom Boden abgesetzt, links und rechts je ein Wappenschild. Rotmarmor. Oberfläche der Platte an manchen Stellen zerstört. Reste von schwarzer Fassung der Schrift (I, II).

Maße: H. 286 cm, B. 145 cm, Bu. 8 cm (I), ca. 3 cm (II), 4 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenprojekt [1/2]

  1. I.

    +a) Anno ∙ domini ∙ Millesimo ∙ Quadr/ingentesimo <∙ Cb) ∙ primo ∙> Obijt ∙ Reuerendus ∙ in ∙ chr(ist)oc) ∙ Pater ∙ et ∙ d(omi)n(u)s ∙ do/min(us) ∙ Johannes ∙ Rughalm ∙ Abbas / Monastery ∙ Aspacensis ∙ Jmpetrator ∙ infule ∙ <Jn ∙ die ∙ S ∙ virgilij ∙ ep(iscop)id)>

  2. II.

    ih(esu)se) // mors // [---]f) // p(ar)citg)

  3. III.

     

    linke Seite:

    s(an)ct(u)s // bene//dict(us)h)

  4. rechte Seite:

    s(an)ct(u)s // Ma//theu(s)i)

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn Tausend Vierhundert, einhundert und eins starb der hochwürdige Vater in Christus und Herr, Herr Johannes Rughalm, Abt des Asbacher Klosters, der Erlanger der Inful, am Tag des Heiligen Bischofs Virgil. (I)

Jesus, der Tod schont … (II)

Datum: 1501 November 27.

Wappen:
Rughalm1), Abtswappen Rughalm2).

Kommentar

Die Abtsgrabplatte für Johannes Rughalm muss entstanden sein, nachdem Johannes Rughalm 1468 die Pontifikalien für Asbach erlangt hatte, aber noch vor dem Jahrhundertwechsel, da die Datierung bis zur Angabe des Jahrhunderts ausgeführt war.

Über den Schriftvergleich und auf Grund stilistischer Elemente kann das Werk einer Gruppe von Inschriften zugeordnet werden, die in der Stadt Passau ab den 60er Jahren des 15. Jahrhunderts anzutreffen ist (vgl. Einleitung 24f. und 37).

Abt Johannes (III.) Rughalm (1463-1501) erlangte 1463 die Abtswürde. 1468 erlangte er für Asbach das Recht der Pontifikalien. Unter seiner Regentschaft erfolgte die Fertigstellung der gotischen Klosterkirche. Er war auch als Bauherr in den asbachischen Besitzungen tätig, so erbaute er neue Kirchen in Pildenau (1468), Ering (1480) und Münchham (1490). Johannes erlangte für Asbach die Wiederherstellung und Bestätigung aller Privilegien. Er verstarb 15013), für ihn finden sich Vermerke in mehreren Nekrologien4).

Zimmermann gibt für Abt Johannes Rughalm beide Wappen an, wobei er das vordere Wappen als Wappen des Siegels vermerkt. Dieses Wappen entspricht dem auf zwei weiteren Denkmälern der Familie Rughalm (Nr. 17† und Nr. 105), so dass es sich wohl um das Familienwappen handelt. Eine Anbringung von zwei persönlichen Wappen auf einem Abtsgrabdenkmal ist zumindest ungewöhnlich. Zu erwarten wäre an der vornehmeren Stelle das Klosterwappen.

Die Schriftbänder (III) nennen Ordens- und Klosterpatron.

Textkritischer Apparat

  1. Lateinisches Kreuz.
  2. Worttrenner in C eingestellt.
  3. Nomen sacrum xpo.
  4. Es folgt ein Stiel mit einer Blüte.
  5. Nomen sacrum ihs.
  6. Spruchband links ausgebrochen, vorhanden vier Mittellängenschäfte, darüber Kürzungsstrich.
  7. Wörter auf getrennten Schriftbändern.
  8. Inschrift durch Windung im Schriftband unterbrochen.
  9. Inschrift durch Windung im Schriftband unterbrochen; s durch us-Haken gekürzt.

Anmerkungen

  1. Zimmermann, Klosterheraldik 37.
  2. Zimmermann, Klosterheraldik 37.
  3. Hartig, Niederbayerische Stifte 106, vgl. auch Putz, Benediktiner-Abtei 73f.
  4. Asbach (MGH Necrologia Germaniae IV, 102), St. Nikola (MGH Necrologia Germaniae IV, 166), St. Salvator (MGH Necrologia Germaniae IV, 181), Niederaltaich (MGH Necrologia Germaniae IV, 68).

Nachweise

  1. Kdm NB XXI (Griesbach) 60, Fig. 30.

Zitierhinweis:
DI 101, Landkreis Passau II, Nr. 80 (Ramona Baltolu / Christine Steininger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di101m019k0008009.