Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 803 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1630

Beschreibung

Grabplatte des Johann Harprecht. Bis zur Innenrenovierung der Kapelle 1972 im Fußboden des Langhauses „links vom nördlichen Eingang“1; seither im Boden vor der Südwand des Langhauses unter dem östlichen Fenster in Nord-Süd-Richtung verlegt. Roter Sandstein. Oben ein Vollwappen in eingetieftem Rundmedaillon, auf dem Rahmen des Medaillon umlaufend eingehauene, links oben beginnende Grabschrift (A); in den eingetieften Zwickeln rings um das Medaillon die erhaben ausgehauenen Ziffern des Herstellungsjahrs (B); in der Mitte der Platte Sterbevermerk (C), darunter Bibelspruch (D). Im oberen Viertel stärker abgetreten; in der unteren Hälfte Kalkablagerungen; oben links geringfügig beschnitten (Schriftverlust).

Siehe Lageplan.

Maße: L. 176,5, B. 93,5, Bu. 2,7 (A), 3,5 (C, D), Zi. 5,8–7,0 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A, C), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    [. . . .]IORa) HIC IACET HARPRECHTVS : QVI FLORIDVS ANNIS ·PER MORTEM INTRAVIT REGNA BEATA POLI :b)

  2. B

    1 // 6 / 3 // 0

  3. C

    ANNOc) DOMINI · 1630 · DEN . 11 . TAG / APRILIS · STARB DER E(HRENVEST)d) . VNND . / W(OHLACHTBAR)d) . IOHANN HARPPRECHT . I(N) . G(OTT)e) .

  4. D

    · PSALMf) · 193g) · / Ein Mensch ist in seinem = Leben Wie / Gras er Blühet wie Ein Blüme auff / Dem felde . wann der Wind Darüber / gehet so ist sie nim(m)er Da Vnd ihre / stätteh) Kennet sie nich Mehr2) : / AMENc) ·i)

Übersetzung:

(…) liegt hier Harprecht, der in der Blüte seiner Jahre durch den Tod die seligen Reiche des Himmels betreten hat.

Versmaß: Elegisches Distichon (A).

Datum: 21. April 1630 n. St.

Wappen:
Harprecht3.

Kommentar

Die Kapitalis ist dünnstrichig, mit Betonung der Senkrechten eingehauen, die Proportionen sind annähernd quadratisch. Auffällig ist das G mit gebogener, nach rechts abgespreizter Cauda und das R mit steiler, markant geschwungener Cauda. Der Schrägschaft des N ist im letzten Wort der Inschrift (D) geschwungen und über beide Schäfte hinaus verlängert. Die steife Humanistische Minuskel ist durchweg schmal proportioniert. Der Bogen des e ist an der Oberlinie des Mittellängenbereichs meist rechtwinklig gebrochen. Der Schaft des f und des langen s hat in der Regel eine Unterlänge, lediglich im Wort felde endet der Schaft des f auf der Grundlinie. Der Steinmetz war den Schriftformen zufolge wahrscheinlich derselbe, der ein Jahr später die Grabplattenserie der Berlichingen in Neunstetten gefertigt hat4.

Harprecht wird im Öhringer Totenregister als „Cancellarii Fr(ater)“ bezeichnet5.

Textkritischer Apparat

  1. Genaue Zahl der durch das Beschneiden der Platte verlorenen Buchstaben nicht mehr feststellbar; das Versmaß verlangt ein dreisilbiges Wort; [LAET]IOR?
  2. Danach eine lange Zierranke als Zeilenfüller.
  3. Durch Vergrößerung und besondere Verzierung hervorgehobener Versal.
  4. Auflösung der Abkürzung nicht ganz sicher; vielleicht auch ehrenvest und weise, vgl. dazu u. a. nr. 850.
  5. Auflösung der Abkürzung I . G . nicht sicher.
  6. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  7. So statt 103.
  8. Die letzten beiden Zeilen zentriert.
  9. Als Schlußzeichen und Zeilenfüller ein Quadrangel mit links angesetzter und nach rechts ausgezogener Zierranke.

Anmerkungen

  1. Birkenstock 11 Nr. 2.
  2. Ps 103,15–16.
  3. Eingebogener Sparren, begleitet von drei sechsstrahligen Sternen; Helmzier: über Helmkrone ein Flug, beide Flügel mit dem Schildbild belegt (kaum mehr erkennbar); vgl. Alberti 274.
  4. Vgl. Einl. 72.
  5. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1630 IV 12.

Nachweise

  1. Birkenstock 11 Nr. 2.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 803 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0080308.