Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 796 Neuenstein, Schloß 1629

Beschreibung

Grabplatte der Magdalena von Wechmar geb. von Mühlen. Im Südflügel, im Durchgang vom Innenhof zur Terrasse mit Eisenklammern an der Westwand befestigt. Aus der ev. Stadtkirche. Roter Sandstein. Umschrift (A) zwischen breiten Leisten; im Feld oben eine von Rollwerk gerahmte und von einem Engelskopf bekrönte Tafel mit Bibelspruch (B), darunter in kreisrund eingetieftem Feld zwei reliefierte Vollwappen, die über dem Kreisfeld mit Beischriften (C, D) versehen sind; ringsum vier Ahnenwappen, ebenfalls mit darübergesetzten Beischriften (E–H). Unter dem Kreisfeld zwischen den beiden unteren Ahnenwappen ein kleines eingetieftes Schriftfeld mit Bibelspruch (I). Die stark abgetretene Platte ist in der Mitte mit gerader, leicht schräg verlaufender Bruchkante in zwei Hälften auseinandergebrochen, die nicht korrekt zusammengefügt sind. Die linke Schriftleiste der oberen und die rechte Schriftleiste der unteren Hälfte sind abgebrochen; erheblicher Schriftverlust.

Maße: L. 191, B. (urspr.) 101, Bu. 3,7–4,0 (A), 2,8–3,0 (B), 1,5 (C, D), 2,0 (E–G), 1,7 (H), 2,2 cm (I).

Schriftart(en): Kapitalis (A, B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (C–H), Fraktur (I).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Kraft Fürst zu Hohenlohe, Neuenstein [1/6]

  1. A

    [. . . .] MDCXXIX DEN 3 · IVLII MORG/ENGa) ZWISCHEN 8 VND 9 · VHR · STA[RB – – –] / TVGENTR[EIC]HEb) [F]RAWc) MAGDALENA / VO(N)d) WEC[HM]AR [G]EBORNE VO(N)d) MŸL[EN – – –]

  2. B

    [– – –]ḤT[– – – / – – – / ICH BIN DIE AVFERST]EHVNGe) / [VND DAS LEBEN WER AN M]ỊC̣H / [GLEVBT DER WI]RT LEBEN / [O]B ER GLEICH STV̈Ṛ[BE] ṾND / WER DA LEBT VND GLEVBT / AN MICH DER WIRT NIMMER / MEHR STERBENf)1)

  3. C

    Von Wechmar ·

  4. D

    Von Mühlen ·

  5. E

    von / Mühlen ·

  6. F

    von / Merlaw ·

  7. G

    von / Di[.]kau ·

  8. H

    Horneck / · v(on) · Hornberg ·

  9. I

    Christus Jst / mein l[eben] Sterben / Jst mein gewin2)

Datum: 13. Juli 1629 n. St.

Wappen:
Wechmar3, Mühlen4;
MühlenMörlau5
Dieskau6 Horneck von Hornberg.

Kommentar

Innerhalb der in Kapitalis ausgeführten Inschriften sind einzelne Wörter durch leicht vergrößerte Anfangsbuchstaben hervorgehoben. Besonders auffällig ist das A mit senkrecht stehendem rechten Schaft. Analog dazu ist auch häufig das M nach rechts gelehnt, so daß der rechte Schaft senkrecht steht, der linke dagegen stark geneigt ist. Der Mittelteil des M ist sehr kurz. Der Schrägschaft des N am Schluß der Inschrift (B) ist weit nach rechts verlängert, und sein Ende ist halbkreisförmig nach oben umgebogen. Der untere Balken des Z ist geschwungen und ragt unter die Grundlinie.

Während die Fraktur keine Besonderheiten aufweist, ist die etwas steife Humanistische Minuskel durch einzelne eingestreute Frakturelemente bemerkenswert: so hat e einen gebrochenen oberen Bogenabschnitt, Schaft-r eine quadrangelförmige und auffällig weit in den Oberlängenbereich ragende Fahne, und die Form des k ist schließlich gänzlich dem Frakturalphabet entlehnt. Von wahrscheinlich demselben Steinmetzen stammen nach Ausweis der Schriftformen zahlreiche weitere zwischen 1622 und 1631 entstandene Grabmäler im Kreisgebiet7. Die Wappengestaltung weicht allerdings etwas von diesen übrigen Werken ab.

Die Verstorbene war nach Ausweis der Ahnenwappen eine Tochter des zeitweiligen Amtmanns zu Neuenstein Seifried von Mühlen und der Anna Maria von Mörlau8. Sie war verheiratet mit Hermann Wilhelm von Wechmar zu Roßdorf9 (Roßdorf/Rhön, Lkr. Schmalkalden-Meiningen). Dieser war von 1623 bis 1629 gräflich hohenlohischer Haus-, Hof-, Oberforst- und Jägermeister zu Neuenstein10. 1645 ist er erneut als Hofmeister bezeugt11.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Von den letzten beiden Buchstaben sind nur die unteren Abschnitte erhalten.
  3. Von R nur die untere Hälfte erhalten.
  4. Das O klein übergeschrieben, darüber der Kürzungsstrich.
  5. Ergänzung, auch im Folgenden, nach dem Text der Luther-Bibel.
  6. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Jh 11,25.
  2. Phl 1,21.
  3. Anderthalb rechte Seitenspitzen; Helmzier: zwei Bockshörner.
  4. Gespalten, vorn ein steigender Eber, hinten ein Balken; Helmzier: Eberrumpf über Helmkrone.
  5. Königsadler.
  6. Angreifender Schwan, überzogen von einem Schräglinksfaden.
  7. Vgl. Einl. 72, 78.
  8. Vgl. nr. 506, zur Mutter bes. Anm. 5.
  9. Biedermann, Rhön u. Werra, tab. CCCXXII.
  10. HZAN Oe 10 117/4/5, Bl. 39v: Bestallung und Ende der Amtszeit.
  11. HZAN Oe 10 121/4/5.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 796 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0079607.