Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 686 Pfedelbach, ev. Pfarrkirche 1618

Beschreibung

Epitaph für Christoph von Zorbau und seine Frau Amelia geb. Hass von Lauffen. Innen an der Westwand des Langhauses. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit Bekrönung. Über einem Karniessims als Aufsatz eine querrechteckige, von Roll- und Beschlagwerk gerahmte und von zwei in Voluten auslaufenden Basiliskenköpfen flankierte Tafel mit Sterbevermerk (A). Die Hauptplatte mit umlaufendem Sterbevermerk (B) zwischen breiten Leisten; im Feld in der Mitte zwei Vollwappen in rundem, von einem Engelskopf bekröntem und mit Fruchtbündeln verziertem Medaillon; über und unter dem Medaillon jeweils eine Tafel mit Bibelspruch (C, D), unter der unteren Tafel ein geflügelter Totenschädel. Leichte Stoßschäden; links unten Oberfläche abgewittert. Beschädigungen durch zwei Bohrlöcher, von denen das untere zu einer großflächigen, grob ausgebesserten Abplatzung geführt hat (Schriftverlust).

Maße: H. 260, B. 110, Bu. 2,6 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (B–D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Helmut Hartmann, Bechtheim [1/2]

  1. A

    Anno 16〈. .〉 den 〈. . . . . . .〉 ist / in Gott seliglich Entschlaffen / Der Edel vnd gestreng Christ=/oph von Zorbau welchem / Gott Ein Fröliche auffer=/sthunga) verleihen wölle / Amen ·b)

  2. B

    ANNO DOMINI 1618 den 18 tag OCTOBRIS / Jst in Gott seliglich Entschlaffen die Edle vndt Tugendtsahme Fra[w] Amelia v(on) · / Zorbaw Ein Geborne Häsin v(on) · Lauf̣f̣ẹṇ / [J]h[r]esc) altters · 65 · Jhar deren Seelen Gott Gnedig vndt Barmhertzig sein Wölle Ame(n) :

  3. C

    HIOBd) · 19 · CA : / Jch Waisz das mein Erlös=/er Lebt . vndt er würd mich / hern(a)ch auss der Erden auff=/erweckhen1) ·e)

  4. D

    · 73d) · PSALM / Herr Wan ich nur dich habe / So frage ich nichts nach / Himmel [vnd]t Erden2)

Datum: 28. Oktober 1618 n. St.

Wappen:
Zorbau3, Hass von Lauffen4.

Kommentar

Neben den weitgehend ausgerundeten Gemeinen der Humanistischen Minuskel mit ihren kräftigen Dreiecksporen sind als Fremdformen einige Frakturelemente eingestreut, so vor allem b und e mit gebrochenem Bogen, f und langes s mit Unterlänge, das k, r mit quadrangelförmiger Fahne, das v sowie das zweistöckige z. Der geschwungene oder gebogene linke Schrägschaft des A ragt am Beginn der Inschriften (A) und (B) weit unter die Grundlinie und bildet dort eine Doppelschleife. Die Grabplatte ist den Schriftformen zufolge vielleicht eine Arbeit Georg Kerns5.

Der Junker Christoph von Zorbau ist noch im Pfedelbacher Lagerbuch von 1628 als Hofmeister nachgewiesen6, ferner in der Stifterinschrift auf der Pfedelbacher Abendmahlskanne von 1640 (nr. 852), er ist also erst erhebliche Zeit nach seiner Frau gestorben und wurde vermutlich nicht in Pfedelbach bestattet. Dies erklärt auch, warum sein Todestag auf dem gemeinsamen Grabmal später nicht nachgetragen wurde. Der 1588 geborene und 1653 gestorbene gräflich hohenlohische Forstmeister zu Unterheimbach Johann Ernst von Zorbau7 war vermutlich ein Sohn des Christoph und der Amelia von Zorbau.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Das Wort der letzten Zeile zentriert; das abschließende Quadrangel nach rechts in eine Zierranke ausgezogen.
  3. Vom h nur die Oberlänge erhalten.
  4. Bibelstellenangabe als Überschrift zentriert.
  5. Quadrangel mit rechts angesetzter langer Zierranke als Zeilenfüller.

Anmerkungen

  1. Hi 19,25.
  2. Ps 73,25.
  3. Drei Hirschstangen übereinander; Helmzier: über Helmkrone drei Federn. Vgl. Alberti 1107 (ohne Angabe der Tinkturen); zu diesen (goldene Hirschstangen in Schwarz; die Federn der Helmzier schwarz-gold-schwarz) vgl. das Epitaph des Johann Ernst von Zorbau in Unterheimbach (wie Anm. 7).
  4. Steigender Hase auf Dreiberg; Helmzier: über Helmkrone zwei Büffelhörner. Vgl. Siebmacher BayA2, 65 Taf. 42.
  5. Vgl. Einl. 71f., 82f.
  6. Vgl. Pfedelbach 1987, 43.
  7. Vgl. Alberti 1107. Erhaltenes Epitaph in der ev. Pfarrkirche Unterheimbach (Gde. Bretzfeld); Foto in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 686 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0068607.