Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 685 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1618

Beschreibung

Grabplatte des Hans Heinrich von Helfant. Im Chor im Boden, vierte Reihe von Westen, vierte Platte von Norden. Roter Sandstein. Ohne Rahmung umlaufend eingehauener Bibelspruch (A); im Feld oben in kreisrundem eingetieften Medaillon zwei aneinandergeschobene Wappen unter einem Helm; darunter Sterbevermerk (B). Stark abgetreten, Ränder ausgebrochen.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 110, B. 64, Bu. 2,3 (A), 2,4 cm (B). Kapitalis (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    LA[S]SET DIE KINDTLEIN ZV MIR / KOMMEN VNDT WEHRET IHNEN NICHT · DEN SOLCHER / IST DAS REIC[H GOTT]ES1) / · MARCVS AM · 10̣ · CAP(ITEL) ·a)

  2. B

    ANNO 1618 Den 6 Junij / Wardt Zur Weldt Geboren / Hans HeinricH von Helffandt / Vnd starb in Gott seliglicH / Den NecHstfolgenden 7 Junij / Bemelten Jahrs welchem der / Allmechtige Ein Fröliche / Auferstehungb) Verleihen / Wolle ·

Datum: 16. Juni 1618 n. St., 17. Juni 1618 n. St.

Wappen:
Helfant2, Keyso (?)3.

Kommentar

Bemerkenswerte Einzelformen der insgesamt sehr regelmäßigen Kapitalis sind E mit ausgesprochen kurzem Mittelbalken, K mit markant geschwungenem unteren Schrägbalken und Z mit leicht linksschräg ausgerichtetem, geschwungenem unteren Balken und kurzem Mittelbalken. Die Wortabstände nehmen gegen Ende der Inschrift zu, trotzdem gelang es dem Steinmetz nicht, den gesamten Platz auszufüllen. Die weitgehend ausgerundete Humanistische Minuskel zeigt nur beim Bogen des e eine Brechung; f und langes s haben eine deutliche Unterlänge. Die Kapitalis-Versalien sind zumeist völlig in den Mittellängenbereich der Gemeinen eingebunden, lediglich die Fremdform des J und das A am Beginn der Inschrift (mit Schleife am unteren Ende des linken Schrägschafts) ragen in den Oberlängenbereich. Eigenartig ist die mehrfache Verwendung eines kapitalen H im Wortinnern und am Wortende. Den Schriftformen nach könnte es sich um ein Werk Georg Kerns handeln4.

Der kurz nach seiner Geburt verstorbene Knabe war ein Sohn des gräflich hohenlohe-waldenburgischen Linienamtmanns und Rats zu Öhringen Nikolaus von Helfant, der 1612 von der waldenburgischen Vormundschaftsregierung in dieses Amt eingesetzt worden war5 und der 1642 verstarb6.

Textkritischer Apparat

  1. Danach ein Quadrangel mit unten angesetzter und nach rechts auslaufender Zierranke; das restliche Drittel des linken Rands unbeschriftet.
  2. Die letzten zwei Zeilen zentriert.

Anmerkungen

  1. Mk 10,14.
  2. Linksgewendet. Stehender Elefant; Helmzier: Elefantenrumpf.
  3. Sechsstrahliger Stern und gesichteter Halbmond nebeneinander. Dasselbe Wappen auf dem Siegel des hohenlohischen Kellers zu Künzelsau Heinrich Keyso an einem Brief vom 17. April 1590 (HZAN La 5 Bü 231 Qu. 5), dort als Helmzier ein sechsstrahliger Stern zwischen zwei Büffelhörnern. Elisabeth, die Mutter des Knaben (vgl. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 [LKA, Film KB 1324], Taufregister zu 1618 VI 6), war vermutlich eine Verwandte (Tochter?) des Kellers. Zu diesem vgl. nr. 515.
  4. Vgl. Einl. 71f.
  5. HZAN Wa 25 Bü 352 (Bestallung 1612 auf Georgii); Nachweis zu 1615 (dort lediglich als „Vogt“ bezeichnet) in OAB Öhringen 176. Im Öhringer Totenregister ist der Name des Kindes nicht vermerkt; vgl. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1618 VI 7: „Herrn Amptmann Helfandts im Steinhauß ein Kindtbeth Kindt“.
  6. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Totenregister zu 1642 VIII 9.

Nachweise

  1. Birkenstock 27 Nr. 29.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 685 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0068500.