Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 649 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1612

Beschreibung

Grabplatte der Maria Zobel geb. Rinckauer. Im Chor im Boden, erste Reihe von Westen, erste Platte von Norden. Roter Sandstein. Umlaufend eingehauener Sterbevermerk (A), zum Feld hin durch eine Ritzlinie abgegrenzt; im Feld oben Versinschrift (B), in der Mitte in eingetieftem kreisrunden Feld Vollwappen, unten Bibelspruch (C). Abgetreten; kleinere Ausbrüche.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 172, B. 85,5, Bu. 3,5 (A), 2,8–3,2 (B), 3,5 (C, Kapitalis), 3,2 cm (C, Minuskel).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen (B), Humanistische Minuskel mit Frakturelementen und Kapitalis (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    JST · IM · HERRN · ENDSCHL/AFFEN · DIE · ERN · TVGENDSAM · FRAW · MARIA · ZOBLIN / · GEBORNE · RINCKGAWERIN / DEN · 10 · JVLIJ · ANNO · 1612 ·a)

  2. B

    Ein Arme Sindrin bin ich gwesn /Hett nimer Wissen Zu Genesn /Wanb) nit Durch Gottes Theüre gnad /Christi verdienst mir [gsc]haffen / rhatc) ·

  3. C

    PHILd) · I · / Christus ist mein leben / Sterben ist mein / gewin1) ·e)

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Datum: 20. Juli 1612 n. St.

Wappen:
Rinckauer2.

Kommentar

Auffälligste Buchstaben des Kapitalisalphabets sind G mit kurzer, weit nach links eingerückter Cauda, J am Wortanfang und Z mit geschwungenem, linksschrägem unteren Balken und Mittelbalken. Der Bogen des C ist nur am oberen Ende mit einem Sporn versehen. Als regelmäßig gesetzte Worttrenner dienen Quadrangel auf halber Zeilenhöhe. Die Humanistische Minuskel weist einige Frakturelemente auf: Form des b, e, g und v, quadrangelförmige Fahne des r; zudem aus der Humanistischen Kursive entlehntes f und langes s mit weit unter die Grundlinie reichender und nach links umgebogener Unterlänge. Aus derselben (Öhringer?) Werkstatt sind im Bearbeitungsgebiet zahlreiche weitere Inschriftendenkmäler erhalten3.

Die Verstorbene war die Frau des erst 1635 (?) gestorbenen Stiftssyndicus Johann Ulrich Zobel, dessen erhaltene, unmittelbar benachbarte Grabplatte (nr. 656) eine mit der vorliegenden Platte völlig übereinstimmende Wappenmedaillongestaltung aufweist und vermutlich gleichzeitig angefertigt wurde. Die Ehe wurde wahrscheinlich vor 1584 geschlossen4.

Textkritischer Apparat

  1. Quadrangel mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen und einer nach rechts angefügten langen Zierranke; danach das letzte Viertel der Schriftleiste leer.
  2. Zweites Verspaar durch größeren Zeilenabstand vom ersten abgesetzt.
  3. Letzte Zeile zentriert; helfen that Birkenstock.
  4. Gesamte Inschrift zentriert angeordnet.
  5. Als Schlußzeichen ein Quadrangel, an den unten eine nach rechts auslaufende Zierranke angesetzt ist.

Anmerkungen

  1. Phl 1,21.
  2. Mit drei Steinen besetzter Fingerring; Helmzier: über einer Helmkrone ein mit zwei Fingerringen belegter Flug. Zu einem älteren Wappen der Familie vgl. nr. 380 Anm. 1.
  3. Vgl. Einl. 70f., 82f.
  4. In den 1584 einsetzenden Öhringer Eheregistern nicht verzeichnet. 1606 war ein gleichnamiger Sohn des Stiftssyndicus in heiratsfähigem Alter, er muß also spätestens um 1586 geboren sein; vgl. Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1 (LKA, Film KB 1324), Eheregister zu 1606 VIII 3. Eine Tochter Anna Juliana wurde am 3. Juli 1594 getauft: Ev. PfA Öhringen, Kirchenbuch 1, Taufregister zu 1594 VII 3 (LKA, Film KB 1324).

Nachweise

  1. Birkenstock 17f. Nr. 14.

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 649 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0064901.