Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 507† Krautheim, Burg 1597

Beschreibung

Fragmente der Grabplatte für Anna Mosbach von Lindenfels geb. von Flersheim. Die Grabplatte befand sich ursprünglich in der Krautheimer Pfarrkirche „vor dem oberen Altar“1 und wurde von dort zu unbekanntem Zeitpunkt, vielleicht bereits bei dem Neubau der Kirche 1660, beseitigt. Zwei Bruchstücke der Platte befanden sich in den 1960er Jahren im Pfarrgarten2 und kamen wohl von dort vor 1969 in den ehemaligen Palas der Burg3; Verbleib unbekannt. Die Platte war offenbar zu Baumaterial verarbeitet und zu diesem Zweck in zwölf (?) Quader zerschnitten worden. Erhalten waren von der linken Hälfte die untere Ecke und das Stück unterhalb der Mitte. Die Fragmente erlauben eine zuverlässige Rekonstruktion der Grabplattengestaltung. Es handelte sich demnach um eine Sandsteinplatte mit umlaufender Inschrift; im eingetieften Feld waren in der Mitte zwei Vollwappen in Flachrelief und in den vier Ecken vier weitere, kleinere Vollwappen angeordnet. Auf den zwei Fragmenten waren von der heraldisch rechten Seite der mittlere und der untere Wappenschild, nicht aber die zugehörigen Oberwappen erhalten; von der Inschrift waren nur die linke Hälfte der Fußleiste und Teile der linken Randleiste erhalten.

Inschrift nach Fotos2.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Oskar Leistikow, Krautheim [1/2]

  1. [– – – / – – – / – – –] D[E]S AVCH EDLE(N) VND / VESTE(N)a) HANS [ENDRES MOSB]ACHE(N)b) VO(N) LINDE[NFELS – – –]c)

Wappen:
Mosbach von Lindenfels, [Flersheim];
[Flersheim]4 [Helmstatt]
Helmstatt[Handschuhsheim]

Kommentar

Die mit Proportionen von 2:1 ausgesprochen schmale Kapitalis weist auffallend viele Nexus litterarum auf. Die Ausführung ist dünnstrichig, die Balkenenden sind durch markante dreieckige Sporen betont, ebenso die Bogenenden des S. Bis auf die schmalen Proportionen sind die Einzelformen der Buchstaben identisch mit der Kapitalis eines Steinmetzen, von dem in den letzten beiden Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts zahlreiche weitere Grabmäler im Nordwesten des Kreisgebiets geschaffen worden sind5.

Die Reste der Inschrift und des Wappenschmucks ermöglichen eine eindeutige Zuordnung der bislang nicht identifizierten Grabplatte an Anna von Flersheim, die erste Frau des ab 1580 in Krautheim amtierenden mainzischen Amtskellers Hans Andreas Mosbach von Lindenfels († 1609)6. Ihre Eltern waren Tiburtius Bechtolf von Flersheim († 1574) und Anna von Helmstatt aus dem Dürrcasteler Ast des weitverzweigten Kraichgauer Geschlechts. Aus der 1568 geschlossenen Ehe der Anna von Flersheim mit Hans Andreas gingen acht Kinder hervor, von denen zwei jung verstorben sind7. Annas Todestag war der 11. Juni 1597, er ist im Krautheimer Kirchenbuch verzeichnet8. Ihr Mann heiratete in zweiter Ehe Margarethe Schütz von Holzhausen.

Textkritischer Apparat

  1. Das zweite E verkleinert unter den Balken des T gestellt.
  2. Ergänzung konjiziert nach geschätztem zur Verfügung stehendem Platz.
  3. Zu ergänzen: EHELICHE HAVSFRAV o. ä.

Anmerkungen

  1. Kath. PfA Krautheim, Kirchenbuch I, p. 805 (zit. nach Leistikow, Mosbach von Lindenfels 659).
  2. Fotos aus dem Besitz von Oskar Leistikow, Krautheim, in der Fotokartei der Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
  3. Vgl. Leistikow, Inschriften von Krautheim 501.
  4. Zur Ergänzung der Ahnenprobe vgl. Möller, Stamm-Taf. 3, Taf. 134; ders., Stamm-Taf. NF 1, Taf. 17.
  5. Vgl. Einl. 69.
  6. Zu ihm vgl. Leistikow, Mosbach von Lindenfels 659–661.
  7. Ebd. 659.
  8. Ebd.

Nachweise

  1. Inschriftenkommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Fotokartei (6 Fotos aus dem Besitz von Oskar Leistikow).
  2. Leistikow, Inschriften von Krautheim 501 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 507† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0050701.