Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 500 Schöntal-Halsberg, Hof 1596?, 1599

Beschreibung

Zwei Wappentafeln des Abts Johannes Lurtz von Schöntal.

I. Wappentafel am modernen Pferdestall im Westen der Hofanlage, außen an der Ostseite über einer Tür eingemauert; von einem älteren Gebäude übernommen. Quadratische Sandsteintafel mit vorgeblendeter stützenloser Ädikula. Flacher Dreieckgiebel; in der Hauptzone zwei Wappenschilde nebeneinander, jeweils schräg hinterlegt von einem Abtsstab mit Sudarium, über den Schilden ein Schrifttäfelchen mit zweizeilig eingehauener Inschrift; aus Blattvoluten gebildeter Unterhang. Stark verwittert und bestoßen, mit Resten älterer Farbfassung.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

Maße: H. 78, B. 70, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. IOANNES · ABBT · ZVa) / SCHÖNTHAL · 1596̣

 
Wappen:
Zisterzienserorden, Lurtz1.

II. Wappentafel am ehemaligen Ochsenstall, dem jetzigen Wohngebäude, außen an der Westseite, links neben dem Eingang. Kleine Rundbogenädikula aus Sandstein. Im von Pilastern flankierten Bogenfeld zwei aneinandergeschobene Wappenschilde, darüber eine Mitra, durch die ein senkrecht gestellter Krummstab mit Sudarium gesteckt ist. Im ausgeschweiften Unterhang zweizeilig eingehauene Inschrift. Stark verwittert, Reste farbiger Fassung.

Maße: H. 82, B. 69, Bu. 2,9 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

  1. Johannes Apt zu / schönthall 1599

 
Wappen:
Zisterzienserorden2, Lurtz1.

Kommentar

Die Kapitalis der ersten Wappentafel weist ungewöhnlich breite Proportionen auf. Auffällig sind die flachen, ausladenden Dreiecksporen an den Balkenenden von L, T und Z sowie an den Bogenenden des S. Der rechte Schaft des A steht senkrecht, das erste O ist spitzoval. Als Worttrenner fungieren große Quadrangel auf Zeilenmitte. Die Schrifteigentümlichkeiten stimmen – bis auf die dort wesentlich schmaleren Proportionen und die etwas nachlässigere Ausführung – mit denen zweier Inschriften in Gommersdorf überein, die Abt Lurtz im selben Jahr in Auftrag gegeben hat (nr. 494) und die somit eindeutig vom selben Steinmetz geschaffen wurden3. Auch die Wappentafel von 1599 ist ein Produkt dieses Steinmetzen. Zwar verwendete er hier als Schrift statt der charakteristischen Kapitalis eine Fraktur, doch sichert die Ausführung des Wappenreliefs, die fast identisch ist mit der in der Gommersdorfer Portalbekrönung von 1596, die Zuweisung.

Der Hof Halsberg gehörte als Schenkung Wolframs von Bebenburg zur Grundausstattung des Klosters Schöntal und diente als Grangie und Schafhof. Unter Abt Lurtz wurden offenbar außer der Errichtung des neuen Ochsenstalls weitere umfangreiche Baumaßnahmen vorgenommen, wie die Wappentafel von 1596 nahelegt. Der Bestand der Hofgebäude veränderte sich in der Folgezeit häufig. 1803 fiel der Hof an Württemberg und wurde 1840 an die Freiherren von Berlichingen-Rossach verkauft4, in deren Besitz er sich noch heute befindet.

Textkritischer Apparat

  1. XV Kdm. Künzelsau.

Anmerkungen

  1. Zwei gekreuzte Pflugseche.
  2. Linksgewendet.
  3. Vgl. Einl. 69.
  4. LdBW IV, 250; Kdm. Künzelsau 143f.

Nachweise

  1. OAB Künzelsau 815 (nur erwähnt).
  2. Kdm. Künzelsau 144.
  3. Rauser, Schöntaler Heimatbuch 323, 356 (nach Kdm.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 500 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0050002.