Inschriftenkatalog: Hohenlohekreis

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 73: Hohenlohekreis (2008)

Nr. 390 Öhringen, Friedhofskapelle St. Anna 1580, 1593

Beschreibung

Epitaph der Eheleute Vinzenz Gräter und Margaretha geb. Becker. Im Langhaus an der südlichen Chorbogenwand. Hochrechteckige, oben mit flachem Dreieckgiebel abgeschlossene Platte aus rotem Sandstein. Die oberen zwei Drittel werden von einem fast vollplastischen Kruzifixus und den Figuren der zu beiden Seiten in Anbetung knienden Eheleute ausgefüllt; oben am Kreuz Titulus (A) in Schriftband; zu Häupten der beiden knienden Figuren je ein ovaler, von einem Lorbeerkranz gerahmter Wappenschild; im heraldisch rechten Schild die Initialen (B), im linken (C); im von Pilastern flankierten Sockel zwei nebeneinander in unterschiedlich breiten Spalten angeordnete Sterbevermerke (D, E), darunter in durchgehenden Zeilen die zugehörige Fürbitte (F). Alle Zeilen vorgeritzt. Leichte Stoßschäden.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 209, B. 101, Bu. 4,0 (A), 3,1 (B), 2,7 (C), 2,4 cm (D, E, F).

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    I · N · R · I

  2. B

    V(incens) G(reter)

  3. C

    M(argareta) B(eckerin)

  4. D

    ANNO · M · D 〈· XCIII ·〉 DEN / 〈26 · NOVEMBER ·〉 IST / DER · ERBAR · VND / FVRNEM · VICENS / GRETER · ALLTER / BVRGERMAISTER / ZV · ÖRINGEW · SE=/LICHEN · VERSCHE/IEDEN · IN · GOT ·

  5. E

    ANNO · M · D · LXXX · DEN / X · MAIJ · IST · DIE · ERBAR / VND · TVGENTSAM · FRA=/W · MARGARETA · BECKE/RIN · VICENS · GRETERS / ELICHE · HAV̈SFRAW · SELI=/CHCLICHEN · VERSCHIDEN / VND · ENTSCHLAFEN / IN · GOT ·a)

  6. F

    DER · WÖLLE · DEREN · BEDEN · SELEN / GNEDIG · VND · BARMHERZIG · SEIN · VND / EIN · FRÖLICHE · AVFERSTEV̈NG · VERL=/EIHEN · AMENa)b)

Datum: 6. Dezember 1593 n. St.

Wappen:
Gräter1, Becker2.

Kommentar

Die Kapitalis hat annähernd quadratische Proportionen, die Schrägschäfte sind keilförmig. Die freien Bogenenden sind zu breiten Dreiecksporen verdickt, die häufig waagerecht ausgerichtet sind. Der Mittelbalken des E und F ist stark verkürzt, die Cauda des G rechtwinklig umgeknickt. O ist spitzoval, die steile Cauda des R markant geschwungen und bis weit unter die Grundlinie reichend. Die beiden vergrößerten A am Beginn der Inschriften (D) und (F) haben einen rechtsschrägen, beiderseits weit überstehenden Deckbalken. Von der Hand desselben Steinmetzen stammen drei weitere Grabmäler im Bearbeitungsgebiet3. Die Sterbedaten wurden 1593 von einem anderen Steinmetzen nachgetragen, der im selben Jahr nach Ausweis der gleichen Schriftformen auch das Grabmal für Johann Killinger (nr. 471) in der Öhringer Friedhofskapelle geschaffen hat.

Vinzenz Gräter entstammt, wie das Wappenbild andeutet, einer Gerberfamilie, die im 16. Jahrhundert in Hall ansässig war4 und aus der im 16., 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Pfarrer hervorgingen5.

Textkritischer Apparat

  1. Als Schlußzeichen drei im Dreieck angeordnete Quadrangel.
  2. Letzte Zeile zentriert.

Anmerkungen

  1. Ein skelettierter Fisch und ein Schabeisen schräggekreuzt; hier beseitet von den Initialen V und G.
  2. Gestürzte Pflugschar; hier beseitet von den Initialen M und B.
  3. Vgl. Einl. 69.
  4. 1564 wird er zusammen mit drei Schwestern unter den Kindern des verstorbenen Kaspar Gräter genannt; vgl. Wunder, Bürgerschaft 277 (zu 1564).
  5. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 125–132.

Nachweise

  1. Birkenstock 70f. Nr. 67.
  2. Erdmann, Diareihe St. Anna-Kapelle 16f. (nur teilw.).

Zitierhinweis:
DI 73, Hohenlohekreis, Nr. 390 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di073h016k0039009.