Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)

Nr. 78† † Schloss 1585

Beschreibung

Fahne. Sie wurde beim Aufzug zum Fußturnier, das anlässlich der sogenannten Jülicher Hochzeit 1585 zwischen Herzog Johann Wilhelm I. von Jülich-Kleve-Berg und Markgräfin Jakobe von Baden am 23. Juni durchgeführt wurde, mitgeführt und ist in der ausführlichen, von Dietrich Graminäus verfassten Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten1) beschrieben. Sie war aus weißem und grünem Taft schuppenartig genäht. Darauf abgebildet war ein Lorbeerkranz mit acht goldenen Rosen; in dem Kranz war „ein künstlich Strick gezogen“, der so angeordnet war, dass er sieben Herzen bildete, zwischen denen „mit gŭlden grossen Buchstaben“ Name und Titel des Herzogs (A) und zwei Devisen (B) angebracht waren.2)

Nach Graminäus.

  1. A

    Johan Wilhelm Hertzog zu Gülich Cleue vnd Berg etc.a)

  2. B

    Mein zuflucht zu gott3) vnd wie es gott willb)4)

Kommentar

Nicht geklärt werden kann die Frage, ob das vnd in Inschrift B zum Textbestand der Inschrift gehörte und so die Devise des Herzogs mit der für Jakobe nachgewiesenen Devise „Wie Gott will“ verband. Auch präzisere Angaben über die Verteilung der Inschriften auf der Fahne sind nicht möglich.5)

Die Fahne ist auch auf einem der Hogenbergschen Kupferstiche abgebildet,6) die die Beschreibung des Graminäus illustrieren. Zu erkennen ist, dass die Stoffteile wie Schuppen aneinander genäht sind und sie einen Lorbeerkranz zeigt. Die Inschriften sind nicht erkennbar. Die Fahne hatte eine beachtliche Größe, die Höhe dürfte ungefähr die doppelte Manneshöhe betragen haben. Sie wurde eigens für die Feierlichkeiten in Köln hergestellt7) und am 23. Juni 1585 beim festlichen Aufzug zum Fußturnier auf dem Düsseldorfer Marktplatz8) von Arnold Schenk von Nideggen9) getragen. Die Siebenzahl der Herzen war nach Graminäus angelehnt an die Zahl 7 als biblische Zahl für die Vollkommenheit10) und weil sie „auch sonst von den Weisen dieser Welt sonderlich in acht genommen worden“11).

Textkritischer Apparat

  1. Graminäus verwendet nach dem Herzogstitel diese Abkürzung. Ob und wie der Titel auf der Fahne weitergeführt wurde, lässt sich nicht klären.
  2. Graminäus gibt den Wortlaut der Inschriften in einer größeren Drucktype wieder. Da er das vnd in der Type der Inschriftentexte angibt, hat er den Text von B vermutlich als eine Texteinheit, nicht als zwei eigenständige Inschriften angesehen.

Anmerkungen

  1. Zu der Hochzeit selbst sowie der Beschreibung vgl. Kap. 2.1.5 der Einleitung.
  2. Beide Zitate bei Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 23. Juni 1585.
  3. Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 396: „Deus refugium meum“ als Devise Herzog Johann Wilhelms nach PsG 58,17.
  4. Bouterwek, Autographon, S. 198: „Wie Gott will“ als Devise der Herzogin; vgl. auch die Abb. bei Rümmler, Fürstlich Jülichsche Hochzeit, S. 45. Bei Dielitz, Wahl- und Denksprüche, S. 376, ist die Devise ebenfalls nachgewiesen, jedoch nicht für die Herzogin.
  5. Nach Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 23. Juni 1585, standen sie in großen goldenen Buchstaben „zwischen gerürten Hertzeren … geschrieben“.
  6. Graminäus, Beschreibung, Kupferstich 31.
  7. Rümmler, Hochzeit, S. 168.
  8. Zum Fußturnier Kat. Land im Mittelpunkt, S. 440f., Nr. G 4 m (E[lse] R[ümmler]).
  9. Zu ihm Schleicher, Slg. Oidtman, Bd. 14, S. 77; seine Ahnentafel für die Turniere s. oben Nr. 76 unter Kupferstich 17,1.
  10. Vgl. E[rika] Dinkler-von Schubert, Art. Sieben, in: LCI 4, Sp. 154–156.
  11. Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 23. Juni 1585.

Nachweise

  1. Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 23. Juni 1585.

Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 78† (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0007808.