Inschriftenkatalog: Stadt Düsseldorf
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 89: Stadt Düsseldorf (2016)
Nr. 76(†) † Schloss, heute teilweise Stadtmuseum 1585
Beschreibung
Ahnentafeln1) der adeligen Teilnehmer an den Turnieren, die anlässlich der sogenannten Jülicher Hochzeit 1585 zwischen Herzog Johann Wilhelm I. von Jülich-Kleve-Berg und Markgräfin Jakobe von Baden abgehalten wurden. Acht erhaltene Tafeln im Stadtmuseum Düsseldorf,2) Öl oder Tempera auf Holz; mehrfach restauriert, Zierrahmen jünger.3) Auf einigen Tafeln befinden sich, besonders im Bereich der Ahnenwappen, Fehlstellen in der Farbschicht.4) Neben sieben der erhaltenen Tafeln sind 59 weitere auf 11 der Kupferstiche von Hogenberg überliefert,5) die die ausführliche, von Dietrich Graminäus verfasste Beschreibung der Hochzeitsfeierlichkeiten6) illustrieren. Nach Graminäus wurden die Tafeln nach den Feierlichkeiten „zum mehremtheil“ in der Rüstkammer des Düsseldorfer Schlosses aufbewahrt.7) Im Jahre 1781 wurden bei einer Begehung des im Schloss untergebrachten, sehr vernachlässigten Landesarchivs auf dem Haupttisch noch „60 Stück auf Holz gemalter Wappen jener adelichen Geschlechter betroffen, welche im Jahre 1585 auf der sogenannten Jülichschen Hochzeit ihre Wappen präsentirt hatten“.8) Einige gelangten zwischen 1881 und 1892 in das Historische Museum der Stadt, heute Stadtmuseum,9) wo sich noch 1940 allerdings nur sieben Tafeln befanden.10)
Die Anordnung der Wappen ist auf allen Tafeln gleich. In einem ovalen Lorbeerkranz befindet sich in der Mitte das Vollwappen des Teilnehmers, begleitet von acht kleineren Vollwappen, heraldisch rechts vier der väterlichen und heraldisch links vier der mütterlichen Ahnen; unterhalb der Wappen in einem Rahmen jeweils die Namensbeischrift (A–I); unter dem Kranz in einem Nagelwerk-Rahmen die Präsentationsformel (J). Die bei den erhaltenen Tafeln oben in der Mitte des Kranzes in einem Rahmen angegebene Jahreszahl (K) fehlt auf den Kupferstichen. Die Stiche zeigen jeweils sechs Ahnentafeln, angeordnet zu je drei in zwei Reihen.
Sofern nicht erhalten, werden die Inschriften nach den Hogenbergschen Kupferstichen bei Graminäus ediert.11)
Die Reihenfolge folgt ihrer Anordnung auf den Kupferstichen, die gemäß der Zählung bei Graminäus bezeichnet sind. Um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird abweichend von der üblichen Verfahrensweise bei den nicht original erhaltenen Inschriften das Kreuz, das den Verlust anzeigt (†), hinter die Bezeichnung der Ahnentafel gesetzt, nicht hinter die Referenzbuchstaben der einzelnen Inschriften. Die Angaben zu den Besitzungen und Ämtern der einzelnen Teilnehmer sind der 2010 von Wieczorek/Gädtke vorgelegten Publikation12) über die Ahnentafeln sowie gegebenenfalls der ergänzend angegebenen Literatur entnommen; sie beziehen sich auf die Lebenszeit der jeweiligen Person und gelten nicht in allen Fällen bereits für das Jahr 1585.13) Ein Wappennachweis wird lediglich für das Wappen des Teilnehmers, nicht für jene der Ahnen erbracht. Die Angaben zu den Funktionen, die einzelne Turnierteilnehmer im Verlaufe der Hochzeitsfeierlichkeiten ausgeübt haben, beruhen auf den Angaben bei Graminäus zu den jeweiligen Ereignissen.
Maße: H. 71 cm, 63, 5 cm (ohne Rahmen); B. 51,5 cm, 42,5 cm (ohne Rahmen); 14) Bu. 0,3–0,5 cm (A–I), 0,7 (J), 0,7–0,9 cm (K).
Schriftart(en): Humanistische Minuskel mit Elementen der Cancelleresca italica.
Anmerkungen
- Die erhaltenen Tafeln werden im Stadtmuseum Düsseldorf als Aufschwörtafeln geführt und entsprechend z. B. auch in Kat. Land im Mittelpunkt, S. 442f., Nr. G 6 (I[rene] M[arkowitz]) so bezeichnet. Nach den Angaben bei Graminäus ist eine Aufschwörung jedoch nicht bezeugt, so dass v. Klocke, Ahnenproben, und v. Oidtman, Ahnentafeln, ebenso wie Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, dort bes. S. 15, Anm. 1, zu folgen ist.
- Inv.-Nrn. B 2038 u. B 2041–2047.
- Auf den Inventarkarten im Stadtmuseum findet sich der Hinweis, dass 1960 Firnis-, Schellak- und Schmutzschichten entfernt und neue aufgetragen worden seien. Das Zustandsprotokoll des Restaurierungszentrums der Landeshauptstadt Düsseldorf von September 2005 nennt unter anderem „deutlich überarbeitete Malschichtfehlstellen in mehreren Bildbereichen“ (S. 2). Dort auch die Angaben zu den Rahmen. Bei v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 5 Abb. 2, sind im Jahr 1940 deutlich Schäden an der Tafel des Heinrich Kettler zu erkennen.
- Vgl. dazu die Tafeln für Bertram Quadt und Wilhelm von Streithagen = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nrn. 2046 u. 2047.
- Die Ahnentafeln sind abgebildet bei Graminäus, Beschreibung, auf den Kupferstichen 14–24. Nicht bei Graminäus bzw. Hogenberg abgebildet ist die Tafel des Heinrich von Kettler. Vermutlich war er einer der beiden Adeligen, die in der Eile die geforderten Beweise nicht beibringen konnten und sich verpflichten mussten, ihre Tafeln nachträglich einzuschicken. Vgl. Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 18. Juni 1585, u. v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 4. Graminäus zählt insgesamt 72 Teilnehmer auf, von denen fünf jeweils mit Bruder aufgeführt werden.
- Zu der Hochzeit selbst sowie der Beschreibung vgl. Kap. 2.1.5 der Einleitung.
- Graminäus, Beschreibung, nicht paginiert; zum 23. Juni 1585.
- Harleß, Entwicklungsgang, S. 306.
- Laut Eintrag auf den Inventarkarten im Stadtmuseum Düsseldorf. Vgl. dazu Kat. Ausstellung 1888, S. 92, Nrn. 1068 u. 1069. Demnach befanden sich 1888 zwei Tafeln nachweislich noch in Privatbesitz, jene für Dael von Kalle zu Dael (heute Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. 2043) und für Adolf von Eller (verloren; Kupferstich 18,6) oder Bertram Quadt zu Eller (Stadtmusuem Düsseldorf, Inv.-Nr. 2046).
- V. Oidtman, Ahnentafeln, S. 3 Anm. 3, nennt 1913 nur sieben Tafeln; es fehlt die des Dael von Kalle zu Dael. Auch v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 4, hat 1940 nur sieben erwähnt.
- Zur Bewertung der Wiedergabe auf den Kupferstichen vgl. unten im Kommentar. Die Edition erfolgt nach den diesem Band zugrunde liegenden Grundsätzen für die kopiale Überlieferung.
- Vgl. zu dieser Publikation die Rezension von Hans J. Domsta, in: RhVjbll 77 (2013), S. 491–495.
- Die Angaben dienen lediglich einer ersten Orientierung sowie gegebenenfalls als Ausgangspunkt für die Suche nach weiteren Daten zur Person.
- Zustandsprotokoll des Restaurierungszentrums der Landeshauptstadt Düsseldorf von Sept. 2005, S. 1; mit H. 73 u. B. 53 cm mit Rahmen leicht abweichende Maße u. a. bei v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 3 u. Kat. Land im Mittelpunkt, S. 442f., Nr. G 6 (I[rene] M[arkowitz]); Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 14.
- Vgl. oben Anm. 3.
- Vgl. Beck/Beck, Schrift, S. 97f.
- Vgl. dazu auch Rümmler, Fürstlich Jülichsche Hochzeit, S. 37; Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 1.
- Es liegen zwei Fassungen der Kupferstiche vor. Vgl. dazu Kap. 2.1.5 der Einleitung, dort Anm. 161.
- Vgl. dazu z. B. Rümmler, Hochzeit; dies., Fürstlich Jülichsche Hochzeit.
- Vgl. dazu Kupferstich 28 bei Graminäus, Beschreibung; v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 4 u. Abb. 1.
- Graminäus, Beschreibung, Kupferstich 33; vgl. die Liste bei Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 291.
- Graminäus, Beschreibung, Kupferstich 32; vgl. die Liste bei Wieczorek/Gädtke, Ahnentafeln, S. 290.
Nachweise
- Graminäus, Beschreibung, Kupferstiche 14–24.
- v. Klocke, Ahnenproben, Sp. 4f. (Heinrich Kettler) u. Sp. 5f. (Johann von der Recke = Kupferstich 14,1.).
- Rümmler, Hochzeit, S. 174 Abb. 5 (Abb. der erhaltenen Tafeln von Wilhelm von Neuhoff gen. Ley = Kupferstich 21,3; Hubricht Lutter von Gertzen = Kupferstich 24,4; Dael von Kalle zu Dael = Kupferstich 22,6; Johann von Binsfeld = Kupferstich 18,4) u. S. 179 Abb. 9 (Kupferstich 16).
- Kat. Land im Mittelpunkt, S. 442f., Nr. G 6 (I[rene] M[arkowitz]) zu den acht im Original erhaltenen Tafeln mit Abb. der nicht bei Rümmler abgebildeten (Wilhelm von Hatzfeldt = Kupferstich 17,4; Bertram Quadt = Kupferstich 18,1; Wilhelm von Streithagen = Kupferstich 24,1; Heinrich Kettler).
- Zu den Abbildungen einzelner Tafeln nach den Hogenbergschen Kupferstichen bei Schleicher, Slg. Oidtman, vgl. die Angaben unter der jeweiligen Tafel.
Zitierhinweis:
DI 89, Stadt Düsseldorf, Nr. 76(†) (Ulrike Spengler-Reffgen), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di089d008k0007602.
Kupferstich 14
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 15
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 16
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 17
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2042
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 18
Ahnentafel 1 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2046
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2038
acht Anchen von Vatter vnd Mutter.
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 19
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
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Kupferstich 20
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 21
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2045
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 22
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2043
Anmerkungen
Kupferstich 23
Ahnentafel 1 †
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 †
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Kupferstich 24
Ahnentafel 1 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2047
Anmerkungen
Ahnentafel 2 †
Anmerkungen
Ahnentafel 3 †
Anmerkungen
Ahnentafel 4 = Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2041
Gertzen / Gnant Sindzigh1) · acht Anchen von Vatter vnd Muttera).
Anmerkungen
Ahnentafel 5 †
Anmerkungen
Ahnentafel 6 †
Anmerkungen
Stadtmuseum Düsseldorf, Inv.-Nr. B 2044
Anmerkungen
Kommentar
Eine paläographische Beurteilung der acht im Original vorhandenen Tafeln wird erschwert durch die bislang nicht befriedigend geklärten Fragen nach Übermalungen und Restaurierungen15) sowie durch die unterschiedlichen Textmengen, die in den einzelnen Rahmen untergebracht werden mussten.
Die Schrift ist nicht sehr sorgfältig ausgeführt. Häufig ragen Ober- und Unterlängen einzelner Buchstaben in den Rahmen hinein. Ebenso reichen bei längeren Namen einzelne Buchstaben über den vorgesehenen Platz hinaus in die Rahmen. Die Schrift weist insgesamt runde Buchstabenformen auf; sie zeigt einige wenige Merkmale der Antiqua, wie sie im Kanzleigebrauch als Cancelleresca italica verwendet wurde,16) und ist nicht durchgehend, aber häufig leicht nach rechts geneigt. Die Gestaltung der Buchstaben ist nicht einheitlich. Auch innerhalb derselben Tafel werden einzelne Buchstaben unterschiedlich ausgeführt. So findet sich z. B. auf den Tafeln für Wilhelm von Neuhoff gen. Ley und Hubricht Lutter von Gertzen g mit geschlossenem oberen Bogen, Schaft und nach links gewendetem unteren Bogen neben g mit geschlossenem oberen Bogen, nach rechts angesetztem Haken und offenem unterem Bogen. h begegnet sowohl mit geradem Schaft als auch mit nach rechts umgebogenem oberen Schaftende, teilweise zu einer kleinen Schlinge geschlossen. Das untere Bogenende ist regelmäßig unter die Grundlinie verlängert und nach links gebogen. Bei A (nahezu durchgehend mit schrägem linken und geradem rechten Schaft) und M ist das linke Schaftende unter die Grundlinie verlängert und zumeist leicht gebogen. Schaft-s und f reichen deutlich unter die Grundlinie. V ist oval mit nach links gebogenem rechten Bogenende und waagerechtem Anstrich am linken Bogenende ausgeführt, v mit schrägem Linksschaft, der über das Mittelband hinausreicht und nach links umgebogen wird, sowie gerundetem Rechtsschaft, der oben nach links umgebogen ist, in vielen Fällen bis an den linken Schaft reichend. Häufig ist u mit einem kleinen Bogen als diakritischem Zeichen versehen. Deutlich von den übrigen Tafeln hebt sich die Präsentationsformel auf jener für Wilhelm von Neuhoff gen. Ley ab. So ist statt des verschränkten ein W ausgeführt, bei dem die beiden mittleren Schäfte eine Schlinge bilden; ebenso weisen bei rundem E der mittlere Balken und bei L der links überstehende Balken eine kleine Schlinge auf. Das z ist nicht wie auf den anderen Tafeln zweistöckig, sondern einstöckig mit schräg nach rechts unten gezogenem unterem Balken ausgeführt.
Der einheitliche Aufbau der Tafeln sowie die anschließende Aufbewahrung im Schloss erlauben den Schluss, dass sie in derselben Werkstatt im Auftrag des Hofes hergestellt wurden.17) Die Abweichungen im Schriftbild sind möglicherweise auch darauf zurückzuführen, dass an der Ausführung mehrere Personen beteiligt waren.
Ein Vergleich der im Original erhaltenen Ahnentafeln mit den entsprechenden Abbildungen auf den Hogenbergschen Kupferstichen18) zeigt, dass die Wappen und der Wortlaut der Inschriften relativ sorgfältig wiedergegeben wurden. Festzustellen sind jedoch die in der kopialen Überlieferung häufig auftretenden Abweichungen in der Orthographie. Die Kupferstiche geben mithin die für die Ahnenprobe relevanten Angaben getreu wieder. Sie zeigen aber nicht je sechs Tafeln nebeneinander, sondern sechs Kränze, die sich an ihren Rändern berühren. Abweichungen finden sich auch in der Abbildung des Lorbeerkranzes, insbesondere bei den Binden, und in der Gestaltung des Schildes mit der Präsentationsformel. Diese betreffen aber nicht den Wortlaut der Inschriften. Auch fehlen jeweils am oberen Ende des Kranzes das Schild mit der Jahreszahl sowie die Zierbänder in den vier Ecken der Holztafeln. Außerdem stehen die Namen unter den Wappen der Ahnenprobe nicht auf einem kleinen Schild wie bei den Holztafeln, ein Unterschied, der auf die farbliche Gestaltung der dunklen Holztafeln zurückgeführt werden kann, die einen hellen Hintergrund für die Aufschriften der Namen erforderlich machte. Zudem weichen sie, aufgrund des differierenden Platzes auf den Kupferstichen, in ihrer Stellung zum Wappen von den Originalen oftmals leicht ab.
Die Ahnentafeln entstanden im Zusammenhang mit der Hochzeit des Jungherzogs Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg mit der Markgräfin Jakobe von Baden. Die Trauung fand am 16. Juni 1585 in Düsseldorf in der Schlosskapelle statt. Die anschließenden Feierlichkeiten, zu denen auch Turniere und abendliche Feuerwerke zählten, erstreckten sich bis zum Abend des 23. Juni.19) An diesen Turnieren durften nur Adelige teilnehmen, die – so das am 17. Juni zwei Mal verlesene „Cartell“ mit den Regeln für die Turniere – acht adelige Ahnen, je vier väterliche und vier mütterliche, mit Wappen, Helmzier und Namen vorweisen mussten. Die dazu geschaffenen Tafeln, die an Stöcken befestigt waren, wurden nach der Anmeldung der Teilnehmer den Turnierrichtern präsentiert und anschließend in einem dazu aufgerichteten Bau auf dem jeweiligen Turnierplatz angeschlagen oder aufgehängt.20) Graminäus hat die elf Kupferstiche in die Beschreibung des ersten der Turniere, des Ringrennens am 18. Juni, eingefügt.
Allerdings hat schon kurze Zeit nach der Hochzeit offenbar eine Reihe von Tafeln gefehlt, da auf einem weiteren, der Beschreibung des Graminäus beigefügten Kupferstich 46 Wappen von Teilnehmern am Fußturnier zusammengestellt sind,21) darunter jene von 22 Teilnehmern, für die keine Ahnentafel überliefert ist. Ebenso überliefert ein weiterer Kupferstich 48 „Heubtschildt“ von Turnierteilnehmern,22) darunter fünf, zu denen ebenfalls keine Ahnentafel nachgewiesen werden kann.