Inschriften: Santa Maria dell’Anima

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 3: Santa Maria dell’Anima, Rom (2012)

Nr. 105† Santa Maria dell’Anima 1550

Beschreibung

Grabdenkmal für den Notar und Anima-Provisor Jakob Apocellus aus Speyer, offenbar beigesetzt in der Gemeinschaftsgruft vor der Barbara-Kapelle1), seit unbekannter Zeit verschollen.

Nach Chacon.

  1. DEO OPTIMO MAXIMO IACOBO APOCELLO AB VSTAT SPIRENSI MORVM GRAVITATE RERVM VSV VITAEQVE INTEGRITATE INNOCENTIAQVE PRAESTANTISSIMO LITERIS GRAECIS HEBRAICIS ET LATINIS APPRIME ERVDITO OPPRESSORVM STVDIOSORVMQVE FAVTORI ET ADIVTORI PIENTISSIMO HEREDES EX TESTAMENTO MARIA CONIVGE ET ADAMO HOLTZAPFELLOa) EX SORORE NEPOTE MOESTISSIME PROCVRANTIBVS BENE MERENTI POSVERVNTb) OBIIT NONAS CALENDAS MAII MDL AETATIS VERO SVAE ANNIS LXVI

Übersetzung:

Dem größten und besten Gott (geweiht). – Für Jakob Apocellus aus Ubstadt/Speyer, herausragend an charaktervoller Würde, Erfahrung, Lebensreinheit und Unschuld, äußerst bewandert in der griechischen, hebräischen und vor allem in der lateinischen Literatur, einem liebevollen Gönner und Unterstützer der Bedrängten und Studierenden, haben gemäß des Testaments seine Erben, unter der Fürsorge seiner Ehefrau Maria und Adam Holzapfel, des Neffen von der Schwesterseite her, höchst betrübt dem Wohlverdienten (dieses Denkmal) setzen lassen. Er starb am neunten Tag vor den Kalenden des Mai (23. April) 1550 im Alter von 66 Jahren.

Kommentar

Der 1484 in Ubstadt (Ubstadt-Weiher, Lkrs. Karlsruhe) geborene Jakob Apocellus2) (Appoceller) läßt sich erstmals 1509 als Student in Heidelberg nachweisen. In den Jahren 1515 und 1516 in Begleitung des Humanisten Michael Hummelberger in Rom, gehörte er den römischen Humanistenkreisen an und stand in Briefwechsel mit Beatus Rhenanus und Erasmus von Rotterdam3). Überliefert ist ein Verzeichnis der griechischen Manuskripte seiner Bibliothek4). Seit 1518 amtierte er sowohl als öffentlicher Notar5) als auch als Schreiber des Kammerauditors der Kurie. Anfang 1522 erwarb er ein Haus im Rione Ponte in der Nähe der Kirche S. Celso und führte dort einen Haushalt mit 10 Personen6). Im Jahr 1526 als Laie der Anima-Bruderschaft beigetreten7), wurde er im folgenden Jahr während des Sacco di Roma ausgeplündert und seines Hauses beraubt8). In den Jahren 1530, 1544 und 1545 fungierte er als Provisor der Anima. Apocellus hinterließ aus seiner Tätigkeit als Notar insgesamt 26 (noch kaum ausgewertete) Registerbände aus den Jahren 1518 bis 15439). Laut Inschrift war er mit Maria (Holzapfel) verheiratet, die, gemeinsam mit seinem Neffen Adam Holzapfel10), Kanoniker aus Speyer, für die Errichtung des Grabdenkmal sorgte.

Textkritischer Apparat

  1. HOLITAPELLO Schrader; Forcella.
  2. Befund B. M. P.

Anmerkungen

  1. So Lib. Mort. fol. 15v und ASMA, Lib. Misc. 2 fol. 29v.
  2. Vgl. zu ihm die wenigen Hinweise bei Schmidlin, Anima 274, 352 und 361 sowie Bietenholz, Contemporaries 67f.
  3. Vgl. etwa den von Erasmus an Apocellus gerichteten Brief vom 9. Oktober 1525, ediert in Correspondence 320f.
  4. Vgl. dazu Hobson, Jacobus Apocellus pass.
  5. So signiert er am 4. Februar 1521 eine für den Baseler Priester Bernardin zum Lufft ausgestellte Urkunde (Staatsarchiv Basel-Stadt, St. Alban Urk. Nr. 543).
  6. Vgl. dazu Schuchard/Schulz, Thomas Giese S. 124 Anm. 192.
  7. Lib. Confr. 133.
  8. Apocellus schildert dies und weitere Ereignisse des „Sacco di Roma“ in einem im Dezember 1527 verfassten Brief an seinen Speyrer Jugendfreund Anton Schnepff, ediert bei Mayerhofer, Zwei Briefe 753-756.
  9. Sie befinden sich im Archivio di Stato di Roma, Bestand „Notai del tribunale dell'A(uditor) C(amere)“ Nrn. 404-429; so Schuchard, Möglichkeiten 25.
  10. Er wird noch am 6. Juni 1559 im Lib. Confr. 149 als Wohltäter der Anima genannt.

Nachweise

  1. Chacon, Romanas Epitafios 224.
  2. Schrader, Mon. Italiae 143.
  3. Forcella 3 Nr. 1101.
  4. NN., Inschriften fol. 31.

Zitierhinweis:
DIO 3, Santa Maria dell’Anima, Rom, Nr. 105† (Eberhard J. Nikitsch), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio003r001k0010507.