Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

A10 Domkirche, Winterchor 3.V. 15. Jh.

Nachträge zum Teilband I Die Inschriften des Regensburger Doms bis 1500 (DI 74)
Im Jahr 2008 erschien der erste Band der Inschriften des Regensburger Doms, zu dem noch einige Inschriftendenkmäler nachzutragen sind. Außerdem sind seitdem bei baulichen Maßnahmen in und um den Dom weitere Denkmäler aufgefunden worden, die zeitlich dem ersten Band zugeordnet werden müssen.



Beschreibung

Einzuordnen nach Kat.-Nr. 254. Fünf farbig gefasste Konsolfiguren an der Südwand des Winterchors. Sie tragen das Netzrippengewölbe1). Es handelt sich um die Symbole der vier Evangelisten und die Halbfigur des Königs David, die jeweils ein Spruchband mit Inschrift halten. Im Osten der Stier des Lukas (I), dann der Löwe des Markus (II), der Engel oder Mensch des Matthäus (II), König David (IV) und der Adler des Johannes (V).

Maße: H. 32 cm, B. 44 cm, Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. I.

    S(anc)t(us) ∙ Lucas ∙

  2. II.

    S(anc)t(us) ∙ Marcus ∙

  3. III.

    S(anc)t(us) ∙ Matheus ∙

  4. IV.

    David ∙ p(ro)ph(et)a

  5. V.

    S(anc)t(us) Johannes ∙

Kommentar

Die Datierung auf die Zeit nach 1450 bezieht sich hauptsächlich auf das im westlichen Schlussstein angebrachte Wappen der Familie Graner2) und die Hausmarke des Regensburger Patriziers Lienhard Zölf3), der von 1450 bis 1463 als Siegler auftritt. Vom selben Bildhauer stammt auch die Konsolfigur an der westlichen Treppenwand4) und wohl auch die auf 1464 datierte Engelsfigur im nördlichen Seitenschiff des Doms5). Die Einwölbung des Winterchors und die Anfertigung der Konsolfiguren und Schlusssteine fanden demnach unter dem Dommeister Konrad Roritzer statt6). Da vor der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine St.-Abkürzung für Sankt/Sanctus nicht üblich war, gehen diese wohl auf spätere Überarbeitungen oder Restaurierungen zurück7).

Textkritischer Apparat

  1. Die Trennzeichen sind Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg I, 79; Hubel/Schuller 141; Morsbach, Die Erbauer des Doms 71ff.; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 763f. (Abb. 2558- 2562).
  2. Als Stifter kommt der Regensburger Patrizier Sigmund Graner in Frage, der von 1450 bis 1481 als Siegler nachzuweisen ist; BayA1 140; BayA2 53; Urbanek, Wappen 154ff.
  3. Urbanek, Wappen 310.
  4. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 333.
  5. Ebenda Kat.-Nr. 236, 237.
  6. Morsbach, Die Erbauer des Doms 71ff.; Hubel/Schuller 141 schreiben diese Arbeiten dem Dommeister Mathäus Roritzer zu.
  7. Für diesen Hinweis bedanken wir uns bei Dr. Christine Steininger, Inschriftenkommission München.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, A10 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017a0001001.