Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

A1 Domschatzmuseum 1086

Nachträge zum Teilband I Die Inschriften des Regensburger Doms bis 1500 (DI 74)
Im Jahr 2008 erschien der erste Band der Inschriften des Regensburger Doms, zu dem noch einige Inschriftendenkmäler nachzutragen sind. Außerdem sind seitdem bei baulichen Maßnahmen in und um den Dom weitere Denkmäler aufgefunden worden, die zeitlich dem ersten Band zugeordnet werden müssen.



Beschreibung

Einzuordnen nach Kat.-Nr. 1. Sargtäfelchen (Grabauthentik) aus Blei für einen Peregrinus, aufgefunden in der St. Stephans-Kapelle im Kreuzgang, heute im Domschatzmuseum. Es setzt sich zusammen aus zwei größeren Fragmenten und mehreren kleineren Bruchstücken. Die ursprüngliche Form war ein Rechteck mit abgerundeten Schmalseiten, auf dem eine fünfzeilige Inschrift zwischen zwei Linien zu erkennen ist. Der Zustand des Täfelchens ist schlecht, es zeigen sich Spuren von Korrosion, im linken Fragment sind in Höhe der dritten und vierten Zeile zwei größere Löcher1).

Text, Ergänzungen und Übersetzung nach Bornschlegel.

Maße: H. 11 cm, B. ca. 36 cm, Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Romanische Majuskel.

  1. [ANNO A]B [INCARNATIONE] D(OMI)NI ∙ M ∙ LXXX ∙ VI ∙ / [.]II ∙ K(ALENDAS) ∙ OCT(OBRIS) ∙ OB(IIT) ∙ [PER]EGRIN(VS) ∙ NOMINE ∙ / [VI..NVS E]T ∙ SE[PVLT(VS) ES]T ∙ HIC AB OTTONE ∙ / [HVI(VS)] SEDIS ∙ [EP(ISCOP)O R]EGNANTE ∙ / HEINR[ICO] IMPERATORE ∙

Übersetzung:

Im Jahr der Fleischwerdung des Herrn 1086 an dem [...] Tag vor den Kalenden des Oktober starb der Fremde/Pilger mit Namen [... und der] hier [bestattet worden ist] von Otto, [dem Bischof dieses] Stuhls, unter der Herrschaft Kaiser Heinrichs.

Kommentar

Die Grabauthentik wurde bei Untersuchungen des Bodens im nördlichen Bereich der Stephanskapelle im Jahr 2010 aufgefunden. Sie lag als Grabbeigabe in einer Sargkiste bei dem Skelett eines bislang Unbekannten. Sowohl der Bestattungsort in der damaligen Bischofskapelle als auch der Text des Bleitäfelchens weisen darauf hin, dass es sich bei dem Verstorbenen um eine hochrangige Persönlichkeit gehandelt hat. Als Übersetzung des Wortes Peregrinus dürfte daher wohl die Bezeichnung Pilger zutreffen. Bischof Otto von Riedenburg (1061–1089) ist zusätzlich wohl als Stifter des Denkmals und Liturg der Exequien genannt2). Die Datierung in die Regierungszeit des salischen Kaisers Heinrich IV. ergänzt die Datierung in das Jahr 1086. Nach der gemalten Weiheinschrift der Stephanskapelle um 10703) handelt es sich um den zweitältesten inschriftlichen Beleg im Dombereich.

Anmerkungen

  1. Bornschlegel, Zwei inschriftlich datierte Regensburger Grabauthentiken 526f.
  2. Zu Bischof Otto von Riedenburg s. Hausberger, Geschichte I, 74f.
  3. DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 1

Nachweise

  1. Bornschlegel, Zwei inschriftlich datierte Regensburger Grabauthentiken 531.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, A1 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017a0000102.