Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 642 Domkirche, Südchor, Südseite 1684

Beschreibung

Inschriftentafel aus weißem Marmor vom Epitaph für Johannes Dausch, ehemals im nördlichen Seitenschiff zwischen dem St. Josephs-Altar und der kleinen Thür an der Nordwand aufgerichtet1). Heute ist nur noch die Tafel mit 17-zeiliger Inschrift erhalten, die im südlichen Seitenschiff im Boden eingelassen ist2). Die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden3). Das Epitaph bestand aus drei Zonen, unten ein Podest mit zwei vorkragenden Säulenbasen, diese verziert mit der Darstellung je an einem Band aufgehängten gekreuzten und gebrochenen Knochen. In der Mitte des Podests ein Feld mit einem geflügelten Totenschädel. In der Hauptzone die Schrifttafel in einem mit Akanthusblättern verzierten Rahmen, darunter ein geflügelter Engelskopf. Die Tafel wurde flankiert von zwei korinthischen Säulen, seitlich der Säulen rankten Akanthusblätter hoch, mit einem geflügelten Engelskopf in der Mitte. Als oberer Abschluss diente ein ornamentierter gestufter Architrav, darauf ein von zwei Engeln gehaltenes Rundfeld im Akanthusrahmen mit Vollwappen. Die Inschriftentafel ist im oberen und im linken Bereich so stark abgetreten, dass die Inschrift nicht mehr vorhanden ist. Die Tafel ist längs und im linken oberen Teil quer gebrochen.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 111 cm, B. 73 cm, Bu. 3-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, Humanistische Minuskel.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. [Reverendissimus et Praenobilis Dominus D(omi)nus Joannes Dausch S(acro)S(anctae)a) Theologiae Doctor et S(anctissimorum)a) Canonum Licentiatus Reverendissimi et Serenissimi S(acri) R(omani) I(mperii) Principis et] Epi(s)c(opi) / [Frisingensis et] R[atis]bon(ensis) / CO[N]SILIARIVS / [aulicus et] Cameral(is) Consil(ii) / [P]RAESES / [cathedralis] Eccl(esiae) Ratisbon(ensis) / D[E]CANVS / Pauperum / PATER / Obyt / III Non(as) Octob(ris) / ANNO MDCLXXXIV / +

Übersetzung:

Der hochwürdigste und sehr edle Herr, Herr Johannes Dausch, der allerheiligsten Theologie Doktor und der hochheiligen Kirchengesetze Lizentiat, Hofrat des hochwürdigsten und durchlauchtigsten Fürsten des Heiligen Römischen Reiches und Bischöfe von Freising und Regensburg und Vorsteher der Hofkammer, Dekan der Kathedralkirche von Regensburg, Vater der Armen. Er starb am dritten (Tag) vor den Nonen des Oktobers im Jahr 1684.

Datum: 1684 Oktober 5.

Wappen:
Dausch4).

Kommentar

Johannes Dausch aus Mindelheim (Lkr. Unterallgäu/Schw.) hat sich im Wintersemester 1647 als sacrosanctae theologiae et iuris canonici Licentiatus an der Universität Ingolstadt immatrikuliert und wurde zum Doktor der Theologie promoviert5). Er war Pfarrer und Dekan in Höchstädt (Lkr. Dillingen/Schw.) und kam 1653 an das Regensburger Konsistorium. Am 17. November 1657 wurde er in das Domkapitel aufgenommen, war von 1655 bis 1661 Generalvikar und ist am 4. Juli 1661 zum Dekan gewählt worden6). Er war Präses des Konsistoriums, Hofrat und Kammerherr in Freising und Regensburg7). Als vom Bischof und dem Domkapitel abgeordneter Kommissar ging er 1669 nach Amberg8). Im Jahr 1664 wurde das Domkapitelinische Krankenhaus für katholische Dienstboten gegründet, dessen Förderer und Geldgeber Johannes Dausch war9). Da die Bischöfe selbst ab 1666 wenig Präsenz in Regensburg zeigten, gilt Johannes Dausch neben Franz Weinhart (s. Kat.-Nr. 646) über lange Jahre als eine der wichtigsten Persönlichkeiten, die das Bistum verwalteten10).

Textkritischer Apparat

  1. SS-Kürzung.

Anmerkungen

  1. Cranner 80.
  2. Freytag/Hecht 15; Kdm Regensburg I, 124.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 64.
  4. Bay 119.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt II, 1647, 718,6.
  6. Leoprechting 147: can. 17. Sept. 1655; Paricius, Nachricht 32, 66; Bernclau, Episcopatus 191; Ries, Generalschematismus 27; Hausberger, Geschichte I, 342.
  7. Freytag/Hecht 15.
  8. Cranner 80.
  9. Mayer, Thesaurus III, 165f.; Dirmeier, Soziale Einrichtungen, Fürsorge- und Medizinalwesen der Reichsstadt 272f.; Möckershoff, Die Stiftungen 202; Kröger, Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege 703ff.
  10. Hausberger, Geschichte II, 14.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; ABAdW, Grabsteinbuch 64; Bernclau, Episcopatus 191f.; Zirngibl, Epitaphia 23; Cranner 80; Ried, Collectio 17v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 642 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0064202.