Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 630† Domkirche, Hauptchor, Südwand 1666

Beschreibung

Gedenk- und Grabschrift für das Herz des Bischofs Adam Lorenz von Törring, das zwischen dem Frauen- und Kreuzaltar bestattet wurde. Die Inschrift befand sich ehemals an der Südwand des Hauptchors1). Es handelte sich um eine fast quadratische Tafel mit sechszeiliger Inschrift.

Text nach Resch.

  1. Cor / Episcopi Adami Lau-/rentii Comitis de Törring / hic quiescere incepit / 16 Augusti / MDCLXVI.

Übersetzung:

Das Herz des Bischofs Adam Lorenz Graf von Törring ruht hier seit dem 16. August 1666.

Datum: 1666 August 162).

Kommentar

Adam Lorenz wurde am 13. August 1614 in Stein an der Traun (Stadt Traunreut, Lkr. Traunstein/OB.) als zweiter Sohn des fürsterzbischöflich-salzburgischen Pflegers Ladislaus Oswald Freiherr von Törring zu Stein und Pertenstein und seiner zweiten Ehefrau Maria Katharina Freiin von Gumppenberg–Pöttmes geboren3). Bereits als Dreizehnjähriger zum geistlichen Amt bestimmt, erhielt er Dompraebenden 1627 in Passau, 1628 in Regensburg und 1629 in Salzburg. Sein Studium der Theologie am Collegium Germanicum in Rom im Jahre 1634 setzte er in Ingolstadt und Siena fort4). Zu seiner Priesterweihe in Salzburg am 30. Januar 1639 erhielt er kurz darauf die Domprobstei ebenda. Das Kanonikat am Augsburger Domstift und das 1640 erhaltene Kanonikat in Passau resignierte er wenig später, denn er erhielt 1644 auf kaiserliche Fürsprache eine Präbende in Eichstätt. Unter Begünstigung seines Onkels, des Regensburger Fürstbischofes Albrecht IV. von Törring (s. Kat.-Nr. 619) wurde er mit der Visitatio ad limina (Besuch der Gräber der Apostelfürsten in Rom) betraut und erhielt hier im Jahr 1643 die Dompropstei5). Der Domherr verbrachte bis dahin die meiste Zeit in Salzburg und griff erst mit dem Regierungsantritt des Bischofs Franz Wilhelm Graf von Wartenberg (s. Kat.-Nr. 618) 1662 aktiv in das Geschehen des Regensburger Bistums ein und bestimmte auf Grund der jahrelangen Abwesenheit Wartenbergs vom Bistum neben dem Domdekan und späteren Auxiliarbischof Sebastian Denich die Angelegenheiten des Hochstifts mit. Nach der kurzen Amtsperiode Bischofs Johann Georg von Herberstein († 1663, s. Kat.-Nr. 627) wählte ihn das Domkapitel einstimmig noch im selben Jahr zum Nachfolger. Die Zustimmung des Papstes erfolgte am 12. Januar 1664, sodass am Ostersonntag des Jahres 1664 unter Anwesenheit Kaiser Leopolds I. und der zum Reichstag versammelten Fürsten die Konsekration durch den Erzbischof und Prinzipalkommissars Guidobald Graf von Thun stattfinden konnte.

Auch die Amtszeit dieses Bischofs währte nur zwei Jahre. Er überließ die Amtsgeschäfte weitgehend seinem Auxiliarbischof Franz Weinhart (s. Kat.-Nr. 647 †) und hielt sich häufig auf dem väterlichen Schloss in Pertenstein (Stadt Traunreut, Lkr. Traunstein/OB.) auf, wo er im Alter von 52 Jahren starb. Bestattet wurde er in der Familiengrablege im ehemaligen Augustinerchorherrenstift in Baumburg (Lkr. Traunstein/OB.)6).

Anmerkungen

  1. Cranner 63; Freytag/Hecht 50; Hausberger, Grablegen 377.
  2. Zirngibl, Cranner und Ried überliefern in der Inschrift den 10. August als Todestag, vermerken aber, dass Adam Lorenz von Törring am 16. August verstorben ist.
  3. Krick, Stammtafeln 191; Gatz, Bischöfe 3, 520.
  4. Steinhuber, Kollegium Germanikum 451; Schmidt, Collegium Germanicum 308; Weigle, Die Matrikel der Deutschen Nation in Siena 279, Nr. 6945; Thaler, Das Salzburger Domkapitel 565ff.
  5. Leoprechting 42, 51, 142; Bernclau Episcopatus 421; Haemmerle, Die Canoniker des hohen Domstiftes zu Augsburg 65; Krick, Domstift Passau 75; Federhofer, Albert von Törring, Bischof von Regensburg (BGBR 23/24), 265.
  6. Die biographischen Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 344f.; ders., Die Regensburger Fürstbischöfe 67ff.; Gatz, Bischöfe 3, 520f.; ausführlich zur Herkunft und zu allen Ämtern s. Braun, Das Domkapitel zu Eichstätt 521ff.; Zum Denkmal in Baumburg vgl. Düll, Inschriftendenkmäler Baumburg 180, Kat.-Nr. 80.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 7; Cranner 63; Ried, Collectio 8r; Resch 264.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 630† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0063009.