Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 611 Kapitelhaus, Lapidarium, Nordwand, 2. Joch 1641

Beschreibung

Inschriftentafel vom Epitaph für den Reichsgrafen Johannes Paulutus Calbulus (Giovanni Paulucci di Calbuli), ehemals nach dem St. Anna-Altar im südlichen Seitenschiff1), heute im Kapitelhaus an der Wand aufgerichtet2). Die Inschriftentafel aus Schiefer mit 14-zeiliger zentrierter Inschrift (II), deren Buchstaben und Zeilenanordnungen unterschiedlich groß sind, war ursprünglich Teil eines großformatigen Epitaphs. Die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden3). Demnach war die Inschriftentafel eingefügt in einen vertieften Rahmen auf gekehltem Podest, flankiert von zwei korinthischen Säulen. Im Architrav leicht zurückgesetzt in einem querrechteckigen, an den Seiten mit Halbkreisen besetzten Feld die verlorene Inschrift (I). Darüber in einer ornamentierten Kartusche ein großes ovales Feld mit Vollwappen. Als Bekrönung mittig ein geflügelter Engelskopf. Zu beiden Seiten je ein Akanthusblatt und eine brennende Fackel auf kleinem Podest. Die heute noch vorhandene Tafel ist bis auf die ausgebrochene obere linke Ecke in gutem Zustand.

Text nach ABAdW, Grabsteinbuch (I).

Maße: H. 72 cm, B. 57 cm, Bu. 2,5-4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    IMMORTALI MEMORIAE

  2. II.

    IOANNIS PAVLVTIa) / CALBVLI ET S(ACRI) R(OMANI) I(MPERII) COMITIS / EX FLAMINIA ITALI(AE) / QVI / RELIGIONIS ET IMPERIa) / AMORE / IN CRVENTA NEOBVRGI EXPVGNA(TI)ONE / MAGNA SVECICI EXERCITVS PARTE CAPTA / GENEROSVS OCCVBVIT / AETATIS SVAE ANNO XXI / CHRISTI VERO MDCXLI / EIVS CORPVS HAISPERGYb) / IN ECCLESIA S(ANCTI) GEORGII / QVIESCITc).

Übersetzung:

Zur unvergänglichen Erinnerung. (I) An Giovanni Paolozzi von Calbuli, Grafen des Heiligen Römischen Reiches, aus der Emilia Italiens, der aus Liebe zum Glauben und zum Reiche bei der blutigen Erstürmung Neunburgs, nachdem der Großteil des schwedischen Heeres gefangen genommen worden war, in heldenhaftem Kampf im 21. Jahre seines Lebens, dem 1641. Jahre Christi gefallen ist. Sein Leib ruht in der Kirche des Hl. Georg in Haisberg. (II)

Wappen:
Paulucci4).

Kommentar

Giovanni Paulucci di Calbuli stammte aus einer adeligen italienischen Familie aus Forli in der Emilia Romagna. Er zog mit den kaiserlichen Truppen gegen die Schweden, die sich unter dem Befehl des Generals Banner in Richtung Cham/Opf. und Neunburg vorm Wald (Lkr. Schwandorf/Opf.) zurückzogen. Bei den blutigen Kämpfen anlässlich der Gefangennahme des Obristen Schlemm bei Neunburg fiel Giovanni Paolozzi5). Er starb hier im Alter von 21 Jahren und wurde laut Inschrift in der St. Georgskirche zu Haisberg6) bestattet.

Textkritischer Apparat

  1. Das I am Wortende ist vergrößert.
  2. Y mit Trema für II.
  3. Der Schlusspunkt auf der Zeile ist ein Quadrangel.

Anmerkungen

  1. Paricius, Nachricht 101; Cranner 126; Freytag/Hecht 14.
  2. Kdm Regensburg I, 198.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 80.
  4. Si4 4.
  5. Cranner 126; Gumpelzhaimer, Regensburgs Geschichte III, 1272f.
  6. Ein Ort mit dem Namen Haisberg und einer Kirche St. Georg ist nicht verifizierbar, eventuell handelt es sich um Hainsberg, Gde. Dietfurt, Lkr. Eichstätt/OB. mit der Filalkirche St. Georg in Mallerstetten.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Zirngibl Epitaphia 19; ABAdW, Grabsteinbuch 80; Paricius, Nachricht 97; Cranner 126; Ried Collectio 15v; Sammlung Resch 314.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 611 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0061103.