Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 598 Kapitelhaus, Lapidarium, Nordwand, 1. Joch 1631

Beschreibung

Inschriftentafel vom Epitaph für Wolfgang Heinrich Langenmantel1). Vom Epitaph ist heute nur noch die Inschriftentafel aus Schiefer mit der zentrierten 13-zeiligen Inschrift vorhanden, deren Buchstaben ursprünglich mit Gold gefasst waren. Diese Tafel war Teil eines monumentalen Epitaphs, das sich ehemals nach dem St. Anna-Altar an der Südwand der Domkirche befand2). Die Umrahmung ist verloren, kann aber aufgrund der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch beschrieben werden3). Die Tafel war eingefügt auf einem gekehlten Podest, flankiert von zwei korinthischen Säulen, darüber ein Architrav mit einem leeren Rechteckfeld in der Mitte, die Seiten zurückgesetzt. Oben in einer ornamentierten Kartusche ein großes Rundfeld mit Vollwappen. Als Bekrönung in der Mitte ein geflügelter Engelskopf mit Nimbus, auf beiden Seiten je ein Akanthusblatt und eine brennende Fackel auf kleinem Podest. Die Inschriftentafel weist einen Längsbruch auf und ist im unteren Teil wohl abgeschnitten, da sich an dieser Stelle, laut ABAdW, Grabsteinbuch, ein großes florales Ornament befand.

Maße: H. 95 cm, B. 62 cm, Bu. 2,5-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. AD(MODV)ma) R(EVEREN)dusb) D(OMINVS) WOLFG(ANGVS) HENR(ICVS) LANGENMANTL / VIVVM. SISTE. OSSARIVM. / THESAVRVS. HICc). IACET. / SED. CONDOLESCE. MI. LECTOR. / NAM PAVPERES. EVM. AMISERVNT. / EFFODERE DESIDERAS? COELV(M) CONSCENDAS / IVMENTVM. HICc) IACET. / QVID? IM(M)Od). IVMENTVM. / ITA. APVD DEVM. FACTVS EST. / NOBILISe). DOCTOR. CANONICVS. CVSTOS. / R(EVERENDISSI)mif) ETg). ILL(VSTRISSI)mif). EP(ISCOP)I RATISB(ONENSIS). CONSILIARIVS. / Oh). QVAM OBEDIENS. ET DEVOTVM! / A(NN)oi). Aj) PARTV VIRGINEO. M. DC. XXXI. XXVI DEC(EMBRIS)k).

Übersetzung:

Der sehr hochwürdige Herr Wolfgang Heinrich Langenmantel. – Bleibe stehen, (du) lebendiges Beinhaus: Hier liegt ein Schatz! Doch empfinde Beileid, lieber Leser, denn die Armen haben ihn (den Schatz) verloren. Möchtest du ihn ausgraben? (Dann) magst du den Himmel ersteigen: Hier liegt ein Reittier. – Was? – Jawohl, ein Reittier: Dazu ist er bei Gott geworden, er, der Adelige, Doktor, Kanonikus, Kustos, Rat des hochwürdigsten und durchlauchtigsten Bischofs von Regensburg. O, wie gehorsam und ergeben! – Am 26. Dezember des Jahres 1631 nach der Jungfrauengeburt.

Datum: 1631 Dezember 264).

Wappen:
Langenmantel5).

Kommentar

Wolfgang Heinrich stammte aus einer Augsburger Patrizierfamilie und war der Sohn des Heinrich Langenmantel und dessen erster Ehefrau Ursula Tänzl von Tratzberg6). Von 1574 bis 1578 studierte er am Collegium Germanicum in Rom und immatrikulierte sich als Straubinger Kanonikus im Sommersemester 1587 an der Universität Ingolstadt7). Am 14. Oktober 1594 war er als Wolfgangus Henricus Langenmantel Ingolstadiensis an der Universität Siena eingeschrieben8). Im Jahr 1599 folgte die Promotion zum Doktor der Theologie in Ingolstadt9). Am 31. August 1607 erhielt er die Präbende und wurde am 18. März 1608 in das Regensburger Domkapitel aufgenommen; am 4. März 1614 wurde ihm das Amt des Kustos übertragen10). Zur Ausstattung der Domkirche stiftete er sechs silberne Leuchter und ein silbernes Kruzifix (s. Kat.-Nrn. 590 †, 595).

Textkritischer Apparat

  1. Der Buchstabe m in Humanistischer Minuskel ist hochgesetzt.
  2. Die Buchstaben dus in Humanistischer Minuskel sind hochgesetzt.
  3. I mit accentus circumflexus.
  4. Kein Kürzungszeichen. O mit accentus gravis.
  5. Das erste I ist klein und auf halber Höhe.
  6. Die Buchstaben mi sind hochgesetzt.
  7. Tironisches ET.
  8. O mit accentus circumflexus.
  9. Der Buchstabe o ist hochgesetzt.
  10. A mit accentus gravis.
  11. Teilweise vergrößerte Anfangsbuchstaben. Die Worttrenner sind Quadrangeln auf der Zeile.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 28; Kdm Regensburg I, 198.
  2. Cranner 107; Zirngibl, Epitaphia 18: in medio parte epistolae.
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 51.
  4. Zirngibl, Epitaphia 18, Ried, Collectio 15r, 15v, Freytag/Hecht 28, Kdm Regensburg I, 198: 1630.
  5. BayA 92.
  6. Seifert, Langenmantel 309; Reinhard, Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts Lfde. Nr. 669, K1.
  7. Steinhuber, Kollegium Germanikum 308; Schmidt, Collegium Germanicum 268: Lagenmantel 1594-1598; Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1587, 1187,1.
  8. Weigle, Die Matrikel der Deutschen Nation in Siena 126, Nr. 2472; ebenda 514: in der Sieneser Kirche San Domenico ließ er seinem 1599 jung verstorbenen Bruder Johannes Sebastian ein großes Epitaph setzen.
  9. Resch/Buzás, Verzeichnis der Doktoren und Dissertationen I, 18.
  10. Bernclau, Episcopatus 275; Leoprechting 137 und Paricius, Nachricht 61: Aufnahme in das Domkapitel 1604.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Bernclau, Episcopatus 275f.; Zirngibl, Epitaphia 18; Cranner 107; ABAdW, Grabsteinbuch 51; Ried, Collectio 15r-v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 598 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0059805.