Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 575 Kapitelhaus, Lapidarium, 3. Joch 1612

Beschreibung

Hoher Sockel aus rotem Marmor, der als Opferstock diente und auf dem die Statue des Hl. Petrus in der Achse des Mittelschiffs bis 1859 stand1), heute im Lapidarium gelagert. Auf der mehrfach gestuften Basis befindet sich ein rechteckiger oben abgestufter Schaft, auf dem an den Seiten jeweils im vertieften Feld die Inschriften eingehauen sind, deren Buchstaben mit Gold gefasst waren2). An der Westseite nach der Beschreibung Cranners eine siebenzeilige Inschrift (I), von einer Muschelnische unterbrochen, und die querrechteckige Öffnung für die Gaben3). Eine neunzeilige Inschrift (II) war an der Ostseite angebracht und zwei achtzeilige Inschriften (III, IV) an der Nord- und Südseite. Der Zustand ist schlecht, die Breitseiten sind längs auseinander geschnitten worden, unter der Muschelnische ist ein Teil ausgebrochen.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 170 cm, B. 67 cm (Gesamt), H. 87 cm, B. 40 cm (I), H. 86 cm, B. 40 cm (II), H. 81 cm, B. 26 cm (III), H. 80, B. 26 cm (IV), Bu. 4,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/4]

  1. I.
    Gegen Westen: 
    S(ANCTO) PETRO. / APOSTOLOR(VM) / PRINCIPI. / PATRONOa). // CAPIT(VLVM) [CA]TH(EDRALIS) / RATIS[BONE](NSIS) P(OSVIT) / M. D C [XII] 
  2. II.
    Gegen Osten: 
    TV ES PETR(VS) / ET SVPER HA(N)C / PETRAM / AEDIFICABO / ECCLESIAM / MEAM. / ET TIBI DABO / CLAVES REGNI / COELORVM. 
  3. III.
    Gegen Norden: 
    QVODCVN/QVE LIGA/VERIS SV/PER TER/RAM ERIT / LIGATVM / ET IN COE/LIS. 
  4. IV.
    Gegen Süden: 
    QVODCVN/QVE SOL/VERIS, SV=/PER TER=/RAM . ERIT / SOLVTVM / ET IN COE/LISb). 

Übersetzung:

Dem Heiligen Petrus, dem Fürsten der Apostel, dem Patron, hat das Regensburger Domkapitel (dies) aufgestellt 1612. (I)

Du bist Petrus und auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen und ich werde Dir die Schlüssel des Himmelreiches geben. (II)

Was Du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. (III)

Was Du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. (IV)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Mt 16,18-19. (II, III, IV)

Kommentar

Die Petrusstatue, die aus der Zeit um 1420 stammt und einst farbig gefasst war, stand im Mittelschiff und war nach Westen ausgerichtet. Neben verschiedenen liturgischen Funktionen hatte sie die Aufgabe, die Eintretenden zu empfangen; sie erhielt 1612 den oben beschriebenen neuen Sockel und wurde offensichtlich in Richtung Osten gewendet4). Im Jahr 1859 restaurierte man sie und versah sie mit einem neuen Opferstocksockel. Heute befindet sie sich im südlichen Seitenschiff der Domkirche5). Der Sockel aus dem Jahr 1612 ist Anfang des 20. Jahrhunderts in den Beständen des damaligen Oberpfälzer Kreismuseums St. Ulrich verzeichnet6).

Textkritischer Apparat

  1. Es folgt die Muschelnische.
  2. Die Worttrenner sind Quadrangeln auf der Zeile.

Anmerkungen

  1. Gemälde von Georg Pöttendorf von 1709, Domschatzmuseum Regensburg; Hubel/Schuller, Dom 116ff.; Fuchs Friedrich, Lapides viventes 61f.; ders., Der Dom St. Peter 254; Fuchs/Wellnhofer, Der Dom im Spätmittelalter und in der Barockzeit 385, vgl. Einführung 29.
  2. Zirngibl, Epitaphia 17.
  3. Cranner 25f.
  4. Kroos, Quellensuche für einen Dom 52.
  5. Fuchs Friedrich, Der Dom St. Peter 50, 143f.
  6. Endres, Führer 24.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 17; Cranner 25f.; Ried, Collectio 14v; Endres, Führer 24 (Inschrift I).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 575 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057501.