Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 573 Ramlesreuth, Kirche Dreimal wunderbare Mutter 1610

Beschreibung

Inschriften am Altar, der im 19. Jahrhundert aus dem Regensburger Dom entfernt und in eine Kapelle der Filialkirche Dreimal wunderbare Mutter in Ramlesreuth (Gde. Speichersdorf, Lkr. Bayreuth/Ofr.) verbracht wurde; der frühere Standort im Dom ist unbekannt1).

Über der Altarmensa ein Podest, auf dem das von den Figuren des Petrus und Paulus flankierte Retabel ruht. Im Zentrum unter einem von ornamentierten Pilastern gerahmten Rundbogen das Gemälde der Madonna mit Kind auf einer Kupfertafel. In der unteren Hälfte des Hintergrundes ein gemalter Vorhang, die obere Hälfte ist feuervergoldet und punziert. Die Inschrift I befindet sich zwischen zwei Linien im äußeren Kranz des Nimbus der Maria, ebenso die Inschrift II im Nimbus des Kindes. Im Scheitel des Rundbogens das Vollwappen, flankiert von je zwei Wappenschilden in ornamentierten Kartuschen. Dahinter ein gerolltes Schriftband mit der sehr schlecht erhaltenen Inschrift III. Über dem Gemälde ein mit Festons gezierter Architrav mit dem Wappen des Regensburger Hochstifts in der Mitte. Oben auf einem Podest die Figur des Erzengels Michael mit Flammenschwert und Waage, flankiert von zwei Engelsfiguren. Der Gesamtzustand des Altars ist gut.

Text nach Wellnhofer (III).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. I.

    . AVEa) . MARIA . GRATIA . PLENA . DOMINVS . TECVM . BENEDICTA . TV . IN . MVLIERIBVSb) .

  2. II.

    · IHESVS NAZARENVS · REX · IVDEORVMc)

  3. III.

    WOLFGANGVS DEI ET APOSTOLICAE SEDIS GRATIA CONFIRMAT(VS) EPISCOPVS RATISBONENSIS PRAEPOSITVS ET DOMINVS ELVACENSIS / 16 // 10

Übersetzung:

Wolfgang von Gottes und des Heiligen Stuhles Gnaden bestätigter Bischof von Regensburg, Propst und Herr von Ellwangen1) 1610. (III)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Ave- Maria-Gebet. (I)
Wappen:
Hochstift, Bischofswappen Wolfgang von Hausen2).
Hausen3)Hundbiß4)
Freyberg5)Senger6)

Kommentar

Wolfgang stammte aus einem schwäbischen Adelsgeschlecht und war der Sohn des Vitus von Hausen und der Brigitta, geborene Hundbiß von Waldrems. Er hatte Praebenden in Konstanz und Ellwangen inne und war von 1584 bis 1603 Fürstpropst in Ellwangen7). Im Jahr 1600 wurde er zum Regensburger Bischof gewählt, trat das Amt aber erst 1602 an. Er starb am 3. September 1613 und wurde im Chor der Minoritenkirche St. Salvator beigesetzt8).

Auf diesem von ihm 1610 gestifteten Altar befindet sich eine Kopie der Ikone der Salus populi Romani aus Santa Maria Maggiore in Rom. Dieses Bild fand ab 1571 weite Verbreitung durch den Jesuitengeneral Francisco de Borja, der Kopien an zahlreiche Niederlassungen der Jesuiten sandte. Unklar bleibt, ob sich Tradition der Verehrung des Bildes in Regensburg direkt auf den Einfluss der Jesuiten zurückzuführen ist oder ob die Verehrung der Mater Ter Admirabilis durch die Marianischen Kongregationen als Vermittlerin wirkte. Die Verehrung der Mater Ter Admirabilis entstand durch den Ingolstädter Jesuitenpater Jakob Rem, der die Verehrung der Ingolstädter Kopie der Salus populi Romani unter diesem Namen ab 1604 förderte. Rem war von großer Bedeutung für die Marianische Studentenkongregation durch die Gründung des Collegium Marianum in Ingolstadt. Da Wolfgang von Hausen ein Förderer der Jesuiten war und sich auch für die Marianische Kongregation interessierte, besteht sowohl die Möglichkeit, dass die Altarstiftung auf der Verehrung der Marienikone durch die Jesuiten basierte, als auch dass sie im Zusammenhang mit der Kongregation – wohl eher mit der Congregatio minor, der Studentenkongregation – stand. Da die Akten der Marianischen Kongregation in Regensburg bei einem Brand 1809 verloren gingen, kann diese Annahme nicht überprüft werden9).

Textkritischer Apparat

  1. Zu Beginn und Ende der Inschrift eine Blüte.
  2. Die Worttrenner sind Punkte auf der Grundlinie.
  3. Die Worttrenner in Inschrift II sind Kreuze.

Anmerkungen

  1. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 109f.
  2. Bi 129.
  3. BayA1 43.
  4. Bay 41.
  5. Bay 35.
  6. BayA3 83.
  7. Fürstpropstei Ellwangen, Reichsstift, Hauptort heute Ellwangen, Ostalbkreis/B.-W.
  8. Zirngibl, Epitaphia 5; Ried, Collectio 7r; Cranner 60; Hausberger, Geschichte I, 330-332; ders., Grablegen 376; Gatz, Bischöfe 2, 264f.; Hilz, St. Salvator 65f.; Appl, Wolfgang II. von Hausen 137-271.
  9. Zur Marianischen Kongregation in Regensburg vgl. Buhl, 400 Jahre Marianische Männer-Congregation Regensburg, passim, zur Congregatio minor vor allem 206-208.

Nachweise

  1. Wellnhofer, Drei Altäre aus dem Regensburger Dom 117.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 573 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0057305.