Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 565 Domkirche, nördliches Seitenschiff, Turmjoch 1600

Beschreibung

Wandgrabmal für Bischof Sigismund Friedrich von Fugger aus rotem Marmor, ehemals im Südchor beim St. Andreas-Altar an der Wand1), heute im nördlichen Turmjoch im Boden eingelassen2). Verloren ist heute, der Abzeichnung in ABAdW, Grabsteinbuch zufolge, der ursprüngliche obere Teil des Epitaphs, der aus einem dreifach gestuften Architrav, einem Sprenggiebel mit Voluten und einem leeren ovalen Feld in Kartusche bestand, bekrönt von einer Pyramide mit einer Kugel an der Spitze3). Die von einem erhöhten Rahmen mit Rankenwerk umgebene Platte ist zweigeteilt. Im deutlich größeren oberen Feld befindet sich ein großes Wappen in einer Kartusche, darüber der Kopf eines Putto mit Mitra, daneben links der Bischofsstab mit Velum und rechts die Vittae der Mitra. Den unteren kleineren Teil füllt ein Feld mit einer querelliptischen von Rollwerk umgebenen Kartusche, in der eine fünfzeilige Inschrift eingehauen ist. Das Denkmal ist in gutem Zustand.

Maße: H. 230 cm, B. 115 cm, Bu. 3,5-4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. R(EVERENDISSI)MOMOa) ET . ILL(VSTRISSI)MOb) PRINCIPI D(OMI)NO / SIGISMVNDO . FRID(ERI)COc) FVCCA=/=RO . EP(ISCOP)O . RATISBON(ENSI) . AMICI . PIE=/TATIS ERGO P(OSVERVNT)d) / OBYTe) . M ∙ DC ∙ V NOVEMB(RIS)f)

Übersetzung:

Dem hochwürdigsten und durchlauchtigsten Fürsten Herrn Sigismund Friedrich Fugger, Bischof von Regensburg, haben dies also die Freunde in Frömmigkeit errichtet. Er starb (im Jahr) 1600, am  5. November.

Datum: 1600 November 5.

Wappen:
Bischofswappen Sigismund Friedrich von Fugger zu Kirchberg und Weissenhorn4)

Kommentar

Sigismund Friedrich, geboren am 24. September 1542, war ein Sohn des Augsburger Patriziers Johann Jakob Freiherr von Fugger zu Kirchberg und Weißenhorn und von dessen erster Gemahlin Ursula von Harrach5). Er studierte von 1560 bis 1563 an den Universitäten in Pisa, Siena und Bologna6). Kanonikate erhielt er in Salzburg (1558), Passau (1566) und Regensburg (1597); in diesen drei Bistümern bekleidete er weitere hohe kirchliche Ämter: Von 1580 bis 1589 Dekan in Salzburg, von 1596 bis 1598 Dekan in Passau und im Jahr 1597 Dompropst zu Regensburg7). Am 2. Juli 1598 wählte ihn das Domkapitel zum Bischof von Regensburg, diese Wahl wurde im Oktober desselben Jahres durch den Papst bestätigt. Die wirtschaftlich desolate Situation des Bistums bewirkte, dass der neue Bischof sich in einer Wahlkapitulation dem Hl. Stuhl verpflichten musste, hierüber zu berichten und um Hilfe zu bitten. Er setzte die Reformarbeiten des Bistumsverwesers Jakob Müller (s. Kat.-Nr. 561) fort und ermahnte die Seelsorger durch ein oberhirtliches Mandat, die Gläubigen zum häufigeren Empfang der Sakramente anzuhalten; in einem zweiten Mandat wurden die Dekane der Diözese aufgerufen, auf die Einhaltung des Zölibats der Priester zu achten und diese zur Lehre des Christentums anzuhalten. Der Bischof selbst führte ein bescheidenes und frommes Leben. Er starb nach nur zweijähriger Amtszeit am 5. November 1600 im Alter von 56 Jahren8).

Textkritischer Apparat

  1. Sic! Die letzten Buchstaben MO sind hochgestellt.
  2. Die Buchstaben MO sind hochgestellt....
  3. Die Buchstaben CO sind hochgestellt.
  4. PP.
  5. Trema über dem Y.
  6. Der Buchstabe B ist hochgestellt. Die Trennzeichen in den ersten vier Zeilen sind kleine Dreiecke auf der unteren Zeile, in der fünften Zeile kleine Striche, die letzten beiden in der Zeilenmitte.

Anmerkungen

  1. Cranner 39f., 60.
  2. Freytag/Hecht 18; Kdm Regensburg I, 46, 122; Hausberger, Grablegen 376; Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 392; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 743 (Abb. 2495).
  3. ABAdW, Grabsteinbuch 110.
  4. Bay 11, durch einen eingeschobenen, mit dem Regensburger Hochstiftswappen belegten Pfahl gespalten.
  5. Bernclau, Episcopatus 75; Krick, Stammtafeln 102, Nr. 44; Häberlein, Die Fugger 201; Reinhard, Augsburger Eliten des 16. Jahrhunderts 152, Nr. 243, K2.
  6. Zu den Immatrikulationen s. Becker, Wege auf den Bischofsthron 413; Leoprechting 135; Bernclau, Episcopatus 74; Krick, Domstift Passau 13, 65.
  7. Leoprechting 51; Ries, Generalschematismus 110: von 1586 bis 1595 Pfarrer in St. Stephan am Wagram/Diözese Passau; Bernclau, Episcopatus 74 führt ihn zudem als Dompropst in Bamberg auf, was aber nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprach, da sich das dortige Domkapitel anders entschied, s. Kist, Das Bamberger Domkapitel 221.
  8. Die Daten und Fakten sind zusammengefasst nach Hausberger, Geschichte I, 329f.; Gatz, Bischöfe 2, 211f.; Becker, Wege auf den Bischofsthron 413.

Nachweise

  1. Archiv Alte Kapelle, sign 506; Bernclau, Episcopatus 74; Zirngibl 5; Cranner 60; ABAdW, Grabsteinbuch 110; Ried Collectio 6v; Sammlung Resch 292 (mit Abzeichnung); Mayerhofer, Bischofsgrabmäler 392.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 565 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0056504.