Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 564 Kreuzgang, Nordflügel, westliche Nordwand, 4. Joch 1599

Beschreibung

Inschriftentafel eines von Katharina Scheifel für Anna von Kirmreuth gestifteten Denkmals aus Kalkstein, ehemals in der Vorhalle der Niedermünsterkirche, heute im Domkreuzgang, zusammengefügt mit dem Epitaph des Augustin Hoylmann (s. Kat.-Nr. 644) an der Wand aufgerichtet1). Im querrechteckigen, von einem gestuften Rahmen umgebenen Feld die sechszeilige Inschrift. Darunter eine Konsole mit geflügeltem Engelskopf in der Mitte und Rollwerk zu beiden Seiten. Der Zustand ist relativ gut.

Maße: H. 47 cm, B. 73 cm, Bu. 2,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno 1599 Hatt die Wol Edl Vil Tugentreiche fraw / Catarina geborene Scheiflin Chor vnd Capitl fraw des kay(serlichen) / gefursten Frey(en) Reichs Stüffts Niderminster dise figur Gott / Zu Lob vnd Ehr Irer Lieben muetter Anna geborne vo(n) / khiermreit seligen welche alhie begraben deren Gott Zu / genaden gerue Zu Ewiger geedechtnus alhero mach(en) Lasse(n)

Kommentar

Katharina Scheifel (Scheufel) wurde am 30. Oktober 1598 zur Äbtissin von Niedermünster gewählt und verstarb am 11. Dezember 16052). Die hier gebotene Schrifttafel war Bestandteil eines Gedächtnismals, das Katharina ihrer Amtsvorgängerin und in diesem Sinne muetter Anna von Kirmreuth, Äbtissin von Niedermünster seit 1569 († 7. Oktober 1598), setzen ließ. Anna war eine Tochter des Zantel (Alexander) von Kirmreuth und der Regina, geborene Müffling gen. Weiß3). Nach dem jüngeren Nekrolog von Niedermünster war sie vor dem Chor und dem St. Erhard-Altar bestattet4). Eine Grabplatte für sie hat sich nicht erhalten. Wie das ehemals in der Vorhalle aufgestellte Gedächtnismal – abgesehen von der Inschriftentafel – ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Prey bietet in seinen Ausführungen zur Familie Kirmreuth Wappen von einem Denkmal in Niedermünster, das mit aller Vorsicht mit diesem Denkmal identifiziert werden kann5). Demnach trug das Denkmal die Wappen Scheufel (vgl. Si1 95) und Pfreimbd (vgl. BayA1 84) und die Wappen Kirmreuth (vgl. BayA1 17) und Müffling gen. Weiß (vgl. Si2 69), nicht aber das Stiftswappen von Niedermünster, das alle Äbtissinnen-Grabplatten durchwegs tragen. Es handelt sich hier wohl um die väterlichen und mütterlichen Wappen der beiden Äbtissinnen – vielleicht ein Hinweis auf den intimeren und nicht der Repräsentanz des Reichsstiftes dienenden Charakter dieser Stifung6). Die Inschriftentafel wurde nach den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in den Domkreuzgang verbracht7).

Anmerkungen

  1. Kdm Regensburg II, 238; Zirngibl, Epitaphia (Niedermünster) 317: In praeambulo Ecclesie; Paricius, Nachricht 217: Auf der rechten Seiten, wo man hineingehet bey S. Sebastian; Freytag/Hecht 43; die Inschriftentafel und das Epitaph sind wohl gleichzeitig in den Domkreuzgang verbracht worden.
  2. Grabplatte in der Pfarrkirche Niedermünster; vgl. Risse, Niedermünster 261.
  3. Vgl. Prey, Bayerischen Adls Beschreibung, BSB Cgm 2290/16 fol. 297v.
  4. Vgl. Risse, Niedermünster 261 und BHStAV KL Regensburg Niedermünster 15 fol. 70v (Jüngerer Nekrolog).
  5. Prey, Bayerischen Adls Beschreibung, BSB Cgm 2290 fol. 297v; die dort genannte Anna von Kirmreuth soll 1562 einen Hieronymus Scheufel geheiratet haben, was ihre Identifizierung mit der Äbtissin von Niedermünster ausschließt. Da sich die Angaben der Wappen aber auf ein 1599 durch Katharina Scheufel gesetztes Denkmal beziehen, ist dieses wohl mit dem obigen Denkmal zu identifizieren.
  6. Für Hinweise bei der Bearbeitung dieser Nummer bedanken wir uns ganz herzlich bei Dr. Christine Steininger, Inschriftenkommission München.
  7. Gumpelzhaimer, Geschichte 138.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia (Niedermünster) 317; Paricius, Nachricht 217f.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 564 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0056406.