Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 563 Domkirche, südliches Querhaus 1599

Beschreibung

Wappengrabplatte für Adam Orth aus rotem Marmor, im Boden eingelassen außerhalb des Gitters beim St. Andreasaltar1). Im zweigeteilten vertieften Feld oben eine 15-zeilige Inschrift, unten das Vollwappen. Um die Grabplatte läuft im etwas vertieften Feld zwischen zwei Linien ein Rankenornament. Die Platte ist sehr abgetreten, in der oberen Hälfte befindet sich ein Querbruch, der geglättet und neu zusammengefügt wurde, sodass die achte und neunte Zeile der Inschrift komplett fehlen.

Ergänzt nach Text Cranner.

Maße: H. 237 cm, B. 120 cm, Bu. 4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) / ANNO. D(OMI)NI. M.D.XCIX III. / CAL(ENDAS). OCTOB(RIS). IN. FESTO. D(IVI). / MICHAELIS. ARCHANGELI. / OBIIT. REVERE[N]DISS(IMVS) D(OMI)N(VS) / ADAMVS. ORTH. S(ACRO)S(ANCTAE). THEOL(OGIAE) / DOCTOR. SVCCESSIVIS. / [TEMPORIBVS DECANVS, PRAEPOSITVS ARCHIDIACONVS HVIVS CATHEDRALIS EC]/CLESIAE. RATISBONENSIS. / ARCHIDECANVS. IN. PON/DORFI. EPISCOPALIS. ET. / SEREN(ISSIMI). VTR(IVSQVE). BAVARIAE. / DVCIS. ETC(ETERA). CO[NS]ILIARIVS. / CVIVS. ANIMA. DEO. VIVAT. A(MEN)a) .

Übersetzung:

Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Im Jahr des Herrn 1599 an den dritten Kalenden des Oktobers, am Fest des heiligen Erzengels Michael, starb der hochwürdigste Herr Adam Orth, Doktor der hochheiligen Theologie, in aufeinander folgenden Zeiten Dekan, Propst und Erzdiakon dieser Regensburger Bischofskirche, bischöflicher Erzdiakon in Pondorf, bischöflicher und des durchlauchtigsten Herzogs beider Baiern Rat etc. Seine Seele möge leben bei Gott. Amen.

Datum: 1599 September 292).

Wappen:
Orth3).

Kommentar

Adam Orth stammte aus Uerdingen/NRW., war ab 1572 Pfarrer in Pondorf (Lkr. Straubing-Bogen/NB.) und studierte von 1574 bis 1579 am Collegium Germanicum in Rom4). Er war 1580 Stiftskanoniker in Straubing und 1584 Regens des Eichstätter Seminars5). Noch im gleichen Jahr erhielt er das Kanonikat in Regensburg, wurde 1593 Scholastikus und 1595 Dekan. Nachdem er das Dekanat resigniert hatte, wurde er am 9. September 1597 Propst, zudem war er ab dem 9. Mai 1595 Archipresbyter6). Von 1582 bis 1593 erscheint er als Pfarrer in St. Rupert in Regensburg7). In der Inschrift wird er zudem als Erzdiakon in Pondorf bezeichnet. Während seiner Amtszeit wurde im Jahre 1590 der Gebrauch von Instrumenten in der Kirchenmusik des Domes eingeführt, er sorgte für die Ausschmückung der Kirche und Altäre und die Ausübung der feierlichen Zeremonien. Dabei erfuhr er große Unterstützung durch den Administrator Dr. Jakob Müller (s. Kat.-Nr. 561)8). Er starb im Alter von 50 Jahren. In seinem Testament verfügte er, dass nur 500 Gulden der Familie zukommen sollten; 8000 Gulden vermachte er für fromme Zwecke und zur Dotation je eines Lehrstuhles in Köln und Ingolstadt9). Weitere 200 fl. hinterließ der Domherr als Stipendium für arme Studenten10).

Textkritischer Apparat

  1. Die Worttrenner sind kleine Dreiecke auf der Zeile.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 33; Kdm Regensburg I, 127; Hubel/Schuller, Dom, Fotodokumentation 750 (Abb. 2518).
  2. Zirngibl, Epitaphia 24 und Ried, Collectio 18r: 1699.
  3. Gespalten, mit einem Balken in verwechselten Farben; Leoprechting 51, 59, 130.
  4. Ries, Generalschematismus 13; Matrikel des Bistums Regensburg 535f.; Schmidt Peter, Collegium Germanicum 281; Hausberger, Die kirchlichen Träger der katholischen Reform in Bayern 117; ders., Geschichte I, 327.
  5. Steinhuber, Kollegium Germanikum 306; Reiter, Martin von Schaumberg 171 mit ausführlicher Biographie.
  6. Leoprechting 51, 59, 130; Paricius, Nachricht 27, 32, 58; Mayer, Thesaurus II, 101; Bernclau, Episcopatus 321.
  7. Ries, Generalschematismus 13.
  8. Steinhuber, Kollegium Germanikum 306f.; Meixner, Musik und Musikleben in Regensburg in der Neuzeit 984.
  9. Steinhuber, Kollegium Germanikum 307.
  10. Cranner 71; Kröger, Armenfürsorge und Wohlfahrtspflege 793.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 24; Bernclau, Episcopatus 321; Cranner 71; Ried, Collectio 18r.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 563 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0056308.