Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 454 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostwand, 4. Joch 1532

Beschreibung

Monumentales Wandepitaph für Kaspar von Gumppenberg aus rotem Marmor mit einer Kalksteinrahmung, die farbig gefasst war1). Im unteren Teil eine fast quadratische Inschriftentafel mit einer 14-zeiligen zentrierten Inschrift, darüber in einer Muschelnische das Brustbild des Domherrn, bekleidet mit Chorgewand und Birett, die Hände zum Gebet gefaltet. Unter der Tafel Akanthusranken. In den vier Ecken jeweils ein Wappenschild. Die Darstellung und die Inschriftentafel werden flankiert von Pilastern mit aufgelegtem Rundfeld. Zwischen den korinthischen Kapitellen ein Bogenfries, darüber ein mehrfach gestufter Architrav, der bekrönt wird von Akanthusranken und einer balusterförmigen Vase. Der Sockel ist verloren, ansonsten ist der Zustand relativ gut. In unmittelbarer Nähe des Epitaphs befindet sich die Grabplatte des Domherren im Boden eingelassen (s. Kat.-Nr. 455).

Maße: H. 280 cm, B. 150 cm, Bu. 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. MONIMENTVMa). R(EVERENDI) D(OMINI) CASPARIS / A GVMPPENPERG. ECCLESIAE / RAT(ISBONENSIS) DECANI. VIRTVTIBVS. ET / GENERE. NOBILIS. QVI. AD / ECCLESIAE. ET [F]AMILIAE. SVAE / SPLENDOREM. ET. FVLCIMEN / NATVS: REBVS: BENE. GESTIS / PRAECLARVS. NATVRAE. LEGE / INEVITABILI VRGENTE ANIMAM / DEO CORPVS. TERRAE SVMMO. / DE SE RELICTO. DESYDERIO / REDDIDIT ANNO SAL(VTIS) M D XXX II / DIE VII AVGVSTI / CVI VIATOR BENE PRECERISb)

Übersetzung:

Denkmal des hochwürdigen Herrn Kaspar von Gumppenberg, Dekans der Regensburger Kirche, eines nach Tugenden und Herkunft edlen Mannes. Zur Zierde und Stütze der Kirche und seines Geschlechtes geboren, durch erfolgreiches Wirken berühmt, gab er, als es das unausweichliche Gesetz der Natur forderte, am 7. August des Jahres des Heiles 1532 die Seele Gott, den Leib der Erde zurück, tiefste Sehnsucht nach sich hinterlassend. Wanderer, bete in gutem Sinne für ihn.

Datum: 1532 August 7.

Wappen:
Gumppenberg2)Pappenheim3)
Rechberg4)Stein5)

Kommentar

Kaspar wurde im Jahr 1472 als Sohn des Wolfgang von Gumppenberg und seiner Ehefrau Hilaria, Marschalkin von Biberbach geboren6). 1489 immatrikulierte er sich an der Universität Ingolstadt7). Im Jahr 1500 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen und kurz danach cappellanus honoris. Von 1499 bis 1504 erhielt er über seine verwandtschaftlichen Beziehungen zur Familie von Parsberg die Pfarrei Parsberg (Lkr. Neumarkt/Opf.), seit 1507 hatte er die Pfarreien Deggendorf/NB. und Nabburg (Lkr. Schwandorf/Opf.) inne. 1515 war er Dekan in Nabburg und erhielt wenig später die Leitung der Pfarrei in Saal (Lkr. Kelheim/NB.); dieses Amt resignierte er zugunsten des Sixtus von Preysing (s. Kat.-Nr. 461) und legte auch das Amt des cappellanus honoris zugunsten Wilhelms von Preysing nieder. 1519 wurde er Dekan der Domkirche. Als Domdekan stand er 1525 an der Spitze der Regensburger Geistlichkeit bei der Auseinandersetzung mit dem Rat der Stadt, der versuchte, den Klerus in die Bürgergemeinde einzugliedern und dessen Steuerfreiheit abzuschaffen8). Um 1528 wurde er geistlicher Rat des Bistumsadministrators Johann III. (s. Kat.-Nr. 484), 1530 war er Redner (Wortführer) für das Bistum auf dem Reichstag in Augsburg9). Auf dem Reichstag von Regensburg 1532 war er einer der Vertreter der Äbtissin von Obermünster, Katharina von Redwitz10). Er ist der Stifter eines der heute verlorenen Bildfenster im Kreuzgang, auf dem sich sein Wappen und eine Inschrift befanden (s. Kat.-Nr. 413†).

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Die Worttrenner sind kleine Dreiecke.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 20; Kdm Regensburg I, 172 (mit Abb. 111); Dehio, Regensburg und die Oberpfalz 462; Reidl, Das Grabmal einer Herzogin 54; Acht, Grabdenkmäler und Epitaphien in Regensburger Kirchen und Kreuzgängen 266, Kat.-Nr. 3.14.
  2. Bay 38; Leoprechting 103.
  3. Bay 18; SiBi 129.
  4. Bay 19.
  5. Bay 58.
  6. Leoprechting 57, 103; Mayer, Thesaurus III, 113f.; Bernclau, Episcopatus 225f.; Krick, Stammtafeln 116, Nr. 52; Hundt, Stammenbuch II, 114; Schwennicke, Europäische Stammtafeln NF IV, Tafel 63.
  7. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1488, 188,16.
  8. Luderböck/Menner, Die Parsberger zu Lupburg 90 (Anm. 102); ausführlich zur Auseinandersetzung um die Steuern s. Plätzer, Das Kreuz, das Recht und die Steuer 47ff. und Beck, Kaiser und Reichsstadt 113f.; vgl. auch Theobald, Reformationsgeschichte I, 153f.; Paricius, Nachricht 31, 48; Gemeiner Chronik IV, 542f.; Ries, Generalschematismus 113 nennt ihn zusätzlich als Pfarrer von Arnstorf (Lkr. Rottal-Inn); Matrikel des Bistums Regensburg 109ff., 412ff., 491f.
  9. Daten und Fakten zusammengefasst nach Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 393; Janner, Bischöfe III, 613f. (Anm. 2).
  10. Schmid, Alte Kapelle 91.

Nachweise

  1. Eppinger 23; Bernclau, Episcopatus 225f.; Zirngibl, Epitaphia 40, 49; Ried, Collectio 25v; Schuegraf, Dom II, 96; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 393 (Anm. 76).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 454 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0045403.