Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 438 Kreuzgang, östlicher Südflügel, Fensterseite, 3./4. Joch 1526

Beschreibung

Epitaph für den Domherren Michael Apfelbeck aus rotem Marmor, an der Wand aufgerichtet1). Unter einem von zwei Säulen getragenen, mit Blüten ornamentierten Bogen Christus am Kreuz. Am Kreuzfuß ein Totenschädel und eine Eidechse. Links kniet der Kanoniker, bekleidet mit dem Superpelliceum, auf einem profilierten Podest. In seinen Händen hält er einen Zehner mit Quaste, darüber entfaltet sich ein Schriftband mit erhaben gehauener Inschrift (I) bis zum Kopf Christi. Über dem Kreuz Schrifttafel mit dem ebenfalls erhabenen Titulus (II). Auf der rechten Seite ein stehender Putto, einen großen Wappenschild haltend. Die beiden oberen Zwickel füllen zwei Puttenköpfe. Unter der Bilddarstellung in querrechteckigem Rahmen die fünfzeilige erhaben gehauene Inschrift (III) zwischen scharfen Linien, links und rechts durch eine Blattwerkanse abgeschlossen. Die letzte Zeile der Inschrift ist am Rahmen in kleineren dünnen kapitalen Buchstaben eingehauen. Der Rahmen ist an der unteren Breitseite in der Mitte ausgebrochen, ansonsten ist der Zustand des Epitaphs relativ gut.

Maße: H. 172 cm, B. 86 cm, Bu. 2,5-5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (III), Kapitalis (I, II).

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. I.

    MISEREATVR ∙ N(OST)//RIa) ∙ O//MN(IPOTENS)a) ∙ DEVS

  2. II.

    INRI

  3. III.

    An(n)o ∙ d(omi)ni ∙ 1526b) ∙ die ∙ 18b) ∙ au=/=gvsti ∙ obi(i)t ∙ venerabilis ∙ et / Egregivs ∙ vir ∙ d(omi)n(u)s ∙ Mich=/ael ∙ Apfelpekh ∙ vtrivsq(ue) ∙ jv/ris ∙ doct(o)r ∙ Rat(isbonensis) ∙ eccl(es)ie ∙ can(oni)c(us) ∙ c(uius) / A(N)I(M)A DEO VIVATc)

Übersetzung:

Der allmächtige Gott erbarme sich unser. (I)

Im Jahr des Herrn 1526 am 18. August starb der ehrwürdige und hervorragende Mann Herr Michael Apfelbeck, Doktor beider Rechte, Domherr der Regensburger Kirche. Seine Seele möge leben bei Gott. (III)

Bibel- und Schriftstellerzitat(e):

  • Lateinische Messe: nach Schuldbekenntnis; Rituale Romanum, Beichtritus: Bitte vor der Absolution; Ps 66,2. (I)

Datum: 1526 August 18.

Wappen:
Apfelbeck2).

Kommentar

Michael Apfelbeck stammte aus Plattling (Lkr. Deggendorf/NB.) und immatrikulierte sich 1495 an der Universität Heidelberg. Im Jahr 1498 war er Benefiziat in Wernberg3), 1501 Kleriker in Regensburg und notarius publicus. 1503 immatrikulierte er sich an der Universität Wien, um dort den Titel eines licentiatus in utroque iure zu erwerben, mit dem er seit 1507 in den Quellen nachzuweisen ist4). Durch päpstliche Ernennung wurde er noch im selben Jahr in das Stiftskapitel der Alten Kapelle berufen5). 1509 promovierte er zum doctor utriusque iuris. Von 1511 bis 1526 erscheint er als Pfarrer in Menning6), 1515 wurde er zum Stadtadvokaten ernannt und 1516 am 31. August in das Domkapitel aufgenommen, nachdem er seine Stiftsherrenpfründe an der Alten Kapelle resigniert hatte7). Im selben Jahr erhielt er das Frühmessbenefizium in Hainsfurt8). 1522 übernahm er das Amt des iudex ordinarius von Georg Kolb von Heilsberg (s. Kat.-Nr. 492), das er bis zum Mai 1526 als letzter Amtsinhaber ausübte9). Nachdem sich das Domkapitel unter den Schutz des bayerischen Herzogs gestellt hatte, forderte er in einem gedruckten Schreiben die Diözesangeistlichkeit auf, Geld für die Regensburger Domkirche zu sammeln10). Am 18. August 1526 starb er völlig unerwartet11).

Textkritischer Apparat

  1. Knick im Schriftband.
  2. Die Zahl 1 ist als j dargestellt.
  3. Das T ist hochgestellt.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 10f.; Kdm Regensburg I, 192; die künstlerische Zuschreibung ist nicht geklärt, möglicherweise handelt es sich nach Kdm Regensburg I um ein Werk aus dem Umkreis des Loy Hering, vgl. hierzu auch Reindl, Loy Hering 477 (F 50).
  2. Quadriert, 1/4: drei Kugeln 1:2 gestellt, 2/3: sechsstrahliger Stern; Leoprechting 108.
  3. Wernberg, Gde. Wernberg-Köblitz, Lkr. Schwandorf/Opf.; Toepke, Heidelberg I, 416.
  4. Matrikel der Universität Wien II, 315.
  5. Schmid, Alte Kapelle 128.
  6. Menning, Gde. Vohburg a. d. Donau, Lkr. Pfaffenhofen a. d. Ilm/OB.; Ries, Generalschematismus 40; Matrikel des Bistums Regensburg 380f.
  7. Paricius, Nachricht 50; Bernclau, Episcopatus 163; Gemeiner, Chronik IV, 271.
  8. Hainsfurt, heute Hainsfarth, Lkr. Donau-Ries/Schw.; Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen 31.
  9. Deutsch, Iudex ordinarius und vicarius generalis 47; Daten und Fakten zusammengefasst nach Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 392f.; Schultz, Notariat 144f.
  10. Gruber, Urkunden und andere Quellen zum Dombau 28, Nr. 147; bei Schuegraf, Dom I, 262ff. ist dieses von ihm 1525 verfasste Mandatum Episcopale abgedruckt; Theobald, Reformationsgeschichte I, 163.
  11. Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen 46.

Nachweise

  1. Eppinger 12, 28; Bernclau, Episcopatus 163; Zirngibl, Epitaphia 51; Ried, Collectio 27r; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 393.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 438 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0043801.