Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 430 Kreuzgang, Nordflügel, Ostseite, Nordwand, 3. Joch 1521

Beschreibung

Grabplatte für Johannes Schmidner aus rotem Marmor, ehemals in der Mittelhalle im Boden eingelassen1), heute im Nordflügel an der Wand aufgerichtet2). Die Inschrift, zwischen zwei scharfen Linien erhaben herausgehauen, beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet im letzten Viertel der linken Längsseite. Im Feld unter einem Segmentbogen die Gestalt des Domherrn im Viertelrelief, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, die Hände zum Gebet gefaltet. Sein Kopf ruht auf zwei unterschiedlich großen Büchern. Zu seinen Füßen links der Wappenschild, rechts das Oberwappen. Das größere untere Buch ist an der linken Seite stark beschädigt, ansonsten ist der Stein in relativ gutem Zustand.

Maße: H. 229 cm, B. 115 cm, Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccccc ∙ xxi ∙ die ∙ xv ∙ / ∙ mensis ∙ May ∙ obyt ∙ ven(erabi)lisa) ∙ ac ∙ Egregius ∙ vir ∙ d(omi)n(u)s ∙ johannes ∙ / Schmidner ∙ legum ∙ doctor ∙ / Eccl(es)ie ∙ Rat(isbonensis) ∙ canonicus ∙ c(uius) ∙ anima ∙ in ∙ pace ∙ Requiescatb)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1521 am 15. Tag des Monats Mai starb der ehrwürdige und hervorragende Mann Herr Johannes Schmidner, Doktor der Rechte, Domherr der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Datum: 1521 Mai 153).

Wappen:
Schmidner4).

Kommentar

Johannes Schmidner studierte als einer der ersten Studenten an der im Jahre 1472 gegründeten Universität Ingolstadt. Sein Studium schloss er mit dem Titel eines doctor legum ab5). 1486 wurde er in das Regensburger Domkapitel aufgenommen6). Ab 1490 ist er als iudex surrogatus nachzuweisen, kurzfristig trat er 1514 als iudex ordinarius auf, zudem war er Pfarrer in Tegernheim (Lkr. Regensburg/Opf.)7). Seit dem Jahr 1500 amtierte er als Pfarrer des Damenstifts Niedermünster8). Im Jahr 1493 mietete er vom Kapitel der Alten Kapelle ein Haus9). In der Minoritenkirche ist er neben dem Kanonikus und Kustos der Alten Kapelle, Johannes Folckamer, als Stifter des Bildes des Jakobus Minor im Apostelzyklus dargestellt10). Er stiftete einen Jahrtag im Regensburger Dom und ein Bildfenster im Domkreuzgang, auf dem sich sein Wappen und eine Inschrift befanden (s. Kat.-Nr. 414 †)11).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben lis sind hochgestellt.
  2. Die Worttrenner sind große Quadrangeln.

Anmerkungen

  1. Bernclau, Episcopatus 376 gibt als ursprüngliche Lage die Kapelle in der Rast im Domkreuzgang an; Zirngibl, Epitaphia 43 bemerkt zur Lage, dass diese Grabplatte vom originalen Ort entfernt wurde; in ABAdW, Grabsteinbuch 42 ist als ursprünglicher Standort die Mittelhalle des Kreuzgangs vermerkt.
  2. Freytag/Hecht 44; Kdm Regensburg I, 195.
  3. Bernclau, Episcopatus 376: 21. Mai; Zirngibl, Epitaphia 43, Ried, Collectio 31r und Freytag/Hecht 44: 12. Mai.
  4. Hylmayr, Wappenbuch 62; Leoprechting 100; Bernclau, Episcopatus 376.
  5. Pölnitz, Matrikel Ingolstadt I, 1472, 24,38; Paricius, Nachricht 47; er erscheint mit diesem Titel ab 1489 in den Urkunden der Alten Kapelle und des Stiftes zu St. Johann, vgl. hierzu Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391 und Schmid, Urkunden-Regesten I, 310, 343, 347.
  6. Bernclau, Episcopatus 376.
  7. Ries, Generalschematismus 107; Matrikel des Bistums Regensburg 710f.; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391.
  8. Risse, Niedermünster 275.
  9. Schmid, Urkunden-Regesten II, 427: bei sannd Kilians prunn und ist das egkhaws stossend an die Techeney zu Alltenncapellen gegen Reichenbacher herberg über.
  10. DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 213.
  11. Schuegraf, Dom II, 127; Herz, Regesten 353.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 43; ABAdW, Grabsteinbuch 42; Bernclau, Episcopatus 376; Ried, Collectio 31r; Herz, Regesten 353; Deutsch, Ehegerichtsbarkeit 391 (Anm. 53).

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 430 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0043007.