Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 409 Kreuzgang, Mittelhalle, 5. Joch 1517

Beschreibung

Grabplatte für Laurentius Tanner aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Inschrift beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Im Feld die Gestalt des Klerikers, bekleidet mit Chorgewand und Birett, in seiner Linken den Kelch haltend, die Rechte segnend darüber. Der Kopf im flachen Relief gearbeitet, der Körper als Ritzzeichnung. Unten rechts der Wappenschild mit Wappenbild im Viertelrelief. Der Zustand der Grabplatte ist relativ gut.

Maße: H. 139 cm, B. 74 cm, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© BAdW München, Inschriftenkommission [1/1]

  1. Anno ∙ d(omi)ni ∙ M ∙ ccccc ∙ 17 ∙ Die / ∙ 15 ∙ me(n)sis ∙ januar(i)j ∙ ob(i)jt ∙ hon(orabi)l(is)a) ∙ d(omi)n(u)s ∙ lavrentivsb) ∙ / Tan(n)er ∙ primis(s)ari(us) ∙ eccl(esi)e / Rat(isbonensis) ∙ Cvivs ∙ a(n)i(m)a ∙ in pacec) ∙ reqviescat ∙ amend)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1517 am 15. Tag des Monats Januar starb der ehrbare Herr Laurentius Tanner, Frühmesser der Regensburger Kirche. Seine Seele möge ruhen in Frieden, Amen.

Datum: 1517 Januar 15.

Wappen:
Tanner2).

Kommentar

Laurentius Tanner war Frühmesser im Dom3). Über ihn wird in den Quellen folgendes berichtet: Am 11. März 1515 kam es zwischen ihm und Martin Riemer, einem Riemergesellen, zu Auseinandersetzungen, bei denen der Geistliche so schwer verletzt wurde, dass er an den Folgen zwei Jahre später starb. Die Quellen berichten über eine Schlägerei mit Schwertern, bei der der Wolfgang Riemerin, die dazu kam, der Kopf abgetrennt wurde. Laurentius Tanner wurde der bischöflichen Juristdiktion übergeben und von seinem Vater, einem vermögenden Bäcker für 600 fl. freigekauft. Er litt bis zu seinem Tod an der fallenden Sucht, da ihm nach der Schlägerei Knochen aus dem Kopf herausgenommen werden mußten. Ein Sturz von der Schlagbrücke zu Osten in den Graben kostete ihn schließlich das Leben4).

Textkritischer Apparat

  1. Der Buchstabe l ist hochgestellt.
  2. c zu t verbessert.
  3. Ohne Wortabstand.
  4. Die Worttrenner sind Quadrangeln mit zum Teil kaum mehr erkennbaren, oben und unten angesetzten Zierhäkchen.

Anmerkungen

  1. Freytag/Hecht 49; Kdm Regensburg I, 176.
  2. Gleicharmiges schwebendes Kreuz.
  3. Ries, Generalschematismus 15.
  4. Gemeiner, Chronik IV, 266f. (Anm. 524); Widmann, Chronik 27; Schottenloher, Tagebuchaufzeichnungen 28f.

Nachweise

  1. Zirngibl, Epitaphia 43; Ried, Collectio 31v.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 409 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0040900.