Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 371† Domkirche, Mittelschiff, Nordseite 1505

Beschreibung

Grabschrift für Kaspar Kantner, ehemals beym Krönungsaltar1), also am östlichen Pfeiler des nördlichen Querhauses. Die Grabplatte war wohl schon zu Zeiten Cranners Ende des 18. Jahrhunderts so stark abgetreten, dass die Inschrift nicht vollständig überliefert ist2).

Text nach Bernclau und Cranner.

  1. Anno domini M CCCCC V obiit Reverendus ac egregius Vira) decretorum doctor dominus Caspar Kanthner Canonicus ecclesiae ratisbonenesis huius altaris fundator, cujus anima in pace requiescat

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1505 starb der hochwürdige und hervorragende Mann, Doktor der geistlichen Rechte, Herr Caspar Kanthner, Domherr der Regensburger Kirche, Stifter dieses Altares. Seine Seele möge ruhen in Frieden.

Kommentar

Kaspar Kantner immatrikulierte sich im Sommersemester 1451 an der Universität Wien3). Im Jahr 1471 wird er als Doktor der geistlichen Rechte und Kanonikus der Alten Kapelle genannt, zudem war er Pfarrer in Donaustauf (Lkr. Regensburg/Opf.)4). Sein Kanonikat an der Alten Kapelle übergab er am 18. April 1487 an Johann Fürsich den Älteren, nachdem er Domherr geworden war5). Er begleitete im Jahr 1475 Bischof Heinrich IV. von Absberg (1465-1492) auf dessen Romreise6). Als Gesandter am kaiserlichen Hof vertrat er in den Jahren von 1476 bis 1478 die Stadt Regensburg in der Auseinandersetzung mit den Regensburger Juden7). Im Jahr 1485 ist er als geistlicher Rat des bayerischen Herzogs Albrecht genannt8). 1499 wurde er Generalvikar. Er war Kaplan des Altares der beiden Hl. Johannes in der Alten Kapelle und Pfarrer in Utzenhofen9), zudem stiftete er den Altar der Dornenkrönung Christi im Dom, wo er offensichtlich auch seine letzte Ruhe fand. Kaspar Kantner wird auch als Stifter des abgebrochenen Altars der Verklärung Christi und der Hll. Crispin und Crispinian genannt, auf den er fünf Messen gestiftet hatte und der 1627 unter Albert IV. von Törring (s. Kat.-Nr. 619) durch den St. Stephans-Altar ersetzt wurden (s. Kat.-Nr. 594 †)10).

In der Minoritenkirche befindet sich im Apostelzyklus links unten neben der Darstellung des Simon Zelotes die kniende Stiftergestalt Kaspar Kantners mit Inschrift11). Schuegraf bezeichnet ihn als obersten Dombaumeister, unter dessen Führung Wolfgang Roritzer (s. Kat.-Nr. 401 †) arbeitete12).

Textkritischer Apparat

  1. Der kursiv gesetzte Textteil stammt von Bernclau, Episcopatus 256, Cranner 99 hat hier eine Lücke und vermerkt, dass an dieser Stelle der Text abgetreten ist.

Anmerkungen

  1. Cranner 99.
  2. Ebenda: das Abgängige ist ausgetretten; Freytag/Hecht 25.
  3. Matrikel der Universität Wien I, 5.
  4. Scherg, Bavarica aus dem Vatikan 296, 297; Matrikel des Bistums Regensburg 124f.; im Beherbergungsverzeichnis aus dem Jahr 1471 wird er als wohnhaft in der Nähe des Salzburger Hofes vermerkt, vgl. Wolff, Häuserbestand 150.
  5. Schmid, Alte Kapelle 120f., 123, 215f.; ders., Urkunden-Regesten I, 257; Schultz, Notariat 87; zu Johann Fürsich vgl. DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 184.
  6. Gemeiner, Regensburg III, 561. Zu Heinrich von Absberg vgl. auch DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nrn. 293, 294.
  7. Straus, Geschichte der Juden 77, Nr. 244, 109, Nr. 325 und 111, Nr. 329; Fuchs/Krieger, Die Regesten Kaiser Friedrichs III., Nrn. 249, 321.
  8. Lieberich, Die gelehrten Räte 143.
  9. Utzenhofen, Gde. Kastl, Lkr. Amberg-Sulzbach/Opf.
  10. Cranner 30; Schuegraf, Dom II, 36; Ries, Generalschematismus 15 mit Auflistung der Pfründe und Ämter; Matrikel des Bistums Regensburg 738ff.; Loers, Barockausstattung 234.
  11. Vgl. hierzu DI 40 (Stadt Regensburg I, Minoritenkirche) Kat.-Nr. 217.
  12. Schuegraf, Dom I, 190.

Nachweise

  1. Bernclau, Episcopatus 256; Cranner 99.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 371† (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0037107.