Inschriftenkatalog: Regensburg III (Dom II)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 95: Stadt Regensburg (2016)

Nr. 364 Kreuzgang, Mittelhalle, Ostseite, 2. Joch 1504/1542

Beschreibung

Grabplatte für Nikolaus und Georg Nothaft von Weißenstein und Johann Nothaft von Bodenstein aus rotem Marmor, im Boden eingelassen1). Die Grabplatte trägt drei Inschriften, sie wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts für Georg Nothaft von Weißenstein angefertigt. Die Inschrift für Nikolaus Nothaft von Weißenstein († 1401), der über hundert Jahre früher dem Domkapitel angehörte2), stammt offensichtlich von der gleichen Hand. Die Inschrift II für den 1542 verstorbenen Domherrn Johann Nothaft von Bodenstein ist später hinzugefügt worden. Die Inschrift I, erhaben gehauen auf erhöhtem Rand zwischen zwei Linien, beginnt oben links, läuft um den ganzen Stein und endet ebenda. Die vier Ecken füllen jeweils Wappenschilde in vertieften hochrechteckigen Feldern. Die nachgetragenen Inschriften sind wesentlich kleiner eingehauen. Die Inschrift für Nikolaus Nothaft beginnt etwa in der Mitte der rechten Längsseite, läuft um den Stein und endet fast gegenüber in der Mitte der linken Längsseite. Die Inschrift II schließt in der Mitte der linken Längsseite an, läuft um den Stein bis zur Mitte der rechten Längsseite und endet dort in einer dritten Zeile über der Inschrift I. Die vier Wappenschilde tragen erhaben gehauene Beischriften (III). Im Feld die Gestalt des Domherren, bekleidet mit Chorgewand, Almucia und Birett, leicht nach links gewandt, die Hände vor der Brust betend gefaltet. Die Grabplatte ist gut erhalten.

Maße: H. 226 cm, B. 119 cm, Bu. 6 cm (I), 3,5 cm (II), 2 cm (III).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. I.

    Anno d(omi)ni Mo ccccco iiijo // die ix mensis Juny obyt ven(erabi)lisa) et nobilis d(omi)n(u)s Georgius // Notthafft de weissen=//stain Canonic(us) et episcopalis capellan(us) i(n) eccl(es)ia Rat(isbonensis) C(uius) a(nima)

  2. II.

    Anno ∙ d(omini) ∙ 1542 ∙ 1 ∙ die mens(is) ∙ Sept(embris) ∙ o(biit) ∙ ven(erabi)l(is) et // nobil(is) ∙ d(omi)n(u)s Joha(nnes)b)∙ Nothaft de // Bodenstein Can(oni)c(us)c) hui(us) Ec(c)l(esi)e Rat(isbonensis) ∙ // ∙ Cui(us)d) a(n)i(m)a deo viuat

  3. III. Wappenbeischriften:


    Notthafft3) Sinczenhofen4) 
    Planiz5) Sigershofen6) 

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1504 am 9. Tag des Monats Juni starb der ehrwürdige und edle Herr Georg Nothaft von Weißenstein7), Domherr und bischöflicher Kaplan der Regensburger Kirche, dessen Seele (möge ruhen in Frieden). (I)

Im Jahr des Herrn 1542 am 1. Tag des Monats September starb der ehrwürdige und edle Herr Johannes Nothaft von Bodenstein8), Domherr dieser Regensburger Kirche, seine Seele möge bei Gott leben. (II)

Datum: 1504 Juni 9; 1542 September 1.

Kommentar

Georg Nothaft, Baron von Weißenstein war der Sohn des Heinrich Nothaft und der Cordula, geborene Sinzenhofen9). Er wurde am 13. Februar 1486 in das Domkapitel aufgenommen10). Zudem war er Kanonikus in Salzburg und Freising und Stiftskanoniker in St. Johann; dieses Amt resignierte er zu Gunsten des Georg von Nussberg11).

Schuegraf konnte sein Grabdenkmal nicht finden und berichtet, dass Sebastian Günthner ihn gemeinsam mit seinem Kollegen Georg von Sinzenhofen als großen Gelehrten preist12).

Johann Nothaft von Bodenstein-Runding war der Sohn des Albrecht Nothaft von Bodenstein und seiner Ehefrau Margreth von Knörring13). Er wurde am 1. April 1527 als Nachfolger seines Bruders Sebastian in das Domkapitel aufgenommen und war 1540 Pfarrherr in Westerskirchen (Gde. Schalkham, Lkr. Landshut/NB.)14). Die Grabplatte wird dem Regensburger Dommeister Wolfgang Roritzer zugeschrieben15).

Textkritischer Apparat

  1. Die Buchstaben lis sind hochgestellt.
  2. Die Worttrenner sind Quadrangeln.
  3. Das zweite c ist hochgestellt.
  4. Die beiden Worttrenner sind kleeblattförmig.

Anmerkungen

  1. Hundt, Stammenbuch II, 194; Freytag/Hecht 32f.; Kdm Regensburg I, 182.
  2. Diese Inschrift ist publiziert in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) Kat.-Nr. 125 (mit Abb. 53).
  3. Bay 49.
  4. BayA1 181.
  5. MeA 134.
  6. BayA1 123.
  7. Weißenstein, Stammsitz der Nothaft zu Weißenstein, heute Ruine bei Waldershof, Lkr. Tirschenreuth/Opf.
  8. Bodenstein, Stammsitz der Nofhaft zu Bodenstein, Schloss, Gde. Nittenau, Lkr. Schwandorf/Opf.
  9. Hundt, Stammenbuch II, 194 nennt Georg Nothaft, äußert sich jedoch nicht zu seiner direkten Herkunft, bezeichnet aber die vier auf der Grabplatte befindlichen Wappen; Paricius, Nachricht 47; Bernclau, Episcopatus 316f.; Stark, Die Familie Nothafft 205; Krick, Stammtafeln 252, Nr. 115, Tabelle C nennt als Eltern des Georg den Achatz Nothaft zu Tann und Hüllstett und Barbara Gruber.
  10. Leoprechting 100; Bernclau, Episcopatus 316, hier das Todesdatum 5. Januar 1513; Paricius, Nachricht 47; Ries, Generalschematismus 33.
  11. Güntner, Dekane und Kanoniker 84.
  12. Schuegraf, Dom II, 102.
  13. Krick, Stammtafeln 252.
  14. Bernclau, Episcopatus 317: acc. praeb. ex resignatione praedicti D. Sebastiani fratris sui; anders Ries, Generalschematismus 33: Sebastian resignierte 1529 und heiratete.
  15. Liedke in DI 74 (Stadt Regensburg II, Dom I) LVIII.

Nachweise

  1. Eppinger 22, 27; Eckher II, 54r; Bernclau, Episcopatus 316f. (Inschrift I); Zirngibl, Epitaphia 48; Bernclau, Episcopatus 316f.; Ried, Collectio 25r; Sammlung Heckenstaller 363.

Zitierhinweis:
DI 95, Stadt Regensburg, Nr. 364 (Walburga Knorr, Werner Mayer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di095m017k0036404.