Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 632 Bückeburg, Schloss 1647 o. später

Beschreibung

Gemälde. Öl auf Leinwand. Porträt der Elisabeth zur Lippe. Das runde Gemälde zeigt im oberen Bereich vor goldenem Hintergrund eine auf einem runden Sockel ruhende Büste der Gräfin, die mit einem taillierten Kleid mit Spitzenkragen bekleidet ist. Das untere Viertel des Kreises bildet ein dunkelbraun grundiertes Schriftfeld, auf dem in Gold die Inschrift aufgemalt ist. Die zentriert angeordneten Zeilen werden nach unten hin, der Rundung entsprechend, kürzer.

Maße: Dm.: ca. 148 cm; Bu.: 2,9–4,6 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien und Versalschrift.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. ELISABETHA . D(EI) GR(ATIA) COMITISSA . HOLSATIAE ET SCHAUMBURGI : / ULTIMI, EX URTICAE STIRPE, COMITIS MATER . SIMONIS. VI. COM(ITIS) LIPP(IACI) / FILIA . COMITAT(US) SCHAUMB(URGICI) HAERES UNIVERSALIS . TERRAS / SCHAUMB(URGICAS) FRATRI PHILIPPO, REGIMINE CESSO, IN LIPPIACAM / GENTEM PHILIPPINAM, PRO DIMIDIA, TRANSTULIT . / DEN(ATA) 1646

Übersetzung:

Elisabeth, von Gottes Gnaden Gräfin von Holstein-Schaumburg, die Mutter des letzten Grafen aus der Dynastie des Nesselblatts, Tochter Simons VI., Grafen zur Lippe, Universalerbin der Grafschaft Schaumburg. Sie übertrug das schaumburgische Territorium, nachdem sie die Regierung ihrem Bruder Philipp überlassen hatte, zur Hälfte der durch Philipp begründeten lippischen Linie. Sie starb 1646.

Kommentar

Eng spationierte Kapitalis mit Sporen. Die Balkenenden sind keilförmig verbreitert. Die Bogenenden und die Cauda des R sind leicht eingerollt, an den oberen Bogenenden bei S, C und G eine Schlinge als Sporn; die Schrift erhält dadurch einen etwas schnörkeligen Grundcharakter. Rundes U mit rechtem Schaft. Eigennamen, manche der Verwandtschaftsbezeichnungen sowie die Bezeichnungen HAERES UNIVERSALIS sind in größerer Buchstabenhöhe ausgeführt.

Elisabeth zur Lippe bzw. Gräfin von Holstein-Schaumburg (1592–1646) war die Tochter des Grafen Simon VI. zur Lippe und seiner zweiten Ehefrau Elisabeth von Holstein-Schaumburg. Sie heiratete 1612 Georg Hermann von Holstein-Schaumburg, den Sohn Jobsts II.1) Ihr Sohn Otto V. war der letzte männliche Vertreter der holstein-schaumburgischen Dynastie.2) Nach dessen Tod im Jahr 1640 nahm Elisabeth das Land in Besitz, sah sich jedoch mit konkurrierenden Erbansprüchen konfrontiert (s. Einleitung Kap. 2.).

Philipp I. zu Schaumburg-Lippe (1601–1681), der in der Inschrift erwähnte Bruder Elisabeths, war der jüngste Sohn Simons VI. zur Lippe und Begründer der als Schaumburg-Lippe bezeichneten Dynastie. Ihm übertrug Elisabeth am 3. Juli 1643 die ihr als Erbe zugefallene Grafschaft Schaumburg,3) in der Inschrift ausgedrückt durch REGIMINE CESSO. PRO DIMIDIA bezieht sich auf die Teilung der Grafschaft Schaumburg in einen Teil lippischen Anteils und einen hessischen Teil; diese Teilung wurde erst nach dem Tod Elisabeths durch drei Rezesse des Jahres 1647 festgelegt. Dadurch fiel die gesamte Grafschaft Schaumburg mit Ausnahme der an das Herzogtum Calenberg abgetretenen Landesteile an die Landgrafen von Hessen-Kassel. Graf Philipp zur Lippe wurde jedoch mit dem nordwestlichen Teil der Grafschaft belehnt (s. Einleitung Kap. 2.). Die Inschrift ist also mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Zeit nach 1647 zu datieren. Da sie jedoch auch dazu dient, Gebietsansprüche zu untermauern, wird sie nicht sehr viel später entstanden sein.

Anmerkungen

  1. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 129, S. 158.
  2. Bei der Wieden, Schaumburgische Genealogie, Nr. 132, Nr. 161.
  3. Wippermann, Regesta Schaumburgensia, Nr. 556; vgl. Schmidt, Die alte Grafschaft Schaumburg, S. 62.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 632 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0063201.