Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 580(†) Rinteln, St. Nikolai 1632

Beschreibung

Grabplatte für Josua Stegmann. Stein. Die hochrechteckige Platte ist seit den 1930er-Jahren an der Nordwand der Turmhalle aufgestellt. Die erhaben in vertiefter Zeile ausgeführte Inschrift A läuft um die Platte um; der Hintergrund der Schriftzeile ist rot gefasst. Von einer breiten Leiste wird ein achteckiges vertieftes Innenfeld gerahmt, in dem die erhaben ausgeführte, in dieser Form aus dem Jahr 1932 stammende Inschrift B angebracht ist; sie überliefert die ehemals dort befindliche ältere Inschrift, wie durch eine unterhalb von B im Jahr 1932 angebrachte Inschrift1) bezeugt wird.

Inschrift B nach heutigem Befund.

Maße: H.: 228 cm; B.: 124 cm; Bu.: 5,0 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/1]

  1. A

    QVI DOCTI FVE[R]INTa) FVLGEBVNT / QVASI SPLENDOR FIRMAMENTI, ET QVI AD IVSTITIAM / ERVDIVNT MVLTOS QVASI / STELLAE IN PERPETVAS AETERNITATES DANIEL XII2)

  2. B †

    A(ETERNAE)b) M(EMORIAE) S(ACRVM) / HIC SITVS EST / IOSVA STEGMANNVS / SVLTZFELDA-FRANCVS DOCTORc) / THEOLOGVS INCOMPARABILIS / PHILOSOPHVS PHILOLOGVS ET POETA / NON E MVLTIS / VIR SINE OSTENTATIONE ET DOLO / RARAEd) ERVDITIONIS FAMA CLARVS / INCVLPATAE VITAEe) SANCTIMONIA / COMMENDABILIS ET EX AMVSSIf) BONVS / QVI POSTQVAM ECCLESIAE ET ACADEMIAE / SCHAWENBVRGICAE PER XIV ANNOS / SVMMA CVM LAVDE PRAEFVISSET / OBIIT MALIGNA FEBRI INTER / FILIARVM AMICORVMQVE LACRIMAS / III. NON(AS) SEXTIL(ES)3) MDCXXXII / MAXIMVM SVI DESIDERIVM / RELINQVENS BONIS OMNIBVS / CVM NATVS ESSET ANNOS XLIV / LECTOR ANIMAE COELVM GRATVLARE / EXVVIIS PRECARE REQVIEM

Übersetzung:

Die Weisen werden leuchten wie der Glanz des Himmels und die, die viele zur Gerechtigkeit erziehen, wie Sterne in alle Ewigkeit. (A)

Dem ewigen Andenken geweiht. Hier ist bestattet Doktor Josua Stegmann aus Sülzfeld in Franken, unvergleichlicher Theologe, Philosoph, Philologe und Dichter, wie es nicht viele gibt, ein Mann ohne Prahlerei und Falschheit, berühmt durch den Ruf seiner außergewöhnlichen Gelehrsamkeit, beispielhaft in der Heiligkeit seines untadeligen Lebenswandels und von vollkommener Rechtschaffenheit. Nachdem er der schaumburgischen Kirche und Universität 14 Jahre lang vorgestanden und sich glänzend bewährt hatte, starb er an einem bösartigen Fieber unter den Tränen der Töchter und Freunde am dritten Tag vor den Nonen des August 1632, von allen Guten auf das schmerzlichste vermisst, im 44. Lebensjahr. Leser, beglückwünsche seine Seele zu ihrem Eingang in den Himmel, und bitte um Ruhe für seine sterbliche Hülle. (B)

Kommentar

An den Kapitalisbuchstaben der Inschrift A fällt ihre breite Strichstärke auf sowie ihre ausgeprägten schräggestellten Serifen, die über die Oberlinie hinausragen. Der rechte Schrägschaft des V ist ausgezogen und reicht über die Oberlinie. Die s-förmig geschwungene Cauda des Q durchschneidet an zwei Stellen die geschlossene Bogenlinie. Die Schriftgestaltung ähnelt derjenigen auf der Grabplatte für Ahasver Luther von Amelunxen (Nr. 582). Eine ähnliche Schrift, allerdings aus eingehauenen Kapitalisbuchstaben, weisen die Grabplatten für Johann Hermann von Münchhausen (Nr. 601), für Anna Catharina Gans (Nr. 602) und für Amalia Lucia von Münchhausen (Nr. 605) auf (vgl. Einleitung Kap. 8.4).

Zu Josua Stegmann vgl. den Kommentar zu seinem ebenfalls in der Nikolaikirche erhaltenen Epitaph Nr. 589.

Textkritischer Apparat

  1. Jetzige Farbfassung: FVENNT.
  2. A(ETERNAE)] AE(TERNAE) Hauber.
  3. SVLTZFELDA-FRANCVS DOCTOR] fehlt Heidkämper, Josua Stegmann. Ein Kämpfer für Rechtgläubigkeit.
  4. DOLO / RARAE] DOLORARE Tebbe.
  5. VITAE] fehlt Hauber.
  6. EX AMVSSI] examussim Hauber.

Anmerkungen

  1. HVIVS LAPIDIS PRISTINA INSCRIPTIO / VETVSTATE PAENE EXESA ITERVM INCISA / DENVOQVE IN CONSPECTVM PIORVM DATA / EST CVRA POSTERORVM AD MEMORIAM / IOSVAE STEGMANNI SERVANDAM DIE / MORTIS EIVS ANNI P(OST) CHR(ISTVM) N(ATVM) MCMXXXII („Die frühere Inschrift dieses Steins wurde, nachdem sie aufgrund ihres Alters fast zerstört gewesen war, im Auftrag der Nachgeborenen wiederum eingemeißelt und von Neuem den Frommen vor Augen gestellt, um die Erinnerung an Josua Stegmann wachzuhalten, an seinem Todestag im Jahr 1932 nach Christi Geburt.“). Vgl. auch Künkel, Stadt Rinteln Lexikon, S. 471. Dass die jetzige Inschrift den Text der ursprünglichen Inschrift wortgetreu wiedergibt, zeigt der Vergleich mit der kopialen Überlieferung. Vermutlich war die ursprüngliche Inschrift ebenfalls in Kapitalisbuchstaben (wie Inschrift A) gearbeitet. Unklar ist, ob die Zeilenumbrüche übereinstimmen.
  2. Dn 12,3.
  3. 3. August.

Nachweise

  1. Hauber, Primitiae Schauenburgicae, S. 108 (B).
  2. Dolle, Bibliotheca Historiae Schauenburgicae, S. 128 (B).
  3. Heidkämper, Josua Stegmann. Zu seinem 300jährigen Todestage, in: Heimat-Blätter. Beilage zur Schaumburg-Lippischen Landes-Zeitung 1932, Nr. 8, ohne Seitenzählung (B).
  4. Heidkämper, Josua Stegmann. Ein Kämpfer für Rechtgläubigkeit, S. 229 (B).
  5. Tebbe, Epitaphien, Nr. 122, S. 232f. (B nach Dolle).
  6. Künkel, Stadt Rinteln Lexikon, S. 472.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 580(†) (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0058002.