Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 556 Bückeburg, Stadtkirche 1626

Beschreibung

Grabplatte für Johann Hilmar von Haxthausen. Stein. Die hochrechteckige Grabplatte ist außen an der Südseite der Kirche als elfte Platte von Westen aufgestellt. Sie zeigt ein achteckiges, von der umlaufenden Inschrift A gerahmtes Innenfeld mit der darin angebrachten Inschrift B; in Inschrift B ist jede zweite Zeile eingerückt. Inschrift A verläuft in zwei durch eingehauene Begrenzungslinien markierten Zeilen um das Innenfeld um, an der linken oberen Seite ist die Inschrift auf dem inneren Feld nochmals wiederum in zwei Zeilen angeordnet. In den vier Ecken der Platte in rechteckigen, jeweils zum Innenfeld hin abgeschrägten, vertieften Feldern vier Vollwappen mit den Beischriften C, von denen jedoch die beiden unteren nicht mehr vorhanden sind, weil die Platte an der Unterkante beschnitten wurde. Alle Inschriften sind eingehauen. Sie sind an einigen wenigen Stellen abgetreten oder durch Verwitterung unkenntlich geworden.

Maße: H.: 215 cm; B.: 141,5 cm; Bu.: 4,8 cm (A), 3,4 cm (Schluss von A), 3,4–4,9 cm (B), 2,4 cm (C).

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    [AN]NO MDC/XXVI DEN XXIV / IULY IST DER W[ . . . . ]NTa) WOLEDLER / GESTRENGER UND / [V]ESTER / IOH[A]N HILARb) / VON HAXTHAUSEN GEWESENER DROST / ZUM RODENBER/GE IN GODT / SELIG ENTSCH/LAFFEN UND DENc) VI AUGUSTI ALHIE/R ADELICH UND / [E]HRLICH / ZUR ERDEN BEST/EDIGET WORDEN IM XLII IAHR SEINES / ALTERS DESSEN SE/LE GODT [ . . . . . C]Hd) SEI

  2. B

    S . S . D . T . S . I . D . H . E .1) / MERCK LESER UND BETRACHT EBEN / SO OFFT DU DIESES THUEST LESEN / DAS NUR DEN MENSCHEN AUF ERDEN / ENTLICH DER TOEDTe) MUSSE WERDEN / SOLSCHS ERFHARN DIESER IUNGER HELDT / S[O] FRUE VERLASSENT DIESE WELDT / VND NUR GELEBET IN DER EHE / ZEHEN IAHRE DARZU AUCH DREI / DRINNE GEZEUGET FUNFF SONLEIN / MIT DER HERTZALLERLIEBSTEN SEIN / FRAW CATHARINA STEDING GNANT /IHR ADELICH SCHLECHT GAR WOLBEKANT / DIES WITWE KINDER BETRUEBT SEHR / GODT ABER WIRT SEIN IHR SCHUTZHERR / FOLGDEN SPRUCH ER FLEISICH GLESEN / DR[U]MB A[U]CH SEIN LEICHPREDIGT GEWESEN / PS LV . / WIRFF DEIN ANLIGGENT AFF / DEN HERRN / DER WIRT DICH VERSORGEN / UNT WIRT / DEN GERECHTEN NICHT EWIGLICH / IN UNRUH LASSEN2) .

  3. C

    [ - - - ]H[ - - - ]  [ - - - ]SEN 

Versmaß: Deutsche Reimverse (B).

Wappen:
Haxthausen3)Oeynhausen5)
Kerssenbrock4)Quernheim6)

Kommentar

Gleichmäßig gehauene Kapitalis mit breit ausgeführten Schattenstrichen. Rundes U. Beim G in der kapitalen Grundform läuft das untere Bogenende in die Cauda aus. Die Cauda des R ist gerade. X aus zwei voneinander abgewendeten Bögen mit Mittelbalken; auffällig ist das Z in Form einer 2. Vermutlich stammt die Grabplatte aus derselben Werkstatt wie die Grabplatten für Gese Ianes, Johannes Michelbach, Janna Schulen und Elisabeth Juliane von Mengersen, auf denen die Inschriften allerdings erhaben ausgehauen sind (vgl. Nr. 532 u. Einleitung Kap. 8.4.). In Inschrift B sind die Einzelbuchstaben am Beginn und die Bibelstellenangabe in größeren Buchstaben ausgeführt.

Johann Hilmar von Haxthausen wurde im August 1584 in Thienhausen (Kreis Höxter, Nordrhein-Westfalen) als Sohn des Tönnies Wulf von Haxthausen und der Anna Maria von Oeynhausen geboren.7) Johann Hilmar von Haxthausen wurde zunächst seit 1596 am Hof des Grafen Ernst von Holstein-Schaumburg als Edelknabe erzogen. Mit dessen finanzieller Unterstützung verbrachte er zu Ausbildungszwecken zwei Jahre in Italien und ein Jahr in Frankreich. Danach stand er als Kammerjunker im Dienst des Landesherrn. 1621 wurde er zum Drost in Rodenberg ernannt.8) Beim Trauerzug für Fürst Ernst führte Johann Hilmar von Haxthausen zusammen mit Wilhelm von Fronhorst das Leib- und Trauerpferd des Fürsten (s. Nr. 602).

1612 heiratete er Katharina von Steding, die Tochter des Johann von Steding und der Anna Maria von Kerssenbrock. Das Paar hatte fünf Söhne.9) Johann Hilmar von Haxthausen besaß ein Haus in der Sackstraße in Bückeburg, das 1615 von Graf Ernst zum Freihof erhoben wurde.10) Johann Hilmar von Haxthausen starb am 24. Juli 1626 und wurde am 6. August 1626 begraben.11)

Der am Ende von Inschrift B zitierte Psalmvers war zugleich Grundlage der Leichenpredigt, die Johann Prange auf den Verstorbenen hielt.12)

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen zu: W[EILA]NT.
  2. HILAR] statt HILMAR.
  3. DEN] fehlt Michel.
  4. Zu ergänzen zu [GNEDIC]H.
  5. Mittelbalken des E fehlt.

Anmerkungen

  1. Die Initialen ließen sich nicht auflösen.
  2. Ps 55,23.
  3. Wappen Haxthausen (Wagenflechte); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 66 u. Bd. 2, Tafel 160; das Wappen ist allerdings stark abgetreten.
  4. Wappen Kerssenbrock (Schrägbalken, belegt mit drei Rosen); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 29 u. Tafel 73.
  5. Wappen Oeynhausen (viersprossige Leiter); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 95 u. Bd. 2, Tafel 230.
  6. Wappen Quernheim (Balken); vgl. Spießen, Wappenbuch, Bd. 1, S. 102 u. Bd. 2, Tafel 251.
  7. In der Ahnenprobe sind die Wappen der Großmütter vertauscht: Anna Maria von Oeynhausen war die Tochter des Rab Arndt von Oeynhausen und der Magdalena von Kerssenbrock, die Eltern des Tönnies Wulf von Haxthausen waren Johann von Haxthausen und Lucia von Quernheim (Grotefend, Geschichte des Geschlechts von Oeynhausen, Teil 3, S. 94 u. 98; z. T. andere Vornamen sind angegeben bei Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 6, ohne Seitenzählung, Grabstein 11).
  8. Auch in Bückeburg war er Drost (Bei der Wieden, Die leitenden Beamten, S. 340).
  9. Die biographischen Angaben nach der Leichenpredigt für Johann Hilmar von Haxthausen, fol. C Iv–C IIIr.
  10. Albrecht, Adelshöfe in Bückeburg, S. 20.
  11. Die Angaben der Grabplatte werden bestätigt durch das Titelblatt der Leichenpredigt für Johann Hilmar von Haxthausen.
  12. Leichenpredigt für Johann Hilmar von Haxthausen, fol. A IIr.

Nachweise

  1. Michel, Grabsteine, in: Schaumburg-Lippische Heimat-Blätter 10 (1959), Nr. 6, ohne Seitenzählung, Grabstein 11.

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 556 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0055606.