Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 391 Hattendorf, St. Eligius 4. V. 16. Jh.

Beschreibung

Epitaph für einen unbekannten Verstorbenen. Stein. Das Epitaph in Ädikulaform ist an der südlichen Außenwand des Langhauses angebracht. In der Nische des Hauptgeschosses, die links und rechts von Beschlagwerkleisten begrenzt wird, ist unter einem Rundbogen der Verstorbene kniend vor einem Kruzifix mit dem Titulus A dargestellt. Er ist mit einer Halskrause und einem kurzen Mantel bekleidet. Am Fuß des Kreuzes zwei Wappen mit den eingehauenen Beischriften B innerhalb der Wappenschilde sowie ein Hut. In der Sockelzone eine Rollwerkkartusche mit der Inschrift C. Eine weitere Inschrift D im Gebälk. Im Giebelfeld ein Engelskopf. Inschriften A, C und D erhaben in vertieften Feldern.

Maße: H.: 220 cm; B.: 110 cm; Bu.: 4 cm (A, D), 2 cm (B), 4,3 cm (C).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A, B, D), schrägliegende Kapitalis mit Versal (C).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Inga Finck) [1/2]

  1. A

    I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDAEORVM)1)

  2. B

    G K // E K

  3. C

    ICH BIN DE AVF(F)ERSTEHNGa) · VND / DAS LEBEN WER · AN MI GLAVBET / DER WERDT LEBEN · OB ER GLEICK / STVRBE · VND WOL DAR LEVET VND / LOVET AN MI DE WERT NVMMER / STERVEN2) : IOHANNIS · AM · XI

  4. D

    LAVE DEN HEREN MINE SEELE · VNDE ALLENT / WAT IN MI IS · SINEN HILLIGEN NAMEN3) · PSAL(M) · CIII

Wappen:
?,4) ?5)

Kommentar

Die schrägliegende Kapitalis ist sehr gleichmäßig ausgeführt; die Schattenstriche sind verhältnismäßig breit. Die Balkenenden sind keilförmig verbreitert. Beim R kleiner Bogen, der oberhalb der Mittellinie endet. Spitzovales O. Der untere Schrägbalken des K ist geschwungen. Das obere Bogenende des G ist gegabelt. Der Schaft des Versals I in ICH mit Ausbuchtung, das I in IOHANNIS mit Nodus. Beim verschränkten W liegen die beiden mittleren Schrägschäfte übereinander, so dass sich ein plastischer Effekt ergibt. Das Epitaph ist vermutlich Johann Robin zuzuschreiben (vgl. Einleitung Kap. 8.4).

Die Datierung noch ins 16. Jahrhundert wird durch die niederdeutschen Elemente (z. B. LEVET, LOVET, MI, STERVEN, LAVE, WAT, HILLIGEN) bestätigt. Die Identität des eher jugendlich dargestellten Verstorbenen ließ sich nicht ermitteln; vermutlich ist er einer bürgerlichen Schicht zuzuordnen.

Textkritischer Apparat

  1. Statt AVF(F)ERSTEHVNG; vermutlich Haufehler.

Anmerkungen

  1. Io 19,19.
  2. Jh 11,25f.
  3. Ps 103,1.
  4. Wappen ? (Hausmarke H21; die gleiche Hausmarke ist auf dem Pastorenbildnis des Johann Hennecke in der Stadthäger St. Martini-Kirche abgebildet; vgl. Nr. 458).
  5. Wappen? (Krone, drei Sterne balkenweise, zwei Balken).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 391 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0039109.