Inschriftenkatalog: Landkreis Schaumburg

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 104: Landkreis Schaumburg (2018)

Nr. 380 Lauenau, Heimatmuseum, Am Rundteil 11 1600

Beschreibung

Wappenstein. Der Stein befand sich ursprünglich an dem von Otto von Münchhausen erbauten Armenhaus. Das Haus wurde kurz nach 1830 verkauft und schließlich abgebrochen, der Stein wurde über der Einfahrt an der Südseite der Hofmeisterwohnung des Guts Schwedesdorf (jetzt Heimatmuseum) eingesetzt.1) Der Stein zeigt ein Kruzifix mit dem Titulus A. Am Kreuzfuß ein stilisierter Golgathahügel mit einem Schädel und zwei gekreuzten Knochen, links daneben das Steinmetzzeichen M38, das unten beschnitten ist, und die Initiale B. Am oberen Rand des Steins die Inschrift C. Unterhalb des Kruzifixes auf der linken Seite ein Vollwappen, darüber in einem halbrund gebogenen Schriftfeld die Inschrift D. Auf der rechten Seite ein oben rund abgeschlossenes Schriftfeld mit der Inschrift E. Oberhalb der ersten Zeile der Inschrift E nebeneinander ein Lothringerkreuz, ein Stern und ein von Strahlen umgebenes griechisches Kreuz. Alle Inschriften sind erhaben in vertieften Feldern ausgeführt. Der Stein scheint am unteren Rand leicht beschnitten zu sein.

Maße: H.: 81,5 cm; B.: 89 cm; Bu.: 2 cm (A), 0,4 cm (B), 6,1 cm (C), 4,2 cm (D), 4,7–5 cm (E).

Schriftart(en): Schrägliegende Kapitalis (A, C), Kapitalis (B), schrägliegende Kapitalis mit Versalien (D, E).

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Katharina Kagerer) [1/1]

  1. A

    · I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM) ·2)

  2. B

    Wa)

  3. C

    ANNO D(OMI)NI // · 1·600 ·

  4. D

    OTTO · V(ON) · / MVNCHHVSEN

  5. E

    STRAFFE DEN / GOTTES HANDT / DER VON DIESER / ANORDENVNG / ETWAS ABWANDTb)

Versmaß: Deutsche Reimverse (E).

Wappen:
Münchhausen3)

Kommentar

Eng spationierte schrägliegende Kapitalis mit schmaler Strichstärke. Mehrere Ligaturen. Der untere Schrägbalken des K und die Cauda des R sind geschwungen und weisen eine starke Bogenverstärkung auf. S mit langgestrecktem Mittelteil. Die Cauda des G ist unten gegabelt. B mit weit nach rechts gezogenem unterem Bogen. Der Schaft der 1 ist unten gegabelt, wobei das nach rechts weisende Ende oberhalb der Grundlinie ansetzt. Die Buchstabenformen weisen auf den Stadthäger Bildhauer Werner Bartermann (s. Einleitung Kap. 8.4), ebenso des Gesicht des Gekreuzigten (vgl. die Aposteldarstellung auf dem Hohnhorster Taufbecken, Nr. 412). Das Steinmetzzeichen auf dem vorliegenden Stein scheint mit dem Steinmetzzeichen auf dem Wappenstein Nr. 386 identisch zu sein.

Das von Otto von Münchhausen (zu ihm Nr. 379) errichtete Armenhaus befand sich im Ortsinneren von Lauenau. In der Leichenpredigt auf Otto von Münchhausen erwähnt der Pastor Paul Schmied ausdrücklich, dass er die armen versorget habe.4) Die Inschrift E ist so zu verstehen, dass derjenige bestraft werden soll, der dieser Einrichtung bzw. Stiftung (ANORDENVNG) etwas entzieht oder entfremdet.5)

Textkritischer Apparat

  1. Möglicherweise aufzulösen als W(ERNER).
  2. ABWANDT] ABGEWANDT Neukirch.

Anmerkungen

  1. Stölting/von Münchhausen, Rittergüter, S. 206; vgl. Parisius, Das vormalige Amt Lauenau, 1911, S. 173.
  2. Io 19,19.
  3. Wappen Münchhausen (Mönch); vgl. Siebmacher, Wappenbuch, Bd. 3, Abt. 2,1, S. 274 u. Tafel 325.
  4. Leichenpredigt für Otto von Münchhausen, fol. G Iv.
  5. Vgl. Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, Bd. 1, Sp. 490f. s. v. „abwenden“, Bedeutung 7.

Nachweise

  1. Mithoff, Fürstenthum Calenberg, S. 115 (C–E).
  2. Von Münchhausen, Geschlechts-Historie, S. 107 (in Paraphrase).
  3. Parisius, Das vormalige Amt Lauenau, 1911, S. 173 (C–E).
  4. Stölting/von Münchhausen, Rittergüter, S. 206 (C–E).
  5. Hesse, Heimatkundliche Wahrzeichen, S. 160, Nr. 422 (C–E).
  6. Neukirch, Renissanceschlösser Niedersachsens, Bd. 1, S. 245 (E).
  7. Kdm. Kreis Springe, S. 123 (C–E).

Zitierhinweis:
DI 104, Landkreis Schaumburg, Nr. 380 (Katharina Kagerer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di104g020k0038002.